SS-Ansiedlungsstab Südmark, Planungsabteilung, SS-Obersturmführer Alexander Dolezalek, Posen, 11.01.1942 (1).


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Anlage zu dem Generalsiedlungsplan der Grenzsiedlungszone der Untersteiermark.



I. Die Gegebenheiten


1. Der Raum.

a. Alle bisherigen Ansiedlungsplanungen im Rahmen der großen Konzentrationen des deutschen Volkstums durch die Umsiedlungen der letzten 2 Jahre begannen mit zwei fundamentalen Überlegungen:

  Wie ist die biologische, soziale und wirtschaftliche Struktur der betreffenden Umsiedlergruppe?

In welchem Raume kann und muß diese Gruppe so angesiedelt werden, daß sie sich schnell heimisch fühlt und den wirtschaftlichen Anforderungen dieses Raumes gerecht werden kann?

In der Untersteiermark war zum ersten Mal eine solche Diskussion nicht mehr möglich. Zu Beginn meiner Arbeit stand ich bereits vor der unumstößlichen Tatsache, daß ein ganz bestimmt abgegrenzter Raum als Ansiedlungsgebiet für eine ebenso feststehende Umsiedlergruppe vorgeschrieben war.

Schon am ersten Tag konnte festgestellt werden:

  Daß der Raum zwar notdürftig ausreichte, aber nicht genug Bewegungsfreiheit ließ, um die Volksgruppe nach den obigen Gesichtspunkten befriedigend anzusetzen und

daß der Raum in seiner natürlichen Zusammensetzung nicht den Bedürfnissen der in Betracht kommenden Umsiedlergruppen entsprach.

Auf diese zwei bereits in der Anlage des Siedlungsplanes liegende Fehler gehen letzten Endes alle entstandenen und noch entstehenden Schwierigkeiten zurück.

Es ist hier nicht der Raum, auf die Struktur des Ansiedlungsgebietes innerhalb der Kreise Rann und Trifail ausführlich einzugehen. Ich verweise hier auf die Kreisberichte der Hauptabteilung Planung und Boden (Kommission Dr. Morgen).

Vom agrarpolitischen übergeordneten Standpunkt muß jedoch hervorgehoben werden, daß der südlichst gelegene und klimatisch besonders begünstigte Ansiedlungsraum innerhalb der wirtschaftlichen Neuordnung eine besondere Aufgabe und Bedeutung hat. Er ist nicht nur ein ausgesprochenes Weinland, sondern auch durch die Natur dazu vorbestimmt, hochwertiges Saatgut für den Anbau von Ölfrüchten, Medizinal- und Textilpflanzen in den Süd-Ostländern Europas herzustellen. Dieser Gesichtspunkt wird in dem Gutachten von dem Leiter des Südost-Agrarinstitutes Wien, Dozent Dr. Hausmann, besonders hervorgehoben.

Diese wirtschaftspolitische Sonderstellung des Rann-Gurkfelderbeckens stellt an die Siedler besondere Anforderungen. Neben den Wein- und Obstkulturen, neben der Wald- und Viehwirtschaft dieses Raumes und den übrigen bekannten Besonderheiten, mußte diese agrarpolitische Zielsetzung bei der Planung berücksichtigt werden.



2. Der Mensch.

a. Die Schwarzmeerdeutschen.

Neben den unter Ziffer b. behandelten Umsiedlern aus der Gottschee sind der Untersteiermark schwarzmeerdeutsche Weinbauern zur Ansiedlung zugewiesen, die eine ausgezeichnete Ergänzung in wirtschaftlicher und biologischer Hinsicht zu den Gottscheern darstellen. (vergl. Ziffer 2 g)

Der Begriff Schwarzmeerdeutsche wird hier angewandt, weil die Bessarabien- und Dobrudschadeutschen historisch und soziologisch eine Einheit bilden.

Die Bessarabiendeutschen in der Untersteiermark stammen zum weitaus größten Teil aus der Siedlung Schaba. Ich verweise im einzelnen auf die ausführliche Darstellung dieser Dorfgemeinschaft in den Berichten von Diplomlandwirt Müller. An dieser Stelle seine nur die für die Planung wichtigsten Gesichtspunkte herausgestellt:

  Das Deutschtum in Schaba hat seit der Gründung einen ständigen scharfen Volkstumskampf mit der französischen Mehrheit in diesem Dorfe, die heute A-Fall geworden ist, geführt. Durch diese ständige Auseinandersetzung im Volkstumskampf sind sie für die Grenzsiedlung sehr geeignet.

Schaba ist nicht eine Kolonie von Winzern, sondern von Weinbauern, d.h. sie haben zwar von allen bessarabischen deutschen Dörfern den Weinbau am stärksten betrieben, waren aber auch Ackerbauern und Viehzüchter. Sie können also keinesfalls in ihrer Wirtschaftsführung mit den Winzern in der Ostmark, im Altreich oder gar mit den windischen Vorbesitzern in Wissel-Weinzell verglichen werden. Die Bessarabiendeutschen aus Schaba haben einen sehr erheblichen Landanspruch, dem in der Untersteiermark nur teilweise entsprochen werden kann. Die Großbauern von Schaba mußten infolgedessen abgetrennt und dem Osten zugewiesen werden, sofern sie nicht bereit waren, ihren Ackeranspruch sich umrechnen zu lassen. Die Weingärten in Schaba waren eben nur sanft geneigt, die Bearbeitung konnte mit Hilfe von Pferden erfolgen und zwar durch die eigenartige Bodenbeschaffenheit, die die Reblaus nicht zuließ, gegenüber dem untersteierischen Weinbau verhältnismäßig leicht und arbeitsersparend. Freilich waren seit dem Fortfall von Odessa als Absatzgebiet die Preise verhältnismäßig gering. Der Durchschnittsertrag lag aber dreimal so hoch wie der in der Grenzsiedlungszone.

Die Schwarzmeerdeutschen und insbesondere die Kolonisten von Schaba haben bereits manche Züge des Farmers. Sie sind nicht nur gewöhnt, auf großen Flächen mit Maschinen zu arbeiten, in fast üppigen Häusern zu wohnen, sondern sie sind in ihrer ganzen Art mehr Kolonisten als Siedler. Ihre Wirtschaftsführung war bis in die letzten Jahre hinein ausgesprochen extensiv. Mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand an arbeitendem Personal konnten sie auf den Schwarzerdeböden noch gute Erträge erzielen. Allerdings liegen die Durchschnittserträge unter denen des Reiches; der Reingewinn war jedoch höher. Diese ihre bisherige Wirtschaftweise hat die Schwarzmeerdeutschen insofern verwöhnt, als es ihnen nun schwer fallen wird, den Boden zu düngen, die Viehhaltung zu erhöhen und vor allem die Arbeit am Weinberg mit der Hand zu erledigen. Die Bessarabiendeutschen müssen sich in der Untersteiermark noch mehr umstellen als in den angegliederten Ostgebieten, weil ein Maschineneinsatz, wie sie es gewöhnt sind, bei der dortigen Geländegestaltung nur in beschränkterem Maße möglich ist.

Die harte Aufbauarbeit in den ersten Jahrzehnten und die ständige Auseinandersetzung im Wirtschaftskampf mit dem fremden Volkstum hat ähnlich wie im Donauschwabentum, auch bei den Schwarzmeerdeutschen eine unverkennbar materialistische Lebensauffassung zur Folge gehabt.

Die Siedlung Schaba lag in günstiger Verkehrslage zwischen einem Liman und Akkermann. Die Bessarabiendeutschen stellen daher hoh. Ansprüche bezüglich ihrer Marktlage und ihrer Verkehrverbindungen.

Das Bauerntum ist biologisch und rassisch gut. Im Gegensatz zu dem Bauerntum im Altreich hat in den Siedlungen am Schwarzen Meer nicht eine jahrzehntelange Gegenauslese durch die Landflucht die besten Blutsträger herausgezogen. Innerhalb dieser Volksgruppe, die insgesamt rd. 90.000 Menschen umfasst, befanden sich bei der Umsiedlung nur etwa 100 städtische Familien. Es gibt wohl kein Gebiet im Altreich, in dem noch ein so gesundes und gebundenes Bauerntum vorhanden ist, wie in diesen Schwarzmeersiedlungen.

Es kann infolgedessen nicht Wundern nehmen, daß in diesen Schwarzmeersiedlungen viele Führungskräfte - oft noch unterentwickelt - vorhanden sind. Die besonders günstigen wirtschaftlichen Bedingungen in Schaba haben in dieser Kolonie dazu geführt, daß auch eine ganze Reihe von Akademikern darunter sind. Auch diese waren aber an die Scholle gebunden und haben einen erheblichen Landanspruch, der ihnen jedoch nur verrechnet werden kann.

Im übrigen verweise ich auf die Informationsunterlage 3 der SS-Ansiedlungsstäbe Posen und Litzmannstadt, Planungsabteilung.

Neben der Dorfgemeinschaft Schaba werden in der Untersteiermark noch angesiedelt: ein Teil der Hektargemeinde Schabolat und einzelne Weinbauern aus den übrigen bessarabischen Mutter- und Tochterkolonien, sowie einige Streusiedlungen (vergl. hierzu den Vermerk über die bessarabiendeutschen Weinbauern).

Für die Dobrudschadeutschen gilt im wesentlichen dasselbe wie für die Bessarabiendeutschen; denn sie sind nahezu ausschließlich aus dem bessarabischen Deutschtum hervorgegangen. Es bestehen jedoch folgende Unterschiede zwischen den Dobrudschadeutschen und der bessarabischen Dorfgemeinschaft Schaba:

  Der Weinbau stand bei diesen dobrudschadeutschen Siedlern nicht so sehr im Vordergrund wie bei Schaba. Sie waren vielmehr Ackerbauern mit Weingartenbesitz. Es hat sich auch bei den Besprechungen mit den Vertretern dieser Volksgruppe immer wieder herausgestellt, daß ein Teil bereit ist, auf den Weingarten zu verzichten und auf den ebenen Flächen im Osten angesiedelt zu werden. Da die Dobrudschadeutschen nur wegen ihres Weinbaues in die Untersteiermark hineingenommen werden sollten, kam eine Ansiedlung dieses Teiles von vornherein nicht in Frage.

Die Dobrudschadeutschen sind eine erheblich jüngerer Volksgruppe als die Bessarabiendeutschen und haben sich mehr kolonisatorische Fähigkeiten bewahrt als diese. Sie sind härter, widerstandsfähiger und aufbauwilliger. Sie sind die kinderreichste, außendeutsche Volksgruppe. 59,9 Geburten auf 1000 gegenüber (?) im Altreich.

Für die Ansiedlung in der Untersteiermark kommen in erster Linie die Weinbauern aus Fachda in Frage, ferner einzelne Weinbauern aus Cobadin usw. Fachda lag in günstiger Verkehrslage an der Eisenbahnstrecke Constanza - Bukarest, dicht an der Donauniederung und auf einer flachen Anhöhe. Sie haben im Gegensatz zu Schaba vorwiegend Rotweine erzeugt.


b. Das Gottscheer - Deutschtum.

Auch hier soll nicht etwa eine umfassende Darstellung dieser deutschen Volksgruppe gegeben werden, sondern nur die Gesichtspunkte zusammengetragen werden, die die Ansiedlungsplanung beeinflussen. Im übrigen wird auf den Artikel Gottschee im Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums, sowie auf den Bildband von Otterstädt verwiesen.

Über die rassische Zusammensetzung der Volksgruppe hat die EWZ-Durchschleusung folgendes ergeben:

  "Die Gottscheer stellen eine, im ganzen gesehen überraschend einheitliche Mischung dinarischer, westischer und nordischer Anteile dar. Hierbei ist der dinarische und westische Anteil führend. Ostische und ostbaltische Elemente sind hierbei verhältnismäßig gering."
Aus dieser rassischen Struktur erklärt sich die eine Seite des Gottscheer-Menschentums.

Die Veranlagung des Gottscheer Menschen ist weich und gemütstief. Innere Schwere stehen bei ihm in eigenartiger Weise neben deutscher Fröhlichkeit und Lebenswillen. Gerade in dieser Volksgruppe haben sich durch die Abgeschlossenheit und die jahrhundertelange Inzucht die dinarischen Charaktereigenschaften nach der guten und schlechten Seite hin entwickelt.

Die EWZ - Durchschleusung hat im einzelnen folgendes ergeben:

  Note
"
"
"
I
II
III
IV
0,76 %
40,05 %
53,22 %
5,97 %

Die EWZ fasst zusammen: Die Gottscheer "gehören mit zu den besten Umsiedlern, die bisher von der EWZ erfasst worden sind."

Das erbbiologische Bild stimmt freilich etwas bedenklicher. Erbkrankheiten waren in den Sippen häufig vertreten, so daß eine größere Zahl von Herden selbst bei Anlegung eines milden Maßstabes infolge erbbiologischer Bedenken zum Einsatz im Altreich bestimmt werden mußten.

In dieser kleinen Volksgruppe wurden allein bei der Durchschleusung 86 Personen festgestellt, die erbkrank im gesetzlichen Sinne waren. Auf diese erbbiologische Gefährdung mußte bei der Ansiedlungsplanung Rücksicht genommen werden.

Die andere Seite des Gottscheer-Menschentums ist ein Ergebnis der Umwelteinflüsse. Diese seien hier aufgezählt, soweit sie für die Planung von Belang sind.

  Die Gottscheer sind, verglichen mit den Bessarabiendeutschen, eine "alte" Volksgruppe, d.h. sie haben 600 Jahre hindurch in der Abgeschlossenheit ihres Hochlandes gelebt, ohne durch die Binnenwanderung innerhalb des Volkskörpers neues Blut zugeführt zu erhalten. Alleine diese Tatsache erklärt es, daß die Gottscheer Sprache diese ausgeprägt Althochdeutschen Züge behalten konnte, die aus ihr ein Sprachdenkmal ersten Ranges gemacht haben.

Das Gottscheer Hochland besteht aus einzelnen in sich geschlossenen Teillandschaften, in die es bei der Ansiedlung wieder zerlegt werden konnte.

  Das Land mit der Stadt Gottschee (450 m)
Das Tal der Moschnitze (200 m)
Das Hinterland (510 m)
Das Suchener-Hochtal (750 m)
Die Kesseltaler Landschaft
Das Unterland
Das Tal von Altlag.

Von dieser inneren Gliederung ist bei der Vorplanung ausgegangen worden. Schon bei dem Grobplan aber erwies sich eine weitere, feinere Unterteilung als notwendig.

Das Gottscheer-Land besitzt in der Stadt Gottschee einen ausgesprochenen Mittelpunkt, auf den alle Teillandschaften mit Ausnahme von Suchen und Tschermoschnitz ausgerichtet sind. Da im Ansiedlungsraume ein solch klarer Mittelpunkt nicht vorhanden ist, entstand hieraus eine besondere Problematik.

Der Wald bedeckt in der Gottschee 40 % der gesamten Bodenfläche und ist noch im weiteren Vordringen auf Kosten der Hutweide begriffen. Der Wald ist das Rückgrat des gottscheer Bauerntums. Im Ansiedlungsgebiet ist dagegen die zur Siedlung besonders geeignete Fläche sehr waldarm. Es bedarf keiner Erläuterung, daß dort die Ansiedlung von Bauern, deren Boden oft zu 4/5 tel mit Wald bestanden war, außerordentlich schwierig ist.

Auch aus der Bodenart ergaben sich besondere Planungsschwierigkeiten. In den breiten Tälern und Kesseln der Gottschee findet sich stellenweise sehr fruchtbare und fette Humuserde, die von den Bergwäldern heruntergeschwemmt wird. Der gleiche Boden ist in den Dolinen, mit denen die Gottschee übersät ist (vgl. jugoslawische Fünzigtausendkarte) und die mehrere hundert Meter groß sein können, zu finden. Ein derartiger Boden ist im Ansiedlungsgebiet nicht vorhanden. Ähnlich wie die Bessarabiendeutschen wird daher ein Teil der Gottscheer, wenn auch nur ein sehr kleiner, bodenmäßig schlechter gestellt sein als in der alten Heimat. Über die Schwierigkeiten im einzelnen vgl. Ziffer 2.

Ganz überwiegend besteht das Ackerland in der Gottschee aus mittelschwerem Lehmboden, im Hinterland und Suchener Hochland aus Tonschieferböden. Im übrigen ist die Gottschee als typische Karstlandschaft (sogen. "Halbkarst") ein steinübersätes unfruchtbares Hochland mit oft recht dünner Ackerkrume, auf dem Buchweizen, Hirse und Hafer gedeihen, besonders bevorzugt wird vom Gottscheer der Anbau von Mais.


  Die Kulturarten verteilen sich wie folgt: 
    In d. Gottschee 1930 Im Ansiedlungs.Gebiet
  Ackerland
Wiese
Hutweide
Wald
Sonstiges
Weingärten
 8.7
18.2
28.0
43.9
 1.2

  27.6
20.3
38.4
 8.2

 4.9

Diese Gegenüberstellung zeigt deutlicher als alle anderen Darstellungen, wie unterschiedlich das Aus- und Ansiedlungsgebiet ist, wie schwierig die Planung sein muß, und welch große Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit der Gottscheer gestellt werden müssen.

Bei der Betrachtung der Entwicklung des Kulturartenverhältnisses stimmt bedenklich, daß die Wiese sich seit der Zeit vor dem Weltkriege zu 4 % in eine nahezu unproduktive Hutweide verwandelt hat und die Hutweide trotzdem um 7,5 % zurückgegangen ist. Acker, Wiese und Weide verminderten sich insgesamt in diesem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von 1890 bis 1930 um 11,1 %, so daß sogar Volker Dick zur Schlußfolgerung kommt: "Wir können das Vordringen des Waldes geradezu als ein Zurückgehen des Lebenswillens und des Siedlergeistes werten".

Der wirtschaftliche Verfall zeige sich am deutlichsten an dem wichtigsten Teile der Gottscheer Landwirtschaft, der Viehzucht: In dem gleichen Zeitraum verminderten sich die Vieheinheiten pro Kopf der Bevölkerung von 0,88 auf 0,62.

Jedoch muß an dieser Stelle ausdrücklich davor gewarnt werden, aus dieser historischen Entwicklung allzu weitgehende Schlußfolgerungen zu ziehen: Das Gottschee-Deutschtum hat diese Gefahr klar erkannt, und hat sich in den letzten Jahren entschlossen zur Überwindung der Gefahren aufgerafft.

Ähnlich wie in Bessarabien war auch in der Gottschee eine Besitzzersplitterung eingetreten, die hier jedoch noch erheblich weiter ging.

Volker Dick hat durch Befragen von 250 Hausierern über die Anzahl der Äcker folgendes festgestellt:


 5
10
20
30
40
50
-
-
-
-
-
-
10
20
30
40
50
60
Äcker
"
"
"
"
"
96
92
46
11
4
1
Besitzer
"
"
"
"
"

Geradezu katastrophal hat sich die Auswanderung ausgewirkt, die zur Folge hatte, daß heute fast doppelt soviel Gottscheer in Amerika leben, als in der alten Heimat. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste das Gottscheer-Deutschtum ca. 23.000 Personen, heute jedoch nur noch rund 13.000. Ein solcher Rückgang ist nur noch in der baltendeutschen Volksgruppe festzustellen gewesen. Vor allem in den höher gelegenen Dörfern trifft man allenthalben die Ruinen der Häuser von Auswanderern, einige Streusiedlungen sind völlig zu Wüstungen geworden.

Auch die Geburtenkurve fällt in der Gottschee in den letzten Jahrzehnten steil ab. Der Altersaufbau weist sehr deutlich einen Einschnitt auf. Durch die Auswanderung der Personen zwischen 20 u. 65 Jahren liegt deren Anteil an der Gesamtbevölkerung mit 48,2 % erheblich niedriger als bei der Bevölkerung im deutschen Reich (60,2 %). Hierdurch steigt der verhältnismäßige Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung. Da die Geburtenzahlen trotz des Absinkens noch etwas über denen im Altreich liegen, erreicht der Anteil der Kinder u. Jugendlichen an der Gesamtheit die Höhe von 41,6 % gegenüber 31,9 % im Altreich. Aus den oben erwähnten Gründen ergibt dieser Zahlenvergleich jedoch noch ein zu positives Bild der tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung.

Besonders schwerwiegende Auswirkungen hat der seit Jahrhunderten nebenberuflich ausgeübte Hausierhandel gehabt. Obgleich dieser Gelderwerb auf dem flachen Lande so schwer war, daß der Gottscheer im Frühjahr gerne nach Hause zurückgekehrt ist, hat sich doch aus dem bäuerlichen Siedler ein beweglicher, weltoffener Mensch entwickelt, der manchen Zug von einem Händler, wie dies Volker Dick nennt, angenommen hat. Er hat sich auf seinen Reisen eine Menschenkenntnis erworben und ist einsichtig geworden, so daß er schneller als die Schwarzmeerdeutschen Bauern von einer ihm gut erscheinenden Sache zu überzeugen ist. Durch den Hausierhandel ist er auch gewöhnt, ausschließlich für die eigene Tasche zu wirtschaften und eignet sich daher im Vergleich zu den Schwarzmeerdeutschen schlecht zu gemeinsamen Aktionen, Genossenschaften u. ä. Dies hat sich bereits in den ersten Wochen nach der Quartieranweisung bestätigt.

Solange das Hausiergeschäft blühte, sah er in vielen Fällen in der Landwirtschaft nur einen Nebenerwerbszweig, der ihm die Nahrungsmittel für den Unterhalt der Familie liefern sollte, während "die Bareinnahmen durch das Hausieren oder auch durch Unterstützung seitens der amerikanischen Verwandten beschafft wurden".

Als der Hausierhandel zurückging, fiel es ihm schwer, sich völlig auf die Landwirtschaft einzustellen, da er nicht gewohnt war, im Hof seinen Lebenssinn zu erkennen. "Der Gottscheer", sagt Volker Dick, "ist gewohnt, an eine Rettung von außen zu glauben."

Diese Einstelllung und ein gewisser Mangel an bäuerlicher Haltung, der von allen objektiven Beobachtern der Gottschee immer wieder festgestellt wurde, wird nicht unerhebliche psychische Schwierigkeiten bei der endgültigen Ansiedlung verursachen.

Deshalb ist bei vielen Bauern der geschäftliche Sinn überaus gut entwickelt, so daß sie mehr noch als andere Umsiedler auf ihren Vorteil bedacht sein werden. Dieses ist jedoch nur die negative Seite einer im übrigen guten Eigenschaft. Denn die Beweglichkeit und Aufnahmefähigkeit des Gottscheers wird ihn andererseits in die Lage versetzen, die Vorteile des neuen Raumes, der Intensivkulturen des Weinbaues usw. schnell zu erkennen und sich umzustellen.

Die Hauptlast der Arbeit ruhte bisher auf der Frau. Sie mußte einen großen Teil der Feldarbeit leisten und den Haushalt führen, solange der Mann dem Hausiergeschäft nachging. Von allen nüchternen Beobachtern der Gottschee wird bestätigt, daß dieser Teil der Gottscheer Männer einen unverkennbaren Hang zur Bequemlichkeit habe. Es ist also damit zu rechnen, daß diesem Teil (!) die schwere Arbeit auf den wesentlich größeren Äckern und vor allem in den Weingärten des Ansiedlungsgebietes sehr schwer fallen wird. Es wird daher vorgeschlagen, bei der Hofzuweisung zunächst vorsichtig zu verfahren, unter allen Umständen aber ausreichend Land zur Hofvergrößerung zu belassen. Bei der Ansiedlungsplanung wurde überall ein entsprechender Spielraum gelassen.

Ein besonders schöner Zug des Gottscheers ist seine Heimatliebe. Er hängt an seinem Gottscheer Land und kehrt stets gerne dorthin zurück. Im Gegensatz zu den reichsdeutschen Auswanderern bleibt der Gottscheer in Amerika seiner Heimat verbunden, unterstützt sie nach Kräften und kehrt oft in späteren Jahren wieder zurück. Gerade diese Anhänglichkeit an die alte Heimat birgt aber bei der Ansiedlung mancherlei Gefahren. Der Siedler aus der Gottschee wird noch stärker unter einem Heimweh leiden, wie dies überdies schon bei den Umsiedlern der Fall ist. Vor allem aber wird mancher auch an eine Rückkehr denken, so lange die Gottschee nicht mit anderen Siedlern besetzt ist, was so bald nicht geschehen wird.

Die Zahl an deutschen Handwerkern ist in der Gottschee verhältnismäßig gering; die am Rande gelegenen Gemeinden haben ihren Bedarf zum guten Teil in den slowenischen Bezirksstädten gedeckt. Das Entstehen eines eigenen starken Handwerkes wurde vielfach durch die mehrmonatige Abwesenheit der Männer gehemmt. Einzelne Gewerbezweige, wie z.B. Bauhandwerker, wurden vorwiegend von Slowenen ausgeübt. Weil das Ansiedlungsgebiet von allen Bewohnern, also auch den Handwerkern geräumt worden ist, mußten sich hier für unsere Arbeit große Probleme ergeben: Wie schließen wir die Lücken im Sozialaufbau der Gottscheer?

Die besondere Begabung der Gottscheer für Unternehmer-Berufe hat dazu geführt, daß man - einmal aufmerksam geworden - überall auf Gottscheer als Industrielle, Kaufleute usw. stößt, die sich durchweg gut durchgesetzt haben.

Trotz der in aller Eindeutigkeit herausgestellten negativen Entwicklung muß immer wieder betont werden, daß die völkische Substanz hierdurch nicht angegriffen worden ist. Dies wird von allen objektiven Beobachtern der Gottscheer stets wieder bestätigt. Hieran darf der Ansiedlungsstab auch nicht irre werden, wenn - wie bei jeder Umsiedlung seit Jahrhunderten - eine ganze Flut von Greuelmärchen über die Gottscheer herumspuken wird.

Der beste Beweis dafür, wie gesund die Volksgruppe in ihren Kern ist, mag in dem nationalen und wirtschaftlichen Aufbruch gesehen werden. Wenn auch mancher Anstoß und manche direkte und indirekte Förderung von außen hereingetragen worden ist, namentlich durch die Tätigkeit von Volker Dick. E. Dummer u.n., so ist die Arbeit doch durch die Volksgruppe selbst getragen worden. Es bedeutete schon eine Reform an Haupt und Gliedern, wenn die Volksgruppe sich auf den Weg begab, durch Selbsthilfemaßnahmen ohne äußere Hilfen emporzukommen, von der Naturalwirtschaft zur Marktwirtschaft überzugehen und nun systematisch Hof für Hof und Dorf für Dorf auf die neue Aufgabe umzustellen.

Die vorbildliche politische Ausrichtung und Geschlossenheit dieser außendeutschen Volksgruppe und ihrer Mannschaft ist so bekannt, daß sie keiner Erwähnung bedarf.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Gottscheer sind eine im Kern durchaus gesunde Volksgruppe, die ihre Aufgabe gerecht werden wird. Die ungeeignete Abgrenzung des Ansiedlungsgebietes erschwert jedoch die Ansiedlung sehr. Trotzdem muß alles getan werden, um die Ansiedlung so durchzuführen, daß sie gleichzeitig eine wirtschaftliche und biologische Fortentwicklung auf dem bereits von der Volksgruppe selbst beschrittenen Weg bedeutet. Durch die Umsiedlungsoperation kann der langwierige wirtschaftliche Genesungsprozess der Volksgruppe ungeheuer abgekürzt werden, falls die Operation gelingt. Der Planung fällt hierbei eine besondere Verantwortung zu.


c. Das Buchenlanddeutschtum

Diese kleinste Umsiedlergruppe besteht aus zwei sehr verschiedenen Teilen:

  den sogen. Ost-Fällen, d.h. den Handwerkern, die aus allen Dorfgemeinschaften herausgerissen und zur Ansiedlung in Untersteier bestimmt worden sind. Nur der letzte Rest von ihnen wird in der Grenzzone angesiedelt, um bestehende Lücken zu füllen.

einer Berg- und Waldbauerngruppe, die für den wesentlichsten Zipfel des Savestreifens vorgesehen ist, über die aber noch von keiner Seite endgültig entschieden worden ist. Vgl. hierüber den gesonderten Vermerk.

Diese bunt zusammengewürfelte Gruppen von Buchenlanddeutschen haben wenig gemeinsame Züge. Sie sind teils deutsch-böhmischer, teils schwäbisch-pfälzischer, größtenteils aber sippendeutscher Stammesart. Historisch gehen die Siedlungen auf drei verschiedene Ursprünge zurück, sämtlich sind die Siedlungen aber älter als die der Dobrudscha und auch Bessarabiens; sie sind in ihrer Veranlagung weicher, hängen überaus stark an ihrer Dorfgemeinschaft. Später wird eine zweite Wanderung der Buchenlanddeutschen einsetzen. Die Dorfgemeinschaften, Sippen und Freundschaften werden sich in dem Gau zusammenziehen, wo die zufriedensten Briefe herkommen.

Die Buchenlanddeutschen sind in dem k.u.k. Musterländchen, der Bukowina, mit zahllosen anderen Völkerschaften zusammengekommen, so daß namentlich die Städter in den Bewegungen, der Sprechweise und auch der Denkungsart manches von der fremdvölkischen Umgebung angenommen haben. Die Dörfer sind hiervon unberührt geblieben, namentlich die Walddörfer.

Die Buchenlanddeutschen bringen eine alte Handwerkertradition mit, die sich zu einem sehr wertvollen Bestand des Grenzstreifens machen. Besondere Schwierigkeiten macht ihre Vielberuflichkeit. In den entlegenen Dörfern haben die Handwerker vielfach schwarz gearbeitet und sind zwischen zwei, drei und noch mehr Berufen hin- und hergependelt; heute können sie sich nicht entschließen, ob sie nun Waldarbeiter, Bauer, Schuster, Schneider, Zimmermann oder Maurer werden sollen. Mit dem zugewiesenen Beruf sind diese unglücklichen Existenzen jedenfalls regelmäßig unzufrieden, zumal Mann und Frau verschiedene Berufswünsche zu haben pflegen.

Die Buchenlanddeutschen besaßen durchwegs äußerst saubere, wenn auch kleine Häuser, sie stellten daher an ihre Gebäude erfahrungsgemäß besonders hohe Anforderungen.


d. Die Altreichsiedler.

Eine Nachsiedlung von Siedlern aus dem Altreich und der Ostmark ist aus folgenden Gründen unumgänglich notwendig:

  Die bisher zur Verfügung stehenden Siedler reichen zur Bearbeitung der Weingärten nicht aus.

Eine blutliche Auffrischung ist für jahrhundertelang abgeschlossene Volksgruppe in jedem Fall notwendig. Auch wenn die negativen Auswirkungen der Inzucht in der Gottschee nicht ganz so stark spürbar sind, wie in manchen anderen ausserdeutschen Gruppen, so hat doch die Volksgruppe bereits selbst diese Gefahr erkennen mögen.

Die Windischen im Binnenraum der Untersteiermark werden zumindest einstweilen noch den Grenzsiedlungsstreifen isolieren. Umso wichtiger wird es sein, die Grenzsiedler durch lebendige Verwandtschaftsbande an das Hinterland zu fesseln.

Alle Umsiedlergruppen müssen sich in einer langjährigen Selbsterziehungsarbeit auf die neuen Verhältnisse umstellen lernen. Einige Richtbetriebe zwischen den Siedlern werden mehr bewirken als kostspielige theoretische Schulungen u. dgl.

Bei der Ansiedlungsplanung wurde dementsprechend vorgesehen, daß im großen Schnitt etwa ein Drittel der zukünftigen Bewohner des Grenzstreifens Altreichssiedler sein werden. Allerdings schwankt dieser Prozentsatz außerordentlich stark. Da der vorhandene Boden in der Ebene für die großen Dörfer der Gottscheer Talwannen ohnehin nur knapp ausreicht, konnte dort nur etwa zehn Prozent reserviert werden. Im Gebirge ist die Landreserve schon erheblich größer, noch größer ist sie in den ausgesprochenen Weinbaugebieten. Grundsätzlich ist aber überall die Nachsiedlung möglich und nötig.

Die Siedler aus dem Altreich (einschl. der inzwischen zum Altreich gewordenen Ostmark) werden gewonnen:

  durch Werbung unter den Frontsoldaten, und zwar jetzt bereits unter den Kriegsversehrten.

durch die allgemeine Ansiedlung aus den Freiteilungsgebieten. Hierbei fallen nicht allein Ackerbauern an, sondern ebenso wie bei der volksdeutschen Rücksiedlung auch Weinbauern und Winzer, die Nordosten nicht eingesetzt werden können.

Neben den steirischen Frontsoldaten wären württembergische Jungbauern für die Nachsiedlung besonders geeignet. Sie würden auch ausgezeichnet zu den Schwaben aus dem Schwarzmeergebiet und den Gottscheern passen, die auch von sich aus besonders viel Schwäbinnen geheiratet haben und dort zur Ausbildung gewesen sind.

Die als Landreserven ausgesparten Flächen müssen bis zum Kriegsende durch die öffentliche Hand bewirtschaftet werden.


e. Die Südtiroler. (in den Weinbaugebieten)

Es bleibt zu überlegen, ob nicht das slowenische Gesindel, das heute für die Zwischenbewirtschaftung eingesetzt ist, durch Südtiroler Treuhänder ersetzt werden kann. Diese würden bis zum Kriegsende die unbedingt nötige Zwischenbewirtschaftung in den Weinbaugebieten, die namentlich der Großgemeinde Haselbach, Tschatesch und Gurkfeld durchführen, um von hier aus in ihr endgültiges Siedlungsgebiet versetzt zu werden.

Es würde sich in jedem Fall um eine kleine eng umgrenzte Gruppe handeln.


f. Gottscheer Rückwanderer.

Ein Teil der Gottscheer, die aus den USA und dem Altreich zurückkehren, darf nicht überschätzt werden. Doch wird man immerhin mit mehreren Tausend zu rechnen haben. Es ist nicht ungünstig, daß diese Rückwanderer größtenteils nichtbäuerlichen Berufen heute angehören. Denn die eigentlichen und langandauernden volkspolitischen Gefahren werden in der Untersteiermark nicht auf dem bäuerlichen, sondern auf dem gewerblichen Sektor entstehen.


g. Die Volksgruppen miteinander verglichen.


So vielfältig das Bild auf den ersten Blick ist, so ergänzen sich in der obigen Menscheneinsatz-Planung die verschiedenen Volksgruppen sich auf das Glücklichste.

  Die Weinbauern vom Schwarzen Meer beanspruchen den Teil der Weinberge, der von den Gottscheern nicht mehr bearbeitet werden könnte. Die Gottscheer dagegen nehmen ihnen den Teil der Waldungen ab, die ihnen gleichgültig sind.

Der gewerbliche Einsatz der Buchenländer füllt vorhandene Lücken im Ansiedlungsgebiet aus, weil die Gottscheer nicht genügend Handwerker mitbringen und einzelne Gruppen ganz fehlen.

Die evtl. anzusiedelnden buchenlanddeutschen Walddörfer würden Gebiete besiedeln, die außerhalb des berühmten "geschlossenen" Siedlungsgebietes der Gottscheer liegen.

Zwischen den Volksgruppen besteht aber auch ein fundamentaler Unterschied, der bis in das alltägliche Leben spürbar bleibt:

  Die Schwarzmeerdeutschen und auch noch die Buchenlanddeutschen sind Kolonisten, d.h., sie sind gewöhnt, Neuland zu erwerben und sich eine neue Heimat zu schaffen. Sie wissen dies von ihren eigenen Eltern und Großeltern und haben es in ihrer Nachbarschaft selbst erlebt. Ihre Heimat bleibt doch letzten Endes das Binnenvolk.

Die Gottscheer sind aber die erste Umsiedlergruppe, die als sesshaftes Bauerntum seit dem frühen Mittelalter an den bisherigen Wohnsitzen festgehalten hat. Ihre Heimat ist die Gottschee. An ihr hängen sie ungleich stärker. Andererseits fehlt ihnen die kolonisatorische Härte.

Und es ist noch ein anderer Unterschied festzuhalten. Die Gottscheer kommen zweifellos in ein Gebiet, das ihnen bessere Einkommensverhältnisse garantiert. Auch die buchenlanddeutschen Bauern werden besser gestellt, weil ihre Betriebe größer bemessen werden, als in der alten Heimat. Für beide Gruppen bedeutet die Umsiedlung eine Lösung aus überaus schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Schwarzmeerdeutschen dagegen hatten es zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Bei einem verhältnismäßig geringen Aufwand brachte die Schwarzerde die Früchte. Die Bessarabiendeutschen (nicht die Dobrudschadeutschen) haben zwar die Sowjetunion mit dem Vaterlande vertauscht, wirtschaftlich sind sie aber eher abwärts als aufwärts gestiegen.



II. 1. Die Ansiedlungsplanung.

Auf den unter I. aufgeführten Gegebenheiten von Mensch und Raum muß die Ansiedlungsplanung aufbauen. Dementsprechend erfolgte die Arbeit regelmäßig in 3 Stufen:

  dem Vorplan
dem Grobplan
dem Generalsiedlungsplan.

Der Vorplan geht davon aus, welche Anforderungen die anzusiedelnden Menschen stellen. Bei dem Grobplan dagegen stehen die Anforderungen des Raumes im Vordergrund. Der Generalsiedlungsplan bemüht in der jeweils besten Lösung unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten beide Planungen zu vereinen und die Siedlergruppen gerecht zu verteilen.

An Vorarbeiten mußte folgendes geleistet werden:

  eine Statistik über die Kulturarten in den einzelnen Katastralgemeinden,

eine Karte der Kulturarten, im Maßstab 1:25.000.

(Diese zwei Unterlagen wurden teils durch das Bodenamt hergestellt, teils von uns nach Unterlagen des Bodenamtes zusammengezählt.) Dazu gehörte ferner der gesamte Karteiapparat einer modernen Völkerwanderung, der von Frl. Dr. Suadicani neu aufgebaut werden mußte. Er umfasst:

  Hofkarten für bäuerliche Stellen,
Gewerbekarten für selbständige Handwerker,
Arbeitsplatzkarten für Unselbstständige,
ferner Dorfberichte des Ansiedlungsgebietes.


Durch Ortsbesichtigungen im Ansiedlungsgebiet mußte nicht nur ein Überblick gewonnen werden, sondern auch eine gewisse Wertung und Rangordnung der zu besiedelnden Landschaften und Dörfer. Die notwendigen Unterlagen auf der Aussiedlungsseite hat die Volksgruppe selbst geschaffen. Die Angaben wurden durch die Unterlagen der DAG, der EWZ und des deutschen Umsiedlungsbevollmächtigten ergänzt oder berichtigt. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß dank der Vorarbeiten der Volksgruppenführung bei dieser Umsiedlung zum ersten Mal rechtzeitig vor Beginn der Ansetzung genaue Unterlagen vorhanden gewesen sind. Freilich waren diesmal die Unterlagen auf der Gegenseite lückenhaft.

Die Vertrauensleute der Volksgruppe haben unter den Dörfern der Gottschee eine Wertung in landwirtschaftlicher Hinsicht vorgenommen. Durch die sogenannte Abmeierung, d.h. nicht Wiedereinsetzung ehemaliger Bauern, verringerte sich die Zahl der Selbständigen in der Landwirtschaft um etwa ein Drittel.



II. 2. Die Verteilung der Siedler im Raume.

Auf Grund der Erfahrungen mit den Umsiedlungen der Geschichte und den bereits durchgeführten Aktionen im Osten sind folgende Gesichtspunkte bei der Verteilung maßgebend:

  Bodenart
Wirtschaftsweise
Verkehrslage
Landschaftsform
Dorfform
landwirtschaftliche Wertung
völkische Wertung.

Es mußte weiterhin versucht werden, die einzelnen Dorfgruppen zu den gegebenen Mittelpunkten ähnlich zuzuordnen wie in der Gottschee. Ein Blick auf die Karte des Generalsiedlungsplanes zeigt bereits, daß die um Gottschee herumliegenden Dörfer in ähnlicher Weise auf die neue Hauptstadt Rann ausgerichtet sind. Auch die Nebentäler bilden wieder ähnliche Siedlungskörper. Die in der Gottschee entfernt gelegenen Gebiete sind auch im Ansiedlungsgebiet wieder etwas abseits angesetzt, - obwohl diese Dörfer selbst der Meinung waren, man könne nun den Spieß einmal umdrehen und sie wollten zur Abwechslung in der Ebene neben der Hauptstadt angesiedelt werden. Trotz aller zu erwartenden Klagen und Beschwerden muß hervorgehoben werden, daß die Verkehrsverbindungen in dem Ansiedlungsgebiet, entlang der Achse des Save- und der Querachse des Sattelbachtales, günstiger sind als in der Gottschee, wenn auch die Kilometerentfernung größer sind.

Dem Ansiedlungsgebiet ist ein ähnliches Gerippe gegeben worden, wie es sich in der Gottschee in jahrhundertelanger Entwicklung herausgebildet hat. Wie aus der Karte des Generalsiedlungsplanes ersichtlich, sind die zentralen Dörfer der Gottscheer Teillandschaften nach Möglichkeit wieder in ähnliche Mittelpunkte gekommen.

Verhältnismäßig einfach ließen sich ähnliche Geländeformen finden, wenn auch der geringere Waldanteil das Landschaftsbild verändert.

Auf die Dorfform konnte jedoch nur in seltensten Fällen eingegangen werden. Von allen deutschen Gauen sind die in Gottschee mit die schönsten, klarsten Dorfanlagen. Im Ansiedlungsgebiet dagegen sind entweder überhaupt keine Dörfer, sondern Streusiedlungen oder enggedrängte schmutzige slawische Ortschaften vorhanden. Schon ein Blick auf die jugoslawische Karte 1:50.000 zeigt deutlich diesen Unterschied in der Siedlungsweise.

Wie bei allen Umsiedlungsplanungen erwuchsen die Hauptschwierigkeiten daraus, daß die verschiedenen Verteilungsgesichtspunkte nicht in derselben Koppelung auftraten wie in der Gottschee. War die Verkehrslage entsprechend, so war der Boden zu schlecht. War die Bodenart und die Verkehrslage geeignet, so verlangte das Gebiet eine Wirtschaftsform, die dieser Gruppe nicht entsprach.

Am schwierigsten war und ist der Übergang von dem waldigen Hochtal in eine weinbaubetreibende Ebene. In der Gottschee ist der Weinbau Ausnahme, in Untersteier die Regel. Ein großer Teil der Weingegenden mußte daher aus dem Gottscheer Siedlungsgebiet herausgeschnitten werden. So riegelt der große Streifen von Weingärten zwischen Butschkal - Arch - Rauno - Gurkfeld die allzu enge Ebene der Gottscheer nach Norden ab. Auch das Weinbaugebiet von Wissell - Weinzell zerreisst das Gottscheer Siedlungsgebiet. Allerdings haben diese Tatsachen aus den unter I 2 b aufgeführten biologischen Gründen auch eine gute Seite.

Bei der Behandlung dieser strittigen Frage bin ich von folgenden Gesichtspunkten ausgegangen:


  Das Gebiet ist für die Ernährung des angrenzenden Industriebezirkes von Trifail so wichtig, daß die Produktion unter allen Umständen sichergestellt sein muß.

Auch aus Sicherheitsgründen ist es unmöglich, hier etwa einen germanischen Grenzwall entstehen zu lassen und das Gebiet gänzlich unbewohnt zu lassen.

Es ist auch nicht möglich, den westlichen Savestreifen freundlichst den Frontkämpfern zu überlassen, während die Bergbauern aus der Gottschee in der Ebene angesiedelt werden.

Andererseits ist es erfahrungsgemäß zwar sehr einfach, Bergbauern aus-, aber sehr schwer, Bergbauern anzusiedeln. Ich halte es nicht für möglich, auf die Einzelhöfe im westlichen Savestreifen zwangsweise Siedler zu setzen. Wohl aber können die Dörfer und Weiler in den Tälern durch Umsiedler besetzt werden.

Die Besiedlung des westlichen Savestreifens besteht somit praktisch in der Besetzung des Dreieckes Scharfenberg, Mariental und Johannistal. Johannistal kann als das beste Gebiet durch eine geschlossene Umsiedlergruppe aus der Gottschee besetzt werden, während Mariental für sogenannte Förderungsfälle vorgesehen ist. Ohne jede Schwierigkeit kann das gesamte rechte Ufer im Savetal bis hinter Ratschach besetzt werden.

Der obere Savestreifen ist als Sommerweidegebiet sehr geeignet. Da die Voraussetzungen gegeben sind, kann es auch als Bergbauerngebiet unter die besondere Förderung des Gesetzes gestellt werden.

Die Gottscheer Siedler könnten und müssten durch Bergbauern aus dem Buchenlande verstärkt werden. Jedoch muß diese Frage mit einem guten Kenner des Buchenlandes (Vorschlag: Germann Stadler) an Ort und Stelle noch einmal durchgesprochen werden. Einstweilen ist die Buchenlandansiedlung in den Waldgebieten des westlichen Savestreifens noch nicht über das Stadium eines unverbindlichen Vorschlages hinaus gewichen. (Vergl. hierzu Vermerk)

Der nach Kärnten abfallende Teil des westlichen Savestreifens, nämlich die Großgemeinde Bilichberg und die Katastralgemeinde Großgoba, gehört siedlungsgeographisch nach Kärnten. Er fällt aus dem geschlossenen Siedlungsgebiet der Gottschee heraus. Ob er mit buchenlanddeutschen Bergdörfern besetzt werden kann, bedarf eingehenderer Prüfung.

Im übrigen bemüht sich der Generalsiedlungsplan stets, die an der Grenze gelegenen Dörfer zuerst zu besetzen und der Zwischenbewirtschaftung die inneren Gebiete zu überlassen. Besonders dicht besiedelt ist der südliche Teil von Arch. Größer ist der Spielraum im Ranner Dreieck.



II. 3. Zur Verteilung der Siedlungsgruppe ist im einzelnen folgendes zu sagen:


a. Das Ranner Dreieck.

Der Sturm I (Stadt Gottschee) wurde - soweit er bäuerlich ist - in die unmittelbare Nähe von Rann, Katastralgemeinde St. Leonhardt und soweit er städtisch ist, auf Rann und Gurkfeld, sowie ein kleiner Teil nach Ratschach zugewiesen. Die 3 Dörfer Mooswald, Zwischlern und Schalkendorf liegen somit zu der Hauptstadt genau so wie in der alten Heimat.



Umsiedlungsgebiet Rann  Stürme d. Gottscheer Volksgruppe


Ebenso wie in der Gottschee liegt hinter Zwischlern, etwas erhöht über dem Tal, Hohenegg und Katzendorf in dem westlichen Teil der Großgemeinde Arnau. Landschaft Verkehrslage und Boden entsprechen. Der verhältnismäßig hohe Anteil der Weingärten in Arnova Sola (Hohenegg) bereitet jedoch Sorgen.

Deshalb ist eine weinbautreibende Gruppe, nämlich Unterdeutschau, in den östlichen Teil der Großgemeinde gekommen, obwohl es der Verkehrslage nach in der Gottschee wesentlich ungünstiger stand. Das Zentrum Artitsch-Arnau sollte ursprünglich einem wichtigeren Ort als neuer Mittelpunkt dienen. Wegen der geringen Flächenausdehnung und dem Weinbau ist dies jedoch nicht möglich gewesen.

Für den Sturm 3, mit Ausnahme von dem Winkel, Ober- und Unterfliegendorf, Ober- und Unterpockstein sowie Küchlern ist nach langen Zögern die Großgemeinde Brückl-Dobova ausgewählt worden. Wegen der verhältnismäßig günstigen Bodenverhältnisse und der guten Verkehrslage zu Rann war ursprünglich geplant, den Sturm 2 (Mitterdorf) dorthin zu legen. Die ständigen Überschwemmungsgefahren widersprachen dem aber. Der Sturm 3 versprach, mit dem Wasser eher fertig zu werden als Sturm 2.

Der Sturm 9 (Graflinden) bleibt in der Gemeinde Pirschenberg in ähnlicher Verbindung. Schwierigkeiten erwachsen auch hier wiederum aus dem Umfang des Weinbaues. Zu den beschlagnahmten Betrieben gehört vielfach ein Weingarten in Pischötz und Blatno.

Der Sturm 8 (Hasenfeld) wurde in ähnlicher Lage der Großgemeinde Kapellen zugewiesen. Dort bleibt er in Tuchfühlung mit dem Sturm 3.

Sturm 7 (Grafenfeld) am Fuße des Gebirges und einer festen Straße gelegen, wurde für die Großgemeinde Videm vorgesehen. Freilich tritt hier schon Gurkfeld an die Stelle von Rann als Markt. Die Verkehrslage ist überaus günstig.


b. Der obere Sattelbachstreifen (Sotla).


Die Großgemeinde Wisell ist von vornherein für die Bessarabiendeutschen bestimmt gewesen. Diese Lösung ergab sich daraus, daß die Weinbauern mit den höchsten Ansprüchen in das beste Weinbaugebiet, eben Wisell, versetzt werden müssten. Es wurde bereits erwähnt, daß das Verhältnis von Weingarten und Ackerfläche den Bessarabiendeutschen ebensowenig entspricht wie die Hanglage und Landschaftsform. Auch bei den Bessarabiendeutschen sind daher die Umsiedlungsschwierigkeiten groß. Da die Bessarabiendeutschen aus der Ebene stammen und daran gewöhnt sind, ist die Landreserve innerhalb der Gemeinde Wissell im Hügelland, nähmlich in den Katastralgemeinden Wittmansdorf und Buchdorf, ausgelegt worden.

Die Stürme XXIII (Tschermoschnitz) und XXII (Russbach) waren in der alten Heimat bereits durch den Hornwald abgetrennt. Sie konnten daher am ehesten in den etwas abseits gelegenen oberen Teil des Sotlastreifens gesetzt werden. Es wird sich sehr gut auswirken, daß sie dort nicht durch den Hornwald, sondern nur durch eine andere deutsche Gruppe, die Bessarabiendeutschen, abgetrennt sind. Im übrigen ist in dieser Gruppe der Anteil der ostischen Rasse verhältnismäßig hoch. Zur Bewältigung des Weinbaues in der Großgemeinde Königsberg wurde der Sturm Rußbach hinzugegeben. Die Verteilung der Dörfer geht im übrigen aus der kartographischen Darstellung des Generalsiedlungsplanes hervor. In dem südlich angrenzenden Waldgebiet innerhalb der Großgemeinde Wissell könnten einige Einzelhöfe für Waldbauern errichtet werden.

Die ehemalige Großgemeinde Felddorf war ursprünglich für die dobrudschadeutschen Weinbauern vorgesehen; inzwischen hat sich herausgestellt, daß die Hektarzahl an Weingärten wesentlich geringer ist, so daß der größte Teil von Felddorf für die Besiedlung durch Gottscheer freigegeben werden konnte. Wegen des dortigen Weinbaues und der ganzen Lage dieses Gebietes zu dem neuen Hauptort Tschermoschnitz - Königsberg erschien der Sturm XIX (Pöllandl) zur Ansiedlung am besten geeignet. Es ist fast ein Zufall, daß hierdurch das Tschermoschnitzertal in seiner geographischen Lage verblüffend ähnlich wieder angesiedelt werden konnte.


c. Der untere Savestreifen.

Der Sturm VI (Altlag) hatte eine verhältnismäßig günstige Verkehrslage zu Mitterdorf und Gottschee. Da ferner ein Teil dieses Sturmes (Weißenstein, Hohenberg, Winkel, Tiefenreuther) auf verhältnismäßig schlechten Böden saß, schien das Uskoken-Gebirge südlich von Rann zwischen Save, Gurk und Reichsgrenze das geeignetste Siedlungsgebiet zu sein. Diese 3 Großgemeinden (Weitental, Tschatesch und Puschendorf) zerfallen in 3 Täler, die für die 3 Hauptdörfer des Sturmes Altlag, Altbacher und Langenthon ausgewählt wurden. Die schlechteren Gebiete von Sturm III und XXI sind für Puschendorf vorgesehen worden, weil es ungerecht gewesen wäre, sie nur deshalb mit Mösel oder Unterberg zusammen in den besten Gebieten anzusiedeln, weil zufällig die Sturmabteilung so ausgefallen ist.

Die Stürme II und V (Mitterdorf und Nesseltal) mußten sehr stark ineinander verzahnt werden. Nachdem für Mitterdorf Arnau und Dobowa nicht mehr in Frage kamen, blieb Zirkle in der Nähe von Rann als einzige Lösung übrig. Jedoch ist der Boden in der weiteren Umgebung von Zirkle ungleich schlechter, währen sich die Umgebung von Haselbach = Nesseltal für diese Dörfer eignen würde. Andererseits sind die Dörfer der Umgebung von Nesseltal bodenmäßig schlechter gestellt gewesen und daher für die Umgebung von Mitterdorf geeignet. Diese Verzahnung von 2 Stürmen, die bisher wenig Beziehungen zueinander gehabt haben, empfahl sich auch deshalb, weil in dieser Ebene verhältnismäßig dicht gesiedelt werden mußte und die notwendige Blutsauffrischung größteneils aus den eigenen Reihen kommen mußte.

Das Hinterland, d.h. die Stürme IV (Rieg) Masern (XIII) und Göttenitz (XIV) schließen im Westen an. Rieg war ursprünglich als bisheriges Zentrum des Hinterlandes für Arch vorgesehen. Der hohe Anteil der Weingärten in diesem Gebiet zwang jedoch, den Sturm in die Ebene von Smednik herunterzunehmen. Der Sturm XIII hat sich in dem Ort seiner Quartiereinweisung, in Groß-Mraschewe, gut eingelebt und es besteht kein Anlass sie dort herauszunehmen, Göttenitz liegt ähnlich wie in der Gottschee zwischen diesen beiden Stürmen auf gutem Boden. Da diese 3 Stürme wegen ihres erheblichen Waldbesitzes dorthin zugewiesen wurden, muß sobald wie möglich geprüft werden, ob und wieviel von dem Kirchenbesitz des Krakauer-Waldes an Gottscheer Waldbauern abgetreten werden kann. Diese Frage würde die Ansiedlungsplanung in diesem Gebiet sehr stark beeinflussen.

Sturm XVI Tiefenbach, ist Butschka zugewiesen worden. Die Verkehrslage, auch die Position an der Grenze ist ähnlich. Der Weinbau nördlich von Radelstein mußte ausgespart werden. Für den Fall, daß der Raum südlich von Arch bei der Hofzuweisung für Rieg nicht ausreichen sollte, müsste (neben Morobitz) auch Tiefenbach herausgenommen und im oberen Savestreifen angesiedelt werden.

Neben den Handwerkern aus Rieg wird das Kerngebiet des Gottscheer Weinbaues, der Sturm XXV (Maierle) zur Ansiedlung in Arch geplant. Die Ausweitung dieses Weinbaugebietes kann eher in westlicher als östlicher Richtung erfolgen, d.h. in der Großgemeinde Butschka.

Das Ansiedlungsgebiet der dobrudschadeutschen Weinbauern westlich davon ist noch nicht endgültig abgegrenzt, weil auch hier wie in Wissell die Frage akut wird, wieviel Acker und Günland diesen Weinbauern gegeben werden soll. Jedenfalls wird das Zentrum dieser Weinbauern in Senusche oder Straza liegen. Wahrscheinlich muß Fachin geteilt werden.

Das Weinbaugebiet Rauno-Haselbach bedarf schließlich noch weiterer treuhänderischer Bewirtschaftung, da die Siedler aus Maierle, Buchberg und der Dobrudscha zur Übernahme nicht ausreichen. Falls Winzer aus Stainz und der Wachau nicht abkömmlich sind, kämen evtl. Südtiroler in Betracht. Letztere wären evtl. auch deshalb zu bevorzugen, weil sie für das Reich zusätzlich Arbeitskräfte bedeuten und den Platz räumen, wenn das Südtiroler-Siedlungsgebiet besetzt wird. Die Plätze blieben also für Frontsoldaten frei, ohne daß andere reichsdeutsche Treuhänder darauf allzu warm werden.


d. Der obere Savestreifen.

Sturm XX ist bereits in Bründl in Quartier gelegt worden. Mit Ausnahme von dem Ort Bründl, der fast ausschließlich für einige Handwerker reserviert bleiben kann, sagt das Gebiet auch zu. Stockendorf selbst muß jedenfalls mit seinem besten bäuerlichen Teil in das Savetal, in das Gebiet von Schöndorf.

Der Rest von Sturm V, der auch bisher weiter im Gebirge gesessen hat (Reichenau und Friesach) ist der kuppigen Hochfläche der Großgemeinde Gurkfeld (also hinter dem Ort Stockendorf) zugewiesen. Fiesach muß hierbei die bessere Verkehrslage erhalten. Für diesen Teil tritt als Mittelpunkt Gurkfeld an die Stelle von Haselbach. Einer näheren Prüfung bedarf es noch, ob nicht etwa Kummersdorf für dieses Gebiet besser geeignet ist als Friesach. Eine solche Teilung vom Sturm Nesseltal läßt sich jedenfalls nicht umgehen, wenn in der Zirkle-Haselbacher Ebene überhaupt noch Raum zur Hochsiedlung bleiben soll. Im übrigen stellt Buchberg am Stadlberg hinter Haselbach Verbindung zwischen den Teilen her.

Sturm XXIV (Suchen) hat von allen Stürmen des oberen Savestreifens zwar relativ hoch gesessen, doch in einer breiten Talebene mit besseren Verhältnissen als die der übrigen Gebiete. Suchen ist daher der Ebene am rechten Saveufer in Savenstein zugewiesen. Suchen erhält dadurch zwar eine wesentlich bessere Verkehrslage. In diesem Fall ist jedoch berechtigt, diesen verhältnismäßig vorbildlich und lange abgeschlossen gewesenen Sturm etwas näher an das Zentrum heranzuziehen.

Sturm XV Morobitz in der Saveschleife bei Gimpel. Die Lage ist zweifellos gut. Die Schwierigkeit besteht in der Entscheidung: hat Sturm XVII mehr Anspruch auf das Gebiet? Dieses verhältnismäßig kleine Feld von Gimpel ist so gleichmäßig, daß von Ebenthal Kukendorf abgetrennt werden müsste. Zum anderen hatte Ebenthal günstigere Verkehrsverhältnisse als Morobitz.

Für Ebenthal kam daher das rechte Saveufer bei Ratschach mehr in Betracht. Dort war das Gebiet so mannigfaltig und die Lage zu Ratschach und Steinbrück so günstig, daß diese Planung trotz der exzentrischen Lage gerechtfertigt erschien.

Obwohl der Sturm XVII mit seinem Quartiergebiet auch sehr unzufrieden war, wird es dennoch nicht einfach sein, diese an sich gerechtfertigte Ansiedlung durchzuführen.

Sturm XVIII Warmberg kommt in der Großgemeinde Johannistal in ein bodenmäßig besseres Gebiet, wann auch die Lage wieder wie in der alten Heimat etwas abseitig ist. Scharfenberg und Mariatal sind für Förderungsfälle vorgesehen, d.h. für Bauernsöhne, die ohne Landanspruch es trotzdem verdienen, auf eigenen Hofstellen angesiedelt zu werden.

Abschließend muß zu dieser Einzelzuweisung der Gruppen folgendes gesagt werden:

Die Gruppen- bezw. Hofzuweisung erfolgt mit der möglichsten Sorgfalt. Welchen Mühe und Arbeit es kostet, eine solche Ansatzplanung durchzuführen wird regelmäßig weit unterschätzt.

Leider ist es mir wegen einer dreimaligen Rückberufung nach Posen nicht möglich gewesen, die Hofzuweisungen überall an Ort und Stelle im Beisein der Vertreter der Dorfgemeinschaften vorzunehmen. Etwa ein Drittel der Zuweisungen mußte anhand von Karten und Statistiken vom Schreibtisch aus vorgenommen werden. Wie kurz die Zeit war, die tatsächlich zur Verfügung stand, geht daraus hervor, daß die entscheidenden statistischen Unterlagen über das Ansiedlungsgebiet am 10. November fertig wurden, vom 15. Nov. bis zum 8. Dez. war ich in Posen festgehalten, bis zum 20. anschließend in der Gottschee und erst am 25. bis 2. konnte wieder an die Dorfzuweisung herangegangen werden. Am 4. mußte ich mich in Posen zurückmelden. Am 13. bin ich zum Wehrdienst eingerückt. Dies sei hier erwähnt, um zu klären, daß Änderungen am Entwurf (!) zum Generalsiedlungsplan evtl. notwendig werden könnten. Keinesfalls dürfen die Umstellungen jedoch etwa darauf hinauslaufen,

  die Ansiedlung an die mehr oder weniger zufällige Quartierzuweisung anzupassen. Dies hieße die Zukunft einer wertvollen Volksgruppe und eines unserer wertvollsten Gebiete an die Willkür des Transportwesens zu binden.

Umsiedlung ist kein Umzug!

Die Siedler in der Ebene deshalb zusammenzuziehen, weil sie im Hügelland und im Gebirge Unbequemlichkeiten vorfanden. Jeder Umsiedler versucht möglichst große Umsiedlungsgewinne zu machen. Nicht zuletzt aber der ohnehin geschäftstüchtige Gottscheer.

Scharfenberg und Mariatal ohne Siedler zu belassen.

Den Raum für die Nachsiedlung von Altreichsdeutschen zu vermauern.

Die einzige Änderung, die ich für möglich halte, ist neben kleineren Verschiebungen die Umsetzung von Tiefenbach in den oberen Savestreifen. Grenzveränderungen sind auch im Ranner Dreieck zwischen den Gruppen möglich.

Bei der Ansiedlungsplanung in der Untersteiermark wurde, wie aus obiger Erläuterung ersichtlich, stärker als bei den bisherigen Umsiedlungen auf bestehende Gemeinschaftsbindung Rücksicht genommen. Dies geschah deshalb, weil sich aus der Erfahrung der letzten Jahre ergeben hat, daß eine Umsiedlergruppe umso schwerer auseinanderzunehmen ist, je älter sie ist. Tatsächlich haben die Gottscheer bei der Quartierzuweisung nichts so stark vermisst, wie ihre alten Gemeinschaften. Gerade hierauf baut sich das gesamte Brauchtum und Volksgut der Gottscheer auf. Würden diese Gemeinschaften zerrissen werden, so würde auch dieses Volkstum in seiner Eigenart untergehen und das Gesamtvolk um eins seiner Glieder ärmer geworden sein.

Umso wichtiger ist dann freilich die blutliche Auffrischung. Ähnlich wie in einem Mauerwerk die einzelnen Ziegelsteine durch den Mörtel verbunden und zusammengehalten werden, wird in allen Teilen des Neusiedlungsgebietes ein allerdings schwankender Prozentsatz von Altreichsdeutschen nachgesiedelt werden müssen. An diesem Grundsatz, der von dem Reichsführer-SS zum Befehl erhoben worden ist, muß unter allen Umständen auch bei der Hofzuweisung festgehalten werden. Es entsteht dann in einer neuen Legierung ein Grenzvolkstum, daß das Gottscheertum zwar aufhebt aber nicht vernichtet.

Das obige Beispiel des Mauerwerkes wurde deshalb erwähnt, weil ein allzu mechanisches Zurücklassen einer bestimmten Bodenreserve in jeder einzelnen Gemeinde ebenfalls vom Übel wäre. Nicht nur die Umsiedler, sondern auch die reichsdeutschen Siedler legen Wert darauf, blockweise angesiedelt zu werden. Dies bedeutet, daß in jedem dritten oder vierten Dorf eine ganze Gruppe anzusiedeln. Auch die Zwischenbewirtschaftung bis zum Kriegsende würde dadurch erleichtert, daß nicht einzelne Parzellen, sondern größere Flächen zurückbleiben.

Als sehr verwickelt erwies sich die gewerbliche Planung, die wegen meiner schnellen Rückberufung nicht fertiggestellt werden konnte. Es war hier von folgendem auszugehen:

  Wieviel Handwerker waren in jugoslawischer Zeit vorhanden, einschließlich der Schwarzarbeiter?

Wieviel Handwerker können hiervon entbehrt werden, wenn in Rechnung gestellt wird, daß bisher in den nichttechnischen Berufen eine Überbesetzung vorlag und daß die Bevölkerungsdichte auf mehr als die Hälfte herabsinkt?

Wieviel und welche Handwerker bleiben als V, S und O-Fälle im Gebiet zurück?

Wieviel Handwerker bringt die betreffende Gottscheer Gruppe mit?

Wieviel Handwerker können aus anderen Umsiedlergruppen hinzugenommen werden?

Besteht ein Fehlbedarf oder ein Überschuß?

Auf Grund von Unterlagen des Landrates wurde diese Überlegung in dem sogen. städtischen Vorplan, der auch kartographisch vorliegt, angestellt.

Wesentlich einfacher, wenn auch noch nicht restlose gelöst, ist die Planung des Arbeitereinsatzes für die wenigen vorhandenen Industrien. Während die Arbeiter für Dobowa und Viden noch aus den Reihen der Gottscheer gewonnen werden können, wird der Arbeiterbedarf der Papierfabrik Ratschach mit buchenlanddeutschen Arbeitern gedeckt werden müssen. (vergl. hierzu Anlage 2). Ratschach wird durch diese Arbeit und die Handwerker zu der buchenländischen Zentrale.

f. Noch in den Anfängen steckt die Planung der Volkstumsfestigung. Die Grenzkartei ist erst im Entstehen begriffen, Planungskarten für die Festigungsarbeit sind noch nicht angelegt. Dieser Aufgabe kann sich der Ansiedlungsstab aber erst nach erfolgter Ansiedlung in größerem Umfange widmen.


III. Die Probleme der Fernplanung.

1. Wie bereits an mehreren Stellen betont wurde, sind die Umstellungsschwierigkeiten für alle eingesetzten Volksgruppen außerordentlich groß. Die fachliche Schulung in Theorie und Praxis muß daher in den Vordergrund gerückt werden. Ähnlich wie im Osten müssen fähige Siedlungshelfer je 60 Familien zur fachlichen Beratung beigegeben werden. Entgegen der Mehrheit der Meinungen glaube ich, daß die politische Entwicklung dann am erfolgversprechendsten sein wird, wenn die Organisation der Gottscheer Volksgruppe einstweilen erhalten bleibt.

2. Ein Teil der Gottscheer Volksgruppe wird sich schwer in die neuen Verhältnisse hineinfinden und trotz aller Gegenmaßnahmen früher oder später der Landflucht anheim fallen. Dies wird insbesondere bei denjenigen der Fall sein, die im Zuge der Umsiedlung durch die sogen. Abmeierung ihren Hof verloren haben. Sie gilt es aufzufangen und zu lenken. (vergl. hierzu Aktenvermerk).

3. Nicht ernst genug kann die Unterwanderungsgefahr gesehen werden. Die unter I 2 b geschilderte Bequemlichkeit des Gottscheers, die nur beschränkte Möglichkeit, Maschinen einzusetzen, auf der anderen Seite der überaus große Arbeiterbedarf der Intensivkulturen, namentlich des Weinbaues und der bereits in der Gottschee fühlbar gewordene Arbeitermangel, werden zwangsläufig bewirken, daß fremdvölkische Arbeitermassen angesogen werden. Die Bevölkerungsdichte war in dem Ansiedlungsgebiet 76 auf den qkm. Nach der Ansiedlung sinkt sie herab auf 25 bis 30 qkm. Das Ansiedlungsgebiet ist auf allen Seiten umgeben von Gebieten der doppelten und dreifachen Bevölkerungsdichte, die Unterwanderung erfolgt in diesen Fällen geradezu naturgesetzlich. Auch die geographische Lage begünstigt die Unterwanderung, da die Höhen und Hänge im Norden des Ansiedlungsgebietes leider slowenisch geblieben sind. Auch die Save bildet nur eine unzureichende Grenze. Die Überzahl an vorhandenen Wohngebäuden fordert die Unterwanderung geradezu heraus.

Es besteht leider nicht allzuviel Hoffnung, daß diese Unterwanderung von Norden her erfolgen wird und Windische hereinführen wird, denn das noch im weiteren Aufbau begriffene Industriegebiet von Trifail, das durch die Grenzziehung und seinem bisherigen Arbeiterreservoir der Unterkrain abgeschnitten ist, wird durch das höhere Lohnniveau alle etwa überschüssigen Arbeitskräfte anziehen. Der landwirtschaftliche Bedarf an Saison-Arbeitern wird fast zwangsläufig aus dem Auslande kommen müssen. Umso sorgfältiger muß darauf geachtet werden, notfalls durch Zwang, die ständigen Arbeitskräfte festzuhalten oder zu gewinnen.

  "Unter Festhalten" verstehe ich zweierlei:
Bindung der vorhandenen Arbeiter durch materielle Sicherstellung (Haus mit einigen Morgen Land) und d.h. Festhalten der deutschen Arbeiter aus dem Buchenlande (Ratschach), der Gottschee und aus Schabolath (bäuerlicher Teil von Schabolath für den Osten).

Zweitens Festhalten der Arbeitskräfte, die in den Randgebieten namentlich des Sotlastreifens ansässig sind und nur tagsüber zur Arbeit in das deutsche Gebiet jenseits der Berge herüberkommen können.

Gewinnen lassen sich deutsche Arbeiter vielleicht noch bei den bevorstehenden Umsiedlungen aus Innerrussland, namentlich den übrigen Weinbaudörfern am Schwarzen Meer. Gewonnen werden müssen zielbewußt auch die Gottscheer Arbeiter, die als Facharbeiter in Amerika tätig sind. Diese Zukunftsaussicht ist leider nur sehr vage. Im übrigen fürchte ich, daß kroatische Arbeiter in größerer Zahl das deutsche Gesicht dieses Grenzstreifens wieder zerstören werden. Man sollte deshalb besonders vorsichtig sein mit der Neuanlage von Industrien in diesem Grenzgebiet, soweit sie nicht aus der deutschen Bevölkerung selbst herauswachsen. Es gibt hier manchen falschen Ehrgeiz.

4. Schließlich muß davor gewarnt werden, die volkspolitische Wirkung dieses Grenzstreifens zu überschätzen. Wenn man ein Volkstum von einem ähnlich gearteten abschirmen will, so bedarf es eines Trennungswalles, der etwa so breit ist, wie der deutsche Streifen zwischen den Lausitzer Wenden und den Tschechen. Ein Grenzwall, der an vielen Stellen in einer Stunde zu Fuß durchlaufen werden kann, übt diese Wirkung nicht aus. Wahrscheinlich hätte dazu das Slowenentum bis zu der von Werner vorgeschlagenen Grenzlinie: Kolos-Weitensteiner Zug ausgesiedelt werden müssen.

Durch die Assimilierung dieser Zwischenzone werden die Volksfronten sich in eigenwärtiger Weise verwischen. Es werden ähnlich wie in allen Mischgebieten ausgesprochen zerrissene Menschen entstehen, wie dies die europäische Nationalitätengeschichte, namentlich aber Ungarns, zur Genüge beweist. Es wird kommenden Generationen so ergehen, wie in Laurins-Zaubergarten: man spürt die Gegenkräfte allenthalben und wenn man zupacken will, sind sie wieder verschwunden. Diese Problematik auszuführen, würde über den Rahmen des mir gegebenen Auftrages hinausgehen. Bis auf absehbare Zeit wird die Lage des Deutschtums in diesem Grenzstreifen der Situation der Szekler im alten Ungarn vergleichbar sein: In der Heimat zwar und doch fern von der Heimat.


Den 12. Januar 1942.

Dolezalek
SS-Obersturmführer




Anmerkungen:

(1) Planungen des Ansiedlungsstabes, Hans Hermann Frensing, 1970.

.... Der SS-Experte und Verfasser des Arbeitsberichtes, A. DOLEZALEK, interpretierte die Aufgabe des RKFDV extensiv, wenn er als "Festigungsplanung" definierte:

"Die Aufgabe des Ansiedlungsstabes kann sich nicht allein darauf beschränken, die Siedler anzusetzen, sondern seine Aufgabe ist gleichzeitig, bei der Festigung des angesetzten Volkstums mitzuarbeiten. So gibt es auf dem Planungssektor nicht nur eine Arbeit vor der Ansiedlung, sondern auch eine solche nach der Ansiedlung. Es muß sowohl Unterbetreuung wie Überbetreuung verhindert werden und es muß ein reibungsloses Ineinanderspielen (,Zusammenwirken aller Waffen') aller eingesetzten Organisationen eingefädelt werden, bis diese Arbeit in der Durchführung von der Partei übernommen wird."

Diese mit einem Vergleich aus dem Bereich des Militärischen skizzierte Harmonie der Zusammenarbeit innerhalb der nationalsozialistischen Bürokratien spiegelt den Elan und Enthusiasmus des jungen SS-Planers wieder, der nach der Initialzündung durch die SS die Durchführung der Betreuung später der Partei überlassen sehen will. Eine formelhafte Wendung wie "Festigung des angesetzten Volkstums" ist fester Bestandteil einer Phraseologie, welche die Diktion des Verfassers prägt.

Konkretere Vorstellungen entwickelte der Leiter der Planungsabteilung bei der Darlegung der "Fernaufgaben". Im künftigen Siedlungsbereich der Gottscheer, der Untersteiermark, sei schon deshalb eine sorgfältige, umfassende "Volkstumsplanung" nötig, weil dieses Gebiet jahrzehntelang Schauplatz eines heftigen Nationalitätenkampfes zwischen Deutschen und Slowenen gewesen sei. Für dessen "endgültige Bereinigung" seien Voraussetzung: die Ansiedlung der Gottscheer aus Amerika und dem Altreich, die von Reichsdeutschen, "namentlich Frontsoldaten aus den Realteilungsgebieten Südwestdeutschlands" und weiterhin "wie die Slowenenfrage liquidiert werden soll".

Es scheint ein bizarres Gemisch von utopischen Spielereien zu sein: Amerikanische Gottscheer aus New York; Frontsoldaten, nach Wesensart und Landschaft besonders geeignet; dazu der Anspruch, historisch begründet zu planen, in der Bezeichnung des Ansiedlungsstabes: "Südmark" deklariert. Was klingt in diesem Begriff nicht alles mit! Der Markengedanke des Mittelalters, die Idee der habsburgischen Militärgrenze und des Schutzvereins, und jetzt: das Wehrbauerntum nationalsozialistischer Provenienz - Visionen von wahrhaft "historischen" Ausmaßen.

Bis hierher könnte man die Grundgedanken des Planens noch als Produkt eines Phantasten betrachten, doch dann folgen präzise Angaben über die Methoden der
Planung, die es später ermöglichen sollen, den Grad der "Verdeutschung" in jedem Dorf festzustellen. Die anmaßende Haltung dringt vollends durch, wenn von der "Umgestaltung der Landschaft ... zu dem Bild eines deutschen Kulturlandes" gesprochen wird.

Bezeichnend für das Vokabular der Darstellung scheinen die beiden Begriffe "Ansetzung" und "Verdeutschung" zu sein. Sie lassen sowohl blitzartig die Intentionen dieser Planung als auch ihre Art und Weise erkennen: Ansiedlung Volksdeutscher in Gebieten, die von Fremdrassigen oder "Einzudeutschenden" zu räumen sind; und das unter dem Vorzeichen des Manipulierens und der Willkür gegenüber den nach dem Schema der nationalsozialistischen Volkstumspolitik eingestuften Menschen ...
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Planungen des Ansiedlungsstabes, Hans Hermann Frensing, 1970.



www.gottschee.de