Die Gottscheer Gedenkstätte - Das letzte große Bauwerk der Gottscheer

In der am 19. Mai 1963 stattgefundenen gründenden Hauptversammlung wurde einmütig beschlossen, auf eigenem Grund und Boden eine würdige Gottscheer Gedenkstätte zu erbauen. Damit man mit den Landsleuten
in aller Welt in Verbindung treten kann, um diese über die Ziele des Vereines zu unterrichten, wurde stimmeneinhellig beschlossen, ein Mitteilungsblatt herauszubringen und dieses kostenlos an die Mitglieder des Vereines abzugeben. Mit der Schriftleitung dieses Mitteilungsblattes wurde der Schuldirektor Fritz Högler betraut. In seiner ersten Folge brachte nun dieses Mitteilungsblatt einen Aufruf an die Landsleute in aller Welt, der hier auszugsweise wiedergegeben wird.

Unsere Vorfahren sind vor über 600 Jahren nach Süden gezogen, um eine neue Heimat aufzubauen. Sie haben das
Land gerodet, das ihnen und ihren Nachkommen über sechs Jahrhunderte Heimat war. Der Zweite Weltkrieg hat
dieser ein Ende gesetzt. Gottschee ist nicht mehr.

Noch brennt in tausenden Herzen der nun in aller Welt verstreuten Männer und Frauen aus Gottschee die Liebe
zur verlorenen Heimat. Eine Liebe, die zahlreiche Gottscheer dazu drängt, ihrem verlorenen Lande und ihren
Vorfahren ein würdiges Denkmal zu setzen.





Dies soll nun eine Gedenkstätte sein, in deren Grundstein wir Erde aus unserer alten Heimat und eine Darstellung der Geschichte unseres Völkleins auf Pergament geschrieben, einmauern wollen. Eine Gedenkstätte, die
nach alter Gottscheer Sitte auf einer Anhöhe, weithin ins Land sichtbar, gebaut werden soll. Ihren Kern soll eine
Kapelle bilden, die dem Hl. Bartholomäus, dem Heiligen der ersten Gottscheer Kirche in der alten Heimat, geweiht werden soll. In einem Säulengang sollen die Namen der Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die
Namen jener Gottscheer, deren Gräber in der alten Heimat dem Erdboden gleichgemacht wurden und weiters
die Namen der Opfer der Vertreibung aus der Heimat, welche nirgends eine letzte Ruhestätte finden konnten,
verewigt werden. Der Gedenkstätte soll, wie es unser Pfarrer Wittine vorgeschlagen hat, eine Gottscheer Stube angeschlossen werden. In dieser Stube soll das Gottscheer Schrifttum aufbewahrt werden. Dort sollen auch
Gottscheer Trachten, Gottscheer Haus- und Ackergeräte ihren Platz finden, Fotografien und Bilder aus Gottschee
sollen die Wände schmücken.

In einem Buch wollen wir die Namen der Gottscheer Landsleute, Freunde und Gönner festhalten, die den Bau
der Gedenkstätte gefördert und ermöglicht haben.

Das sind im großen gesehen die Richtlinien, die dem Verein vorschweben. Über das Wie und Wo wird noch ausführlich beraten. Die Pläne zur Errichtung der Gedenkstätte aus aller Welt vorgelegt und von diesen beraten und das am besten und zweckmäßigsten erscheinende Projekt wird den Mitgliedern und Spendern zur endgültigen Entscheidung vorgelegt. Erst wenn dieses Projekt die Zustimmung der Vereinsmitglieder und Spender gefunden haben wird, kann der Bau in Angriff genommen werden. Die unterzeichneten Ausschuß- und Vereinsmitglieder des Vereines "Gottscheer Gedenkstätte" haben die Absicht, ein Bauwerk zu errichten, auf das jeder einzelne Gottscheer stolz sein wird. Sie wollen es in Zusammenarbeit mit allen Landsleuten schaffen und rufen daher alle Gottscheer, wo immer in der Welt sie zur Zeit wohnhaft sind, auf, dem Verein "Gottscheer Gedenkstätte" als Mitglieder beizutreten und Bausteine zu zeichnen.

Mit vereinter Kraft und Gottes Hilfe hoffen wir, daß uns dieses Werk gelingen und daß damit die Geschichte unseres Gottscheer Volkes einen würdigen Abschluß finden wird.

Alois Krauland e. h., Wirtschaftstreuhänder, Leoben, Obmann; Johann Schemitsch e. h., Kaufmann, Graz,
Obmann-Stellvertreter; Alois Kresse e. h., Industrieller, Leoben, Schriftführer; Heinrich Schemitsch e. h., Schuldirektor, Arnfels, Schriftführer-Stellvertreter; Antonia Ledoltis, geb. Siegmund e. h., Hotellierin, Leoben, Kassier; Elfriede Perz e. h., Angestellte, Graz, Kassier-Stellvertreter; Fritz Högler e. h., Schuldirektor i. R., Klagenfurt, Schriftführer; Josef Perz e. h., Professor, Leoben; Josef Seitz e. h., Kaplan, Feldkirchen bei Graz; Hans
Weber e. h., Schuldirektor i. R., Kapfenberg, Alois Locker e. h., Cafetier, Wien; Josef Pestl e. h., Kassier, Salzburg;
Johann Hönigmann e. h., Kapfenberg; Johann Samide e. h., Knittelfeld, Heinrich Loser e. h., Kapfenberg; Alois
Persche e. h., Rentner, Leoben; Peter Wittreich e. h., Kapfenberg; Rudolf Kinast e, h., Schneidermeister, Graz-Neuhart; Hans Putre e. h., Werndorf bei Graz, Josef Tomitz, e. h., Schneidermeister Leoben-Göß; Robert Pleschinger e. h., Leoben-Göß; Alois Siegmund e. h., Schaffner, Leoben; Gottfried Kösel, e. h., Kapfenberg; Hermann Jurmann e. h., Schneidermeister, Leibnitz, Rechnungsprüfer; Karl Krische e. h., Kaufmann, Klagenfurt, Rechnungsprüfer.


FRITZ HÖGLER, Ideenträger - Schriftleiter


... er war der Ideenträger, der Wiederbeleber der durch Krieg, Umbruch, Umsiedlung in Vergangenheit versunkenen "Gottscheer Zeitung". Er hat es geschafft, unser liebes Heimatblatt neu zu gestalten, ja, die Zeitung, durch
die wir, obwohl verstreut in alle Welt, zusammenfanden und über Land und Meer verbunden waren, sind und bleiben.
In gewählten Worten wußte er als Redakteur von Geschehnissen zu berichten, von Freud und Leid in unserem Völklein, in der weiten Welt. Seine Heimatliebe und treue werde zum Vorbild allen, besonders jenen, die unachtsam und gefühllos an diesen Volkswerten vorübergehen.



Fritz Högler


Hochgeschätzt war seine Arbeit als Schriftleiter der neuen Gottscheer Zeitung sowie jene des Mitteilungsblattes
des Vereines Gottscheer Gedenkstätte. Das Wort "Heimat", ein armes Wörtchen nur, durchschwebte all sein
Schaffen.

Über das Grab hinaus ist und bleibt der Verstorbene für mich der Verfechter des Deutschtums und echten Gottscheertums, für das er zeitlebens gelebt und gewirkt hat. Landsleute haben ihn immer wieder aufgesucht, Gedanken wurden ausgetauscht und viele Geschehnisse aus der alten Heimat wieder aufgefrischt. Umsomehr
schmerzte es mich, als ich dann auf einmal hören mußte, daß ein ganz anderer die Gottscheer Zeitung ins Leben
gerufen habe, als dieses Blatt schon längst von unzähligen Gottscheern gelesen wurde. Daß man sich auf einmal die Verdienste eines Idealisten aneignen wollte, war unverzeihlich.

Man scheute nicht einmal zurück, seine Ehre und Verdienste in Versammlungen, ja sogar im Ausland herabzusetzen, was ich vor allem verurteile.


LAbg. Wilhelm Auinger.

9400 Wolfsberg, 12.6.1969

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