Erster österreichischer Unterstützungsverein (E.O.U.V.) in Cleveland, 1980

Joseph Siedler
19381 Prospect Road,
Strongville, Ohio, 44136,





 
Die Geschichte des Vereins Gottscheer Blaskapelle
Die Damensektion des E.Ö.U.V. Deutsch-Österreichischer Frauenverein in Cleveland
Sänger- und Theatergruppe "Alpenland"  




Die Geschichte des Vereins

Um 1880 begann der Zustrom von Gottscheer Einwanderern nach Cleveland. Es waren dies junge Männer, die ihre Familien zurückließen, in der Absicht, nachdem sie einiges verdient haben würden, wieder in die alte Heimat zurückzukehren. Aber die Umstände in der Neuen Welt ermöglichten die Verwirklichung des Vorhabens leider nicht immer. Harte Arbeit, ein langer Arbeitstag und geringer Lohn waren das Charakteristikum dieser Jahre: bei 10 bis 12 Stunden Arbeit pro Tag und einem Durchschnittslohn von 6 Dollar pro Woche war es oft schwer, durchzukommen. Der Großteil der Gottscheer fand Arbeit in Eisenwerken und Gießereien. Schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende Ernährung waren die Ursache von Erkrankungen (Tuberkulose) und sonstiger Arbeitsunfähigkeit. Mancher junge Gottscheer sprang auf den Güterzug und begab sich auf die "Hobo-Reise" in die Wälder Pennsylvaniens oder in die Kupferminen Arizonas.

Die Gottscheer bemühten sich, ihre Arbeit gut zu verrichten, obgleich die Anforderungen groß waren und ihre Verläßlichkeit oft ausgenützt wurde. Viele gerieten trotzdem in Not und waren bald mittellos, so daß manchmal nicht einmal die Begräbniskosten gedeckt werden konnten und man ganz auf Verwandte oder sonstige Wohltäter angewiesen war; gab es doch keine Unterstützung durch die öffentliche Hand.

Die Zahl der Gottscheer Einwanderer stieg, die ersten Familien wurden gegründet. Bei einer Gottscheer Hochzeit in der "Perz-Halle" an der Ecke 79. Straße Ost und Woodland Avenue besprachen verantwortungsbewußte Männer die Lage der Einwanderer und kamen zum Entschluß, einen Unterstützungsverein zu gründen. Nicht lange danach entstand der Erste österreichische Unterstützungsverein, die erste Sitzung fand am 20. Juli 1889 statt. Der Verein wollte seine Mitglieder in Krankheits- oder Todesfällen finanziell unterstützen. Der Mitgliedsbeitrag war auf 50 Cents pro Monat angesetzt, für jedes ablebende Mitglied zusätzlich 50 Cents; dieser Betrag wurde an die Familie des Verstorbenen als Unterstützung übergeben. Der erste Präsident war Josef Kump, er starb schon im Feber 1890, die ersten Versammlungen wurden in Privathäusern abgehalten, vornehmlich um die 38. Superior Ost und St. Clair. Später jedoch, und das für viele Jahre, traf man einander an der Ostseite (Sachsenheim, 55. Straße). Im Jahre 1927 erwarb die Leitung eine leerstehende Kirche in der 5701 White Avenue und baute sie zu einem Klubhaus aus.

Die Landsleute, die sich im südöstlichen Teil von Cleveland angesiedelt hatten, konnten wegen der mangelnden Verbindungen, die den Raum überbrückt hätten, am Vereinsleben in der Ostseite nicht teilnehmen. Sie gründeten 1902 den Deutsch-Österreichischen Unterstützungsverein, dessen erster und langjähriger Präsident Rudolf Kump aus Kerndorf war. Dieser Verein erwarb sich 1943 sein Vereinslokal auf der 11306 Buckeye Road.

Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurde der "Gottscheer Relief of Cleveland" gegründet, der es sich zur Aufgabe gestellt hatte, den in Not geratenen Landsleuten in Europa hilfreich beizustehen. Geld, Bekleidung und Lebensmittel wurden gesammelt, beide Vereine hielten Wohltätigkeitsveranstaltungen ab, und durch diese gemeinsame Aktivitäten konnte für die Landsleute in Europa viel Gutes getan werden. Fast nebenbei ergab sich auch, daß die beiden Vereine sich zu einem zusammenschlossen. Im Jahre 1954 war es soweit: beide Vereine verkauften ihre Lokale; auf 12618 Shaw Avenue wurde ein neues Klubhaus erbaut und am 24. Oktober 1959 feierlich eröffnet. Damals waren dem Verein folgende Gruppen angeschlossen:

Die Damensektion des E.Ö.U.V., gegründet am 6. Oktober 1928; erste Präsidentin Lina Petsche.

Eine weitere Gruppe war der junge, jedoch sehr aktive Fußballklub "German American Soccer Club".

Diese Vereinigungen, vor allem aber die Einwanderung der nunmehr heimatlos gewordenen Gottscheer, brachten dem Klub eine Hochblüte. Die Zahl der Mitglieder stieg zusehends, und die Klubräume wurden in steigendem Ausmaß für Hochzeiten und andere Veranstaltungen in Anspruch genommen. In dieser Zeit fand sich unter den Mitgliedern ein Mann, der sich vorgenommen hatte, im E.Ö.U.V. Kultur zu pflegen: Max Huber, ein gebürtiger Österreicher, gründete die Theatergruppe Alpenland (später in Sängergruppe Alpenland umbenannt), mit der er Theaterstücke aufführte, Liedvorträge veranstaltete und so viel zur Verschönerung des Klublebens beitrug. Und das Mitglied Edmund Seifert hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine Blasmusikkapelle zu gründen.

Dem Großteil, unserer Mitglieder sind die Feiern zum 75. und dann zum 90. Jubiläum noch gut in Erinnerung. Bei diesen Anlässen besuchten den jubilierenden Verein Landsleute aus den verschiedensten Teilen von Kanada und den USA: ein Beweis dafür, daß der Gottscheer auch in der weiten Welt zusammenhält. Das 90-Jahr-Jubiläum begann an einem Maisamstag mit Tanz und gemütlichem Beisammensein. Am Sonntag wurde ein Hochamt in der ehemals gottscheerischen Dreifaltigkeitskirche gefeiert, wobei die Schubert-Messe zum Vortrag kam. Beim Festmahl in den geschmückten Klubräumen entwickelte der neue Präsident, Josef Ruppe, seine Pläne zum Kauf eines neuen Klubhauses. In diesem Zusammenhang wurde auch der scheidende Präsident, Georg Skieber, der über 20 Jahre Präsident des Vereins war, geehrt. Die Sängergruppe Alpenland bestritt den unterhaltsamen Teil.

Das Vorhaben, ein günstiger situiertes Grundstück für das Vereinslokal zu erwerben, wurde im Juli 1979 erfolgreich abgeschlossen. Nunmehr hat der Aufbau bereits begonnen, die Mitglieder helfen fleißig mit. Es ist ja auch weiter nicht verwunderlich, liegt doch das Grundstück in Russel Township (Pekin Rd.), in einer landschaftlich reizvollen Gegend, die in vielem Erinnerungen an die ehemalige Heimat weckt.


Die Damensektion des E.Ö.U.V.

Als diese 1978 ihr 50 Jahre währendes Bestehen feierte, waren noch drei Gründungsmitglieder dabei: Maria König (91 Jahre), Pauline Primosch und Emily Hirsch. Die Damensektion, die "Stütze des Vereins", sorgt in erster Linie für das leibliche Wohl der Gäste, und heimische Kost wird immer reichlich aufgetischt. Besonders gern kommen die "Golden Agers", die Pensionisten, um einen schönen Nachmittag preiswert zu verbringen. Nach dem Essen spielt man 20 Runden "Bingo" (ein Nummernspiel), es folgt eine Tombola mit schönen Preisen; der Erlös fließt zum großen Teil in die Kasse des E.Ö.U.V. Großer Eifer kennzeichnet die derzeitige Präsidentin, Brunhilde Kobetitsch. Sie hat jetzt zu entscheiden, welche Einkäufe getätigt werden müssen, damit die Küche bald wieder die bereits gut eingeführten Sonntags-Dinners fortsetzen kann.


Sänger- und Theatergruppe "Alpenland"

Sie wurde 1960 mit der Auflage gegründet, im Rahmen des E.Ö.U.V. kulturell zu wirken und Gottscheer sowie alpenländisches Kulturgut zu pflegen. Mit dem Dreiakter "Jägerblut" stellte sich die Gruppe im Oktober 1961 im Klubhaus (Shaw Avenue) vor; in den 17 Jahren ihres Bestehens wurden einige Theaterstücke, Sketches und Liedvorträge geboten. Die Gruppe hat sich die Herzen der Landsleute erobert.


Gottscheer Blaskapelle

1970 gründete sie Edmund Seifert, er ist bis heute ihr Dirigent. Sechs Mitglieder machten den Anfang, diese warben, und die Zahl der Musiker wuchs auf 38. Die Kapelle findet bei ihren Auftritten, sei es bei Gottscheer Veranstaltungen, sei es im Rahmen des Oktoberfestes und verschiedener Musikfeste, überall großen Anklang. Besonders stolz ist die Blaskapelle auf ihre Langspielplatte, über die sie auf lange Zeit mit den Landsleuten verbunden zu bleiben hofft.


Deutsch-Österreichischer Frauenverein in Cleveland

Gegründet 1911 (September) von eingewanderten Gottscheerinnen, die in der Fremde Sehnsucht nach dem Umgang mit heimischen Menschen stillen wollten, sollte es die Aufgabe des Vereins sein, die vom Schicksal heimgesuchten, oft alleinstehenden Frauen zu betreuen und ihnen, wenn nötig, auch finanziell auszuhelfen. So wurde diese Vereinigung, für deren Gründung Maria Godhart, Sophie Kinkoff, Sophie Eppich, Marie Jaklitsch, Mary Klun und Julia Hönigmann verantwortlich zeichneten, zu einem Krankenunterstützungsverein. Folgende Bedingungen müssen für die Aufnahme zutreffen: Frauen deutscher Abstammung zwischen 16 und 45 Jahren, verheiratet oder ledig, welche gewillt sind, in Krankheits- oder Todesfällen bei Mitgliedern behilflich zu sein. Versammlungen finden monatlich statt, dazu gibt es Nachmittage mit Kartenspiel oder Tombola, um die Vereinskasse aufzubessern. Diese 68 Jahre alte Organisation ist heute noch sehr aktiv, die Präsidentin, Shirley Pleshinger-Dubbs, will die gute Tradition der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft fortsetzen.

(650 Jahre Gottschee, Festbuch 1980)

www.gottschee.de