Wolfgang Lazius
De gentium aliquot migrationibus. MDLX


Hieronymus Megiser
Annales Carinthiae, Gedruckt in Leipzig durch Abraham Lamberg. MDCXII, p. 5


Matthaeus Merian
Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurt am Mayn, Ausgabe von 1679. (S. 69 f.)


Valvasor
Ehre des Herzogthums Krain. Nürnberg 1689. III. S. 194 f.


B. Hacquet
"Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrier und Slaven". Leipzig, im Industrie-Comptoir 1804. Erster Theil, erstes Heft. Gothscheer, Hotshevarie (mit Taf. XI-XII).


Hoff, Heinrich Georg
"Historisch-statistisch-topographisches Gemälde vom Herzogthume Krain und demselben einverleibten Istrien.


Prof. Richter, Rudesch
"Vorzeit und Gegenwart". Ein periodisches Werk für Geschichte, Literatur, Kunst und Dichtung, herausgegeben von Julius Max Schottky. Posen 1823. (I, S. 257-278).
1. Prof. Richter aus Laibach,

2. Von Rudesch

Kaspar Zeuß
Die Deutschen und ihre Nachbarstämme. München 1837.


Wilhelm Stricker
Die Verbreitung des deutschen Volkes über die Erde. Ein Versuch. Leipzig, Gustav Mayer, 1845. (S. 9.)


Germania
Die deutsche Sprachinsel Gottschee in Krain. In "Germania". Archiv zur Kenntnis des deutschen Elements in allen Ländern der Erde. Bd. III. 1850.



Prof. Dr. Edgar Lehmann (1905–1990)
Das Gottscheer Hochland, Grundlinien einer Landeskunde, Herkunft der Bewohner, 1933.


 


Wolfgang Lazius. De gentium aliquot migrationibus. MDLX


362 f.: "Primum igitur inuenio habitationem eius populi (Sueuorum) quantum memoria repetere licet in Liburnia ad Adriae sinuos quem Jonium Arrianus vocat, in his videlicet finibus qui hodie principibus Austriae obnoxii, secus Istriam et Dalmatiam atque Forumulium, Pyrpamerwald, Karst, Wipach, Gotschen et marcha Wyndorum appellant."

363: Praetera Germanos coluisse eo loco ad oram Adriae et in Liburnia quo tempore Alexander magnus rerum potiebatur, confirmat etiam Arrianus in eius historia, ita inquiens: Huc loci (loquitur de Danubio in Moesia, ad quem Alexander castrametatus fuerat) legati et a caeteris, Danubii accolis & a Sirmio Trinalorum rege item a Germanis qui Jonium incolunt venere. Itaque illorum Sueuorum, his quos commemorianus posteritas, quemadmodum adhoc hodie superest in Gotscheensi regiuncula, Istra, Carniola atque Wyndorum Marcha conclusa, uti fuerat quoque Justinano imperante, Sueuorum cognomine simul insignita, ut haec Procopii atque Jorduanis loca in Gothica historia contestantur.







Hieronymus Megiser. Annales Carinthiae, Gedruckt in Leipzig durch Abraham Lamberg. MDCXII, p. 5


"Ebner massen findet man auch bey den glaubwürdigen Authoribus, daß die fürnembsten Völker aus den Schwaben, Sennones genannt, in dieser gegne vnd Landsart gewohnt haben: Dann sie zum ersten in Liburnia, bey dem winckel des Adriatischen Meers niedergesessen, nemlich neben Histerreich (Istrien), Dalmatien vnd Friaul. Wir nennen dise Ort im Lande den Pyrpamer (Birnbaumer) Wald, Karsch, Wippach, Gottschee vnd die Windische March. Strabo vnd Plinius nenen diese Schwaben Cenomanos vnd seind jhre vberbliebne Nachkommen noch heutigs Tags zu Gottschee vnd daselbst herumb, welche Einwohner mitten vnder den Windischen sich der Teutschen Sprach gebrauchen vnd ain Schwäbische Aussprach haben."








Matthaeus Merian. Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurt am Mayn, Ausgabe von 1679. (S. 69 f.)


Ist ein Stättlein in dem Theil deß Crainlands gelegen / so vom Mercatore die Windische Marck; von andern aber das Gottscheer-Ländlein genant wird; als welches zwar unter Crain gehörig / aber ein absonderlichs Ländlein ist / darinn 5. vornehme Pfarren / die 2. Stättlein Gottschee / und Nesselthal; das Schloß und Vestung Friederichstein / liegen. Ist ein Lehen vom Patriarchat Aglarn / oder Aquileia; und hat vor diesem den Grafen von Ortenburg; neulich aber Herrn Grafen Johann Jacob Kiesel / Obersten Käiserlichen Cammerherren / gehört / der sich einen Grafen zu Gottschee geschrieben / dessen Erben solch Ländlein Anno 1641. Herrn Grafen Wolff Engelbrecht von Auersperg / Land Marschallen / und verordneten Ampts-Praesitenden in Crain / verkaufft haben. Die Unterthanen sind vorgedachtem Herren Graff Kiesel rebellisch / aber / nach etlicher Bestraffung / bald neulich wieder gestillt worden.

Es schreibet Megiserus in der Kärndterischen Chronic I. Buchs I. Capitell 1 / daß der Senonum (die er / mit andern mehrern / nicht für Gallier / sondern Schwaben / und anderer Autorn Semnoner hält) überbliebene Nachkommen / noch heutigs Tags zu Gottschee / und daselbst herum / seyen / und dasselbige Einwohner mitten unter den Windischen sich der Teutschen Sprach gebrauchen / und ein Schwäbische Außsprach haben. Andere sagen / sie seyen aus dem Franckenland hieher kommen / und daß sie / wie die in der Graffschafft Hohenlohe / zu reden pflegen. Wolffgang. Lazius lib. 12. Reip. Rom. fect. s. cap. 2. sagt / daß in dem Codice Praefecturarum stehe Burna, oder Burnum civitas, an den Gräntzen Liburniae. Istriae und Saviae, und daß die Schwaben zun Zeiten Käisers Justiniani daselbst gewohnt haben. Jornandes, da er daß Schwaben Königs Chunimundi vorhabenden Zug / auß Dalmatia, und Liburnia, in das obere Pannonien / wider den Gothen König Theodericum beschreibe / gedencke außtrunkenlich eines Schwabenlands nahend Dalmatien. Und seyen dieses Volcks Uberbliebene noch heutigs Tags in dem von einem Wald begrieffenen Ländlein Gottschee / mitten in d' Windischen March / Histerreich / und Crain; dessen Inwohner in selbiger Gegend allein / als Teutsche / sich noch der Schwäbischen Art zu reden gebrauchen / und auff Schwäbisch sich bewehren; außer daß sie von Alters her etliche sonderbare Wort behalten / die doch Teutsch seynd.

Als / daß die einen Wolff Holtzgangel heißen / weil er nemlich im Holtz gehet: Item / den Fuchs / einen Schleicher / und einen Eichhorn der Schertzer / nennen. Es seynd / sagt er ferners / auch Zeugnussen auß gemeldtem Scribenten / da / daß die Gottscheer auch der Gothen Nachkömling seyn können / wie es
dann der Nahm gebe. Arrianus in deß Großen Alexanders Histori melde / daß die Teutschen / so um den Sinum Jonicum, bey deme dieses Gottsche nahend liege / gewohnt / ihre Gesandten zu ihme / dem Alexandro, so damals in Moesia, an der Thonau / sein Lager geschlagen / geschickt / die der König gefragt / wen sie wol am meisten in der Welt förchten thäten? die dann alsobald darauff geanwort hätten / daß sie allein diß förchteten / daß der Himmel nicht einfiele. Dieses seyen nun die jenige Schwaben / oder Gothen / gewesen / welche an diesen Gräntzen die obgedachte Statt Brunum bewohnt / und deren Nachkommen unsere Gotzseer seyen.

Johannes Micraelius; in seinem Pommerlande stimmet auch mit dem obgedachten Megisero über ein / und sagt im I. Buch am 52. Blat / obwol etliche / und unter ihnen Cluverius, der Meynung seyen / daß / der Zug unter dem Bellweiß in Welschland / nicht von den Suevischen / oder Märckischen Semnonern / sondern den Frantzösischen Senonern / zuverstehen / so seye doch der berühmte Geschichtschreiber Florus darwider / welcher die Senoner an Größe deß Leibes / und unverzagtem Gemüthe / und erschröcklichen Geberden / also beschreibet wie Caelet die Teutschen Schwevischen Semnoner.

Ja / er thu noch das hinzu / daß die Senoner / oder Semnoner (dann es doch ein Name sey / es mög einer sagen / was er wöll) vor Zeiten von den äussersten Enden / die am Meer liegen / verstehe nemlich das Balthische Pommerische Meer / mit großem Hauffen außgezogen seyn / alles unter Wegen verheeret / und endlich sich in Welschland gesetzet haben. Er Micraelius meldet auch am 57. Blat / daß die obgedachte Teuschen / die dem Alexandro so kurtzen Bescheid geben / nicht Gothen / sondern die Edlen Bastarner / und Peuciner / gewesen / welche Tacirus und andere / an die Thonau setzen. Hievon aber mögen andere urtheilen; wie auch von deme / ob der berühmte Birbaumerwald / über welchen man von Laybach / nach Görtz räiset / und den gedachter Lazius den Burnpamerwald nennet / und daß er sich weit erstrecke / saget / von gedachter Statt Burno, wie er will; oder vielmehr von einem großen Birnbaum / wie Cluverius in antiqua Italia darfür hält / den Nahmen bekommen habe?

Aber wieder auff das Gottscheer Ländlein zukommen / so seyn die obgedachte fünff Pfarren / die gemeldte zwey Stättlein Gottschee / und Nesselthal / Item / Mösel / Rüeck / und Tschermoschnitsch. Und giebt es dieser Orten sehr veste Thabor / oder alte Gebäu / darinnen die Unterthanen ihre Behaltungen / haben.







Valvasor. Ehre des Herzogthums Krain. Nürnberg 1689. III. S. 194 f.


Die Stadt Gottschee samt dem Schloß / welche die Crainerische Sprache Hotzschevie (oder Chotzchevie) nennt / ligt in
Mittel-Crain / acht Meilwegs von Laybach; und ist als die Hauptstadt in dem Ländlein Gottschee: sintemal / durch das Wort Gottschee / nicht nur eine Stadt / sondern auch eine Graffschafft / und kleine Landschafft verstanden wird: deren Einwohner die Gottscheer (Hotzhevarye) genannt werden / die so wol ihre eigene Sprache / als Kleider-Tracht / haben.

Solchen Namen vermeynt der Dr. Schönleben herzuleiten / von Gott-Segen / welches Wort die Einwohner / in ihrer Sprache etwas härter / mit Einschiebung eines Sch / aussprechen / und Gottschegen / für Gott-Segen / sagen. Dabey er ferner berichtet / daß als die Einwohner dieses Landes angefangen / die Wälder umzuhauen / sie zum öffteren Gottschegen! Gottschegen! gesprochen: Wie aber die Crainer solches gehört; hetten sie / mit etwas gefälschter Aussprache / dieselbe / an stat Gottschegner / genannt Gottschever.

Daß dieser Nam / aus der Teutschen Sprache bürtig sey / lasse ich gar gerne zu. Wann es aber / auf eines Namens-Kündigung / angesehn seyn sollte / wollte ich lieber sagen / solcher Nam dörffte aus dem Gewässer hergeflossen seyn / welches / wenns ein wenig regnet / an diesem Ort sich weit ausbreitet / und gleich einem See stehet; und wanns hernach wieder fällt / eine große Menge von Fischen und Krebsen hinterläßt / welche das Wasser allhie häuffig / aus der Erden / heraus führt. Dahero dann dieses Wasser / mit gutem Recht / ein gut See mag genennet werden. Denn gut spricht der Gottscheer aus / wie got oder gott / nach Gewonheit der Nider-Teutschen / die gleichfalls für gut / got sprechen. Weil sie dann auch einen See Schee heißen / gewinnt es keine üble Gestalt / daß daher der Nam Gottschee entsprungen / und soviel bedeuten könnte / als Gut-See.

Nichts destoweniger glaube ich / dieser Nam gebe viel mehr eine Anzeigung und Erinnerung ihres Herkommens / nemlich von den alten Gothen / von denen er / sonder Zweifel / noch ein Überbleibsel ist.

In dieser Meynung ich mich solches nicht irren, daß man sagt, die Stadt Gottschee sey zu Caroli, deß Vierdten, Zeit allererst erbauet, wie zwar der Bischoff zu Laybach, Thomas Chrön, Anno 1509 (soll heißen 1609) im Bischoff Lakischen Archive gefunden und er auch Selbst mit eigener Hand in seinem Calender die Veranlassung solchen Erbauens mit folgenden Zeilen vermeldet:

Carolus IV. Imperator, Rex Bohemiae, devictis Franconibus et Thuringis, ad petitionem Friderici, Comitis ab Ortenburg, dedit ei trecentoa viros, cum Conjugibus et liberis, in servitutem, qui alias debebant puniri propter rebellionem: Quos transmisit ad silvas, ubi nunc Gottsevia est. Qui processu temporis, excisis arboribus, septem Ecclesias parochiales erexerunt.

Daß ist: Nachdem Carl der Vierdte, römischer Keyser und König
in Böheim, die Franken und Thüringer überwunden, hat er dem Grafen Friedrich von Ortenburg auf dessen Bitte dreyhundert Männer samt ihren Weib- und Kindern zur Dienstbarkeit übergeben: welche sonst um Aufruhrs und Rebellen willen hatten gestrafft werden sollen (am Leben), Selbige hat gedachter Graf verschickt in die Wälder, da wo nun Gottschee ist: welche mit der Zeit die Bäume weggehauen und sieben Pfarrkirchen aufgerichtet.

Ob aber obgedachter Bischoff / aus einer authentischen Schrifft / solches aufgezeichnet / oder nicht / kann ich nicht wissen (1).

Es vermeynt auch besagter Schönleben / daß die / so dahin versetzt worden / keine Francken / sondern Schwaben gewest; und also Lazius gefehlt habe / indem er vorgegeben / diese Leute wären noch / von der Zeit der Gothen her / allda überblieben. Er setzt aber keinen anderen Beweis dazu / als allein die vermeynte Unmöglichkeit / daß / von so viel hundert Jahren her / ein Restlein selbiger Gothen / in dieser Grafschafft noch sollte vorhanden seyn. Wie solches diese seine Lateinische Worte geben:

Quod in hoc solo angulo, per tot centenos annos Gothi veteres remanserint, cum sua lingua, caeteris vicinis partibus undique non semel, sed saepius variantibus inquilinos &c.

Aber / so man sich in den Geschichten / umschauen wollte / würde sich solche Möglichkeit / durch mehr / als ein / Exempel / leicht darthun lassen. Findt man doch / in Siebenbürgen / die sieben Teutschen Städte / deren Einwohner / von ihren Vorfahren / das ist von vielen hundert Jahren hero / noch die Teutsche Sprache behalten: da hingegen ihre Nachbarn solche längst verlohren / und entweder Ungarisch / oder Walachisch / reden. So findt man gleichfalls / an vielen Orten deß Römischen Reichs / sonderlich im Nieder-Sächsischen Kreys / in Pommern / Mechelnburg / im Lande Lüneburg / und an andren Orten/ manche Dörffe / darinn noch Leute / so Sclavonisch (oder Wendisch) reden / wohnen / die der alten Sclavoniern / oder Wenden Nachkömmlinge / und also von selbiger Nation annoch übrig / ob gleich mit andren Völckern umgeben seynd. Warum sollte dann dem Lazio nicht zu glauben seyn / daß auch hier "die Gottscheer noch ein Best von der alten Gothen Nachkommenschafft" seyen?

(1) Ich (A. Fr.) zweifle gar sehr daran. Denn man wird schwerlich / bey einem rechten Historico, finden / daß Carolus IV. wider die Francken und Thüringer / jemals ein Pferd satteln lassen / geschweige dann dieselbe überwunden habe. Graf Günthern von Schwartzburg / der wider ihn / zum Keyser / nicht von den Thüringern / sondern durch die meiste Stimmen der Chur-Fürsten / und allgemeinen Reichsschluß / erwählt war / hat er mit dem güldenen Schwert geschlagen und abgekaufft: weil er kein Treffen mit ihm wagen wollten / als einem sehr tapffren Herrn.








B. Hacquet "Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrier und Slaven". Leipzig, im Industrie-Comptoir 1804. Erster Theil, erstes Heft.


Gothscheer, Hotshevarie (mit Taf. XI-XII).

Diese alten Gothen oder teutsches Volk, welches einige Geschichtschreiber schon gegen sieben hundert Jahre unter diesen Wenden oder Dolenzern wohnen lassen, aber nach vielen ändern noch viel älter seyn, und von den Ostgothen, als sie ganz Illirien überschwemmten, abstammen soll, ist nicht mehr eine ganz eigene Nation, sondern schon halb Wenden; man hält sie auch fränkischer Herkunft, allein die Etymologie des Wortes zeigt mehr, daß sie alte Gothen sind.

Ich habe in ihrer altteutsch-windischen Sprache wenig Aehnlichkeit mit der fränkischen gefunden, aber viele Wörter sind den gothischen oder dänischen gleich lautend. Heut zu Tage ist die ursprüngliche Redensart ganz verschwunden, denn es ist alles mit dem Wendischen corrumpirt. Wenn der Gothscheer fragt: bist du auf dem Berge gewesen? so fragt er: bist du na Hrible gewescht? das erste und letzte Wort ist deutsch, und die zwey mittlern sind wendisch, denn na heißt auf, und Hrib heißt Berg, nur daß er noch das überflüssige le dazu setzt, welches der österreichische Dialect mit sich bringt, den er, wie weiter gesagt werden soll, sich angewöhnt hat.

Wenn der Gothscheer in seiner Sprache einen Burschen fragen will, ob er verheirathet sey, so ist die Frage: hast geweibelt? u. s. w. nach windischer Art. Indessen hat dieser kleine Volksstamm, wie er sich heut zu Tage befindet, für sich was ganz eigenes; aus seinem ganzen Thun und Lassen kann der Gottscheer als der Jude der Wenden betrachtet werden, denn ein Beschnittener wird unter ihnen nicht geduldet.

Kaiser Joseph der IIte, der alles toleriren wollte, gab auch den Juden die Erlaubniss, sich in den inneröstrreichischen Provinzen nieder zu lassen, allein die Stände sträubten sich für ihre alten erkauften Rechte, keinen Isrealiten zu dulden, und der Reformator gab nach. Der heutige Gottscheer ist zum Militair-Leben gar nicht aufgelegt, denn dazu fehlt es ihm an Herzhaftigkeit; sein ganzer Hang ist zum Handeln und Wandeln, womit er sein Leben nicht auf die glänzendste Art zubringt, noch weniger aber seine Familie, die er stets zu Hause läßt, welche den wenigen
Ackerbau, wenn er einen hat, betreiben muß. Der Boden ist in diesem alten Japidien so stiefmütterlich, daß man oft nur zwey Kerne für einen von der Aussaat erhält. Die ländliche Handthierung dieses so ziemlich fleißigen Volkes (welche Eigenschaft die Mosaiter nie besitzen) besteht in verschiedenen Holzarbeiten als: Siebe, Fässer, Trinkgeschirre u. d. zu verfertigen, welche ins angränzende Land und über die See geführt werden. Indessen alles dieß ist das Hauptgewerbe dieser Leute nicht, sondern, wie schon erwähnt worden, Handel und Wandel, und das alles
mit Packrossen, denn da das ganze Land meistens einen unfruchtbaren Felsenboden hat, so kann man mit Fuhrwerk nur mit großer Beschwerlichkeit, oder wohl auch gar nicht fortkommen.

Der Gothscheer zieht mit seinen geringen Waaren nicht allein in den angränzenden Provinzen herum, wo er sich den dort herrschenden schlechten deutschen Dialect angewöhnt hat, sondern auch entfernt davon; ich fand sogar einige in der Moldau bey den Armeen, im letzten Türkenkriege, im Jahr 1788 und das folgende Jahr auch in der Wallachey. Ihre Waaren sind italienische verzuckerte Früchte, Citronen, Pomeranzen, Oliven, Mandeln, Datteln u. d. g. dann auch Baumöl, ausländische kostbare Weine in Bouteillen und Rosoglio di Triesti, in den nahe gelegenen Provinzen allerley kleine Eisenwaaren, die im Krainland verfertigt werden. Mit diesem kleinen Handel bleiben sie oft Jahre lang von ihren Familien abwesend, wobey sie nicht die besten Sitten nach Hause bringen, und gegen Weib und Kind zuletzt gleichgültig werden, so daß oft ihre ganze Wirthschaft keinen Kreuzer werth ist. Kurz man kann sagen, daß Handeln und Schachern ihnen, wie den Juden, zur zweyten Natur geworden ist.

Valvasor sagt, sie wären sehr fromm, das mag wohl vor Zeiten gewesen seyn, aber dermalen ist der Fall nicht. So hat er auch, wie jeder handelnde Jude, wenig Gefühl für seinen Nebenmenschen, denn wenn er etwas verkauft, und sieht, daß der Käufer die Sache nicht versteht, so bringt er seine geringe Ware mit hundert Procent an den Mann. Dieß sah ich eines Tages, wie er mit Pelzwerk einen Unkundigen um mehr als den doppelten Wert bevortheilte. Diese rauche Waare, mit der auch manchmal handelt, besteht bloß in Billichhäuten (Dipus Jaculus Linne). Diese Thiere sind so häufig in dem Lande, daß des Jahrs hindurch viele tausend im Herbst gefangen werden, da der dortige große sogenannte Ketenitzer Wald beynahe ganz aus Buchen Bäumen besteht, wo diese Thier von den Saamen leben, und um diese Zeit, wie alles saugende Wild, seine verlohrenen Haare durch neue vollkommen ersetzt werden. Dieses kleine aschgraue Thier wird auf verschiedene Art gefangen.

Erstens wenn man in einem holen Baum, wo sie sich meistens bey Tage aufhalten, mit einem Stabe oder Stock hineinfährt, und etwas darin poltert, so werden sie unruhig und schreyen dern-dern worauf sie dann bald zum Vorschein kommen, und man sie lebendig fängt. Das Fangen mit der Hand ist gefährlich, welches ich leider! erfahren habe, denn ihr Biß ist, wie von allen Nagethieren, sehr durchdringend und scharf.

Zweytens werden die meisten mit dem Bogen gefangen. Dieser besteht aus einem gebogene Birkenholz und einem Stück Schnur, zur Lockung braucht man etwas frisches, oder auch wohl schlecht gedörrtes Obst; hat man dreyßig solcher Bogen aufgestellt, so muß man ohnfern die ganze Nacht wachen, denn sobald man einen Bogen losschnappen hört, muß man gleich bey der Hand seyn, um den gefangenen Billich herauszunehmen, weil Marder und Eulen oft gleich bey der Hand sind.

Drittens hat hier der Landmann noch eine Art diese Thiere zu bekommen, welche Nachahmung verdient. Die Billiche graben sich im Herbste in die Erde, wo sie ihren Winterschlaf aushalten; hat nun der Billigfänger Kenntniß davon, so gräbt er, wo sich ein solches Billichloch befindet, es so weit aus, daß er ein mittelmäßiges Faß oder Kasten hineinstecken kann, bedeckt alles mit Erde, und zum Eingange des Thiers setzt er einen durchbohrten Klotz, der aber eine nur vier Zoll im Durchschnitte weite Oefnung hat. In diesen gebohrten Klotz schlägt er von allen Seiten schief einwärts Nägel ein, so wie bey einer Mausfalle, daß der Billich leicht hinein, aber nicht mehr heraus kann. In einer solchen Tonne werden zu dreyßig, funfzig und mehr auf einmal gefangen. Aber bey allem dem, daß man so viele tausend des Jahrs hindurch auf diese Art bekommt, werden doch noch viel mehr durch Raubthiere, als Iltis, Marder u. d. g. aber am mehresten von der Eule vertilgt, und besonders von dem Buhu (Strix bubo Linne) oder von der großen gehörnten Eule. Da die Billiche äußerst furchtsam sind, so fliehen sie bey jedem Geräusche davon, und da diese Eule die Gewohnheit hat, bey der Nacht mit dem Schnabel zu schnalzen, so hat dieß in den preßhaften Zeiten des vorigen Jahrhunderts Gelegenheit gegeben zu glauben, daß die Billiche von einem Waldteufel verfolgt würden.

Valvasor erzählt im IIIten Buch S. 438 die Gespenstermährchen auf Aussagen von abergläubischen Bauern ganz in die Länge und Breite, ja sogar hat er den armen Teufel mit der Peitsche in der Hand in Kupfer stechen Lassen, die er diese Thiere verfolgt, um das Ding recht sinnlich zu machen. Er sagt ferner: da viele Billiche ein Zeichen oder Risse in den Ohren haben, so sey dies nur bey den alten, die der böse Geist schon einmal auf die Weide getrieben habe, bey den jungen aber fände man dieß niemals; allein das ganze Mährchen reducirt sich darauf, daß die alten Billiche bissiger als die jungen sind, und öfters einander in den Haaren liegen. Der Fang dieser Thiere ist von zweyfachem Nutzen, erstens wegen des Balges, der ein feines leichtes Winterfutter für Frauenzimmerkleider ist. Nur ist bey nicht fleißiger Bereitung dieser Felle zu befürchten, daß sie wegen ihrem noch inhabendem Fette gern die seidenen Überzüge beflecken. Im Jahre 1765 konnte man für fünf Dukaten ein ganzes Unterfutter für ein langes Kleid haben. Ferner sind die Billiche im Herbste sehr fett und wohlschmeckend, besonders im Reise gekocht besser als gebraten. Es pflegen auch viele der dortigen Einwohner solche auf den Winter in Fässern einzusalzen, und so zur täglichen Nahrung aufzubewahren. Von so vielen Thieren, mit deren Zergliederung ich mich eine Zeitlang abgab, weiß ich keins, das ein so fettes Netz wie der Billich hätte.

Der Gothscher ist heut zu Tage vom Aberglauben nicht sehr geplagt, aber dennoch steht er, wie alle vorhergehenden Wenden, in dem Wahne,
daß man Gewitter mit Gebeten, Rauchen eines geweihten Heues, Läuten mit Schellen und Glocken abwenden könne. Die eingebildeten Hexen sind auch bey ihnen noch nicht verschwunden, denn sie haben ihren Bocksberg in der Nähe, der bey den schon erwähnten Wenden unter dem Namen Klek vorkommt. Sie halten nicht viel auf Wallfahrten; und haben auch vor ihren Pfaffen nicht eben viel Ehrerbietung. Die Lebensart dieser Menschen ist, so wie bey den Dolenzern, einfach, nur sind sie dem Weine weniger ergeben. Ihre Kindtaufen und Hochzeitsgebräuche haben wenig verschiedenes von den oben angeführten, nur in Ansehung des letzteren herrscht einige Verschiedenheit. Sobald der Bursche mit dem Mädchen eins geworden, so kommt wohl alles zu Pferde zusammen. Bey dieser Zusammenkunft reicht die Braut dem Zukünftigen einen Trunk Wein dar, hat er nebst ihr das irdene Gefäß ausgeleert, so wird es auf die Erde geworfen, zerbrochen, und sodann davon geritten, entweder in des Bräutigams Haus, oder gerade in die Kirche zur Einsegnung. Nach dieser wird ein frugales Mittagsmahl gehalten, und sowohl auch getanzt, wenn es das Vermögen zuläßt.

Die Gebräuche beym Schlafengehen, welche Valvasor anführt, sind noch nicht ganz verschwunden, als das Ausziehen der Schuhe, Strümpfe usw. aber wo ist der, der bey der ersten Nacht nicht seine Helene mit Sehnsucht entkleiden möchte. Die Haarzöpfe der Braut zu entflechten, soll noch in einigen Dörfern üblich seyn, ich kann es aber nicht bestätigen. So hat auch der Aberglaube, des Bräutigams Schuhe über den Kopf zu werfen, um zu wissen, wer von den neu Verehelichten zuerst sterbe, noch Statt. Wenn nämlich der geworfene Schuh mit der Spitze gegen die Wand des Schlafgemaches sieht, so trifft die Reihe zuerst ihn, im Gegentheile aber das Weib, wenn er die Richtung gegen das Bett hat.

Die Bildung des Gothscheers ist von der des Dolenzers wenig verschieden, doch zeichnet sich das weibliche Geschlecht gar nicht aus. Der Mann, wie es scheint, hat seinen alten Kostum der Kleidung beybehalten; die Haare auf dem Kopfe trägt er kurz abgeschnitten, und heut zu Tage außer Landes den ganzen Bart nur noch wenig mehr. Das Haupt deckt er mit einem runden schwarzen Filzhute; Hals und Brust sind meistens entblößt. Sein langes Hemd, das aber nicht in die Beinkleider gesteckt wird, hat stets einen breiten Kragen, der über den Rock geschlagen wird. Auf dem Leibe hat er im Winter ein kurzes Wams, darüber ein von weißgrauer Wolle verfertigtes grob tuchenes Kleid mit Ärmeln ohne alle Falten und Taschen, nur vorn ein paar Hefte, um es zu schließen, um den Leib einen breit ledernen Gürtel, der vorn mit ein paar Schnallen zugemacht wird. Da diese Leute mit Öl und oft andern schmierigen Sachen handeln, so sehen diese Kleidungsstücke auch immer schmutzgelb aus. Bey übelm Wetter und Kälte trägt der Gothscheer von eben der Farbe einen Mantel darüber, seine weiten Ploderhosen, wie sie solche nennen, und welche in
die langen Stiefeln reichen, sind von oben erwähntem Tuche oder Leinwand. Da er im Kleide keine Taschen hat; so trägt er wie der Krainer einen kleinen Tornister über die linke Schulter. In der linken Hand ist er mit einem Ölfläschchen vorgestellt. Zu seiner Seite befindet er sich auf einem beladenen Packpferde sitzend, welches er meistens mit dem Stocke lenkt. (Man sehe die XI. Figur.)

Das Weib trägt eine weiße Kopfdecke wie die Dolenzerin, die Haare kurz, die Mädchen aber die Zöpfe geflochten; das lange Hemd ist mit Manschetten versehen, und um den Hals geht ein breit gefalteter Kragen, ein leinener Unterrock mit einer solchen Schürze, und über das Ganze ein Rock wie beym Manne, aber ohne Ärmel. Dieses Kleidungsstück wird ebenfalls mit Heften verschlossen, um den Leib kommt ein blauer oder schwarzer wollener Gürtel; an den Füßen Strümpfe und Schuhe ohne Schnallen. Die Weiber, welche selten ohne Stock gehen, tragen wohl auch öfters geringe Ware in Butten herum, wie man sie hier vorgestellt sieht (auf der XII. Tafel).







Hoff, Heinrich Georg: "Historisch-statistisch-topographisches Gemälde vom Herzogthume Krain und demselben einverleibten Istrien.

Erster Teil, Laibach 1808, Verl. Heinrich Wilh. Korn (S. 38 f.).


Die Gottscheer sind sehr einfach, und kontrastiren mit den übrigen Krainern auf das sonderbarste. Die Männer tragen runde Hüte, Hemden mit einem breiten Kragen, welcher wie ein Gekrös über den Rock hängt. Das Hemd haben sie lang über die Hosen, wie die Wallachen, die Beinkleider ebenfalls lang, selten kurz, an den Füßen meistens Stiefel, um den Leib einen türkischen Wamms mit einer Binde von blauer Wolle, und darüber einen glatten Rock mit Ärmeln.

Bärte tragen sie nicht so häufig mehr, die Haar aber fliegend. Die Weiber haben im Sommer einzige zwei Kleidungsstücke, ein etwas gekraustes Hemd, und ein Tuch auf dem Kopfe, um dem Leib eine blaue wollene Binde. Im Winter haben sie drüber einen wollenen Kaftan, oder einen Zippelpelz mit Schuhen und Strümpfen.

Diese Deutschen, die von den Ausländern außer ihrem Wohnorte, für halbe Zigeuner angesehen werden, und die scheinbar unbedeutenden Handel mit Lorbeerblättern, Datteln, Feigen, Limonien etc. in der ganzen österreichischen Monarchie, bis an die Gränze Rußlands treiben, sind zu Hause mit fein polirten Tischen, verzierten Kästen, ja manchmal mit Silbergeschirr versehen, unterscheiden sich dann ungemein von den selbst in den fruchtbaren Gegenden armen slavischen Bauern. Auch ihre Hausfrauen lieben altfränkischen Prunk im Innern ihrer Häuschen. Wenn schon die Gotlscheer nicht so viel gewinnen, als die Thüringer mit Borstorfer- oder Meschanskeräpfeln, und die Pfälzer mit ihren Wallnüssen, so ersetzen sie doch manches durch ihre mit Nüchternheit
gepaarte Sparsamkeit auf ihren Reisen, und sind daher viel reicher und zufriedner, als es die slavischen Unterkrainer mitten in ihren Weinhügeln sind.

Der Naturforscher Hacquet hat die abwechselnden Näancen dieses Völkchens in seinen Werken bildlich dargestellt. Ringsum von Slaven oder Wenden umgeben, reden sie eine eigne Muttersprache, die deutsch ist, und äußern eine Sitte, die sie besonders karakterisirt.

Sie bewohnen einen Flächeninhalt von 8 bis 9 Quadratmeilen, ihr Hauptort, d. i. ihre Stadt, heißt Gottschee, die mit der Landschaft, die sie bewohnen, einerley Namen hat; sie gewährt dem Fürsten von Auersperg, der sie als Fideikommis genießt, in Folge eines Diplomes vom 11. Nov. 1791. den Herzogstitel mit den damit verbundenen Vorzugsrechten, nachdem er seine in den königl. preußischen Staaten gelegene Herzogthümer Münsterberg und Frankenstein verkauft hat.

Das Herzogthum Gottschee liegt im Neustädtler Kreise, und ich werde daher Gelegenheit nehmen, bey Beschreibung dieses Kreises weitläufiger davon zu sprechen, vor jetzt will ich nur etwas von dem Karakter der Gottscheer erwähnen.

Der Gottscheer ist gewöhnlich ein gutmüthiger, sparsamer, getreu und frommer Mensch. Er läuft in alle Länder, handelt mit wälschen Früchten, die er sich von Triest oder Fiume holt, nemlich Baumwolle, Zitronen, Pomeranzen, Baumöhl, Zibeben, Mandeln, Reiß etc., auch mit Schleifsteinen, Lorbeerblättern usw. Was er selbst nicht tragen kann, legt er auf sein Saumroß, und schweift so in der Welt herum, verkauft seine Waaren geschwind, läßt sich vieles nachschicken, und hat in vielen kleinen Städten und Märkten Niederlagen von dergleichen Waaren, die er sodann nach seiner Abreise im Frühjahr in Kommission hinterläßt, und sich bey seiner Rückkunft im Herbste bezahlen läßt. - Er handelt wieder andere Sachen ein, die er in Krain und Triest wieder anzubringen weiß, und so verdient er sich oft ein hübsches Summchen, das er mit nach Haus bringt, und dann im Sommer sein Feld bauet. Gewöhnlich im August nach der Aerndte, oder Anfangs September geht die Auswanderung in fremde Provinzen wieder vor sich; die Anzahl derselben ist zwischen drey und vier Tausend. Sie gehen in Gesellschaft von 6. 10. auch 20. auf einmal, erst unterwegs vertheilen sie sich. Man kennt einige sehr Reiche unter ihnen, als z. B. Kusele, Waderwolf, Sagar etc., die in Triest für mehr als 20 bis 30 000 Gulden an Waaren kaufen, und sie dann in die Provinzen herumschicken, wo sie ihre Kommissionärs haben. Der meiste und geringere Theil von ihnen ist bey allen dem ein armseliges Volk, das sich kümmerlich nährt, um so mehr, als der Boden ihres Landes sehr kärglich an Erträgniß, und das Land voller Gebirge ist. Doch, davon künftig das Weitere.
(Weiterhin wird im zweiten Buch, Seite 92 f. folgendermaßen berichtet:)

Gottschee, welches ehemals zu Mittelkrain gehörte, jetzt aber zu Unterkrain geschlagen worden, ist die einzige Stadt, und der Hauptort eines Herzogthums, welches ehevor seit 1623. unter dem Nahmen einer Grafschaft vorkam, und Kraft eines Diploms vom 11. Novemb. 1791. vom Kaiser Leopold dem II. zu einem Herzogthum erhoben dem daselbst regierenden Fürsten von Auersperg den Herzogtitel mit den damit verbundenen Vorzugsrechten gewährt, nachdem er seine in Preußisch Schlesien gelegene Herzogthümer Münsterberg und Frankenstein verkauft hat.

Es liegt im Neustädtler Kreise, gränzet nördlicher Seits an den Petersberg ober der Einöde, und an das Reifnitzer Gebiethe, ostwärts an Tschernembl, südwärts an hohe Schneegebürge, und an den Ursprung der Kulpa nach den Landesfürstlichen Urbarialgränzen, und westwärts an die Herrschaft Schneeberg und den Adelsperger Kreis und beträgt einen Flächeninhalt von 18 deutschen Quadratmeilen. Die Gebürge ziehen sich wie in einem Wirbel ringsumher, hängen durch den Göttenitz mit der größten Gebürgskette bis in Dalmatien, und westnordwärts bis in die norischen Alpen in einander, und bilden Kesselförmig manche schöne Thäler und angenehme Ebnen, die aber so sparsam mit Bächen und Brunnquellen bewässert sind, daß man größtentheils gezwungen ist, Schnee und Regenwasser aufzusammeln, um es durch Industrie zum Getränke und Hausbedarf zuzubereiten, und zum Vorrathe zu verschaffen.

Hier ist also der vielfältige Schnee, und häufige Regen, womit man oft heimgesucht wird, mehr als irgend anderswo die gnädigste Wohlthat des Himmels. Hier fängt der Winter mit dem Anfange des Oktobers, und der Frühling mit dem Maymonathe an. Wintersaat wird keine gepflogen, nur die Sommersaat beschäftigt den arbeitsamen Landmann. Weingärten gibt es keine, und um die Viezucht sieht es auch sehr mißlich aus, und das Obst, außer Zwetschken und Apfeln, nicht eben kaum zur Genüge.

Hingegen ist Gottschee für den schönsten Thiergarten anzusehen, die unermeßlichen Wälder nähren viel kleines und großes Wild, Hirschen in Menge, auch Bären, dann an Vogelwild, Auerhahnen, Haselhühner, Schnepfen, Wachteln, und andere mehrere gibt es hier bis zum Überflusse: Morchelschwämme (Phallus exulentus) gibt es hier in solcher Menge, daß damit ein großer Handel außer Landes getrieben wird.

Die Wäldungen geben hier das schönste Bauholz, daher findet man in den hiesigen Dorfschaften schöne und geräumige Häuser aus Holz gebauet. Die Bauerschaft ist in 7 Hauptpfarren eingetheilt, benanntlich Hauptpfarr Gottschee, wovon der Pfarrer Dechant über alle übrigen Pfarrer aufgestellt ist, dann Rüchek, Altenlak, Mössel, Nesselthal, Tschermoschnitz, und 0ssiunitz. Die übrigen als Mitterdorf, Götteritz, Obergraß, Stokendorf, und vielleicht noch andere, sind Ausschnitte der vorhin erwähnten Hauptpfarreyen. Von allen ist der Fürst Herzog zu Gottschee der Vogtherr.

In Gottschee koursiren keine Posten: nur erst seit einigen Jahren ist eine Kommerzial-Straße durch Reifnitz nach Laibach angelegt worden. Sonsten ist die Zufahrt und der Zutritt in dieses zu wenig besuchte Herzogthum wegen den hohen Gebürgen von allen Seiten sehr erschwert und gesperrt. Diese Lage aber kömmt den Ortsbewohnern, ihrem Wunsche nach, bestehens zu statten, sie erhalten sich dadurch von jeher um destomehr in ihrer Originalität, rücksichtlich auf Sprache, Trachten, Sitten und Gebräuche. Eben darum vermeiden sie auch sorgfältig alle Vermischung durch Heyrathen mit ihren Nachbaren den slavischen Krainern, Kroaten, Italienern u. s. w. So ungern sie ihre Töchter ausheurathen lassen, so behutsam sind sie auch noch viel mehr, auswärtige Weiber, die nicht Gottscheerinnen sind, zur Ehe zu nehmen. Die Erziehung der Kinder, und das Hauswesen ist ganz dem Weibe, das insgemein ziemlich sklavisch behandelt wird, überlassen, indessen der Mann durch die Handlung in die weitere Welt für Brot und Bedürfnisse seines Hauses sorget. Man lebt hier größtentheils durch die Handlung, an die man sich von erster Jugend angewohnt, und davon nicht eher als im spätesten Alter abstehet. Der Vater nimmt seinen Jungen im Handelsbetriebe auf seiner Wanderung in die entferntesten Länder mit, so wird der aus Bedürfniß entstandene Handel durch Übung und beglückte Vorfälle gar oft zu einer leidenschaftlichen Neigung.

Ihre Manufakturen die meistens in Holzgefäßen bestehen, geben ihnen nicht viel weniger Stof zum verhandeln, als gewisse Eßwaaren, die sie aus dem benachbarten Hafen Fiume, und Italien herholen, dann nach Böheim, Deutschland und alle weite Welt vertragen und versilbern. Ihre Industrie wird begünstiget, weil ihnen durch Landesfürstliche Gnade das Hausiren bewillget worden ist, das sonsten allen Handelsleuten verbothen wird.

Man kann es sicher als für etwas geringes annehmen, daß durch ihre Handlung nach Gottschee in Durchschnitte 80 000 fl. heimgebracht werden; da nun alles Geld aus diesem Herzogthum von Jahr zu Jahr nur hinaus nähmlich an den Fürst-Herzog, und dann aus Katastrum abgegeben wird, so ist das, so durch den Zweig der Handlung einkommt, der einzige Zufluß, der dem Geldausflusse das Gleichgewicht hält, das einzige Mittel der Subsistenz eines Landes, das die gute Mutter Natur hier ziemlich stiefmütterlich versorget hat. Auch gibt es hier Leute, die in Hamburg in Handlungsgeschäften stehen, und die Gottscheer sind in den berühmtesten Handelstädten nicht unbekannt.

Man verkennt an ihrer Tracht die altdeutsche Kleidung nicht, manche tragen noch die Halskrause; grobe Leinwand, und weißes Tuch sind der Stoff zu ihren Kleidern. Sie ließen sich vormahls den Bart wachsen, seit 20 Jahren aber ist kein Bart mehr bey ihnen zu sehen.

Ihre Sprache ist ein reines Altdeutsch ohne Vermischung slavischer, oder krainischer Wörter, welches den heutgen Deutschen um desto unverständlicher wird, jemehr sich die jetzige Mundart von der alten allenthalben entfernt. Viele Worte sind in dem heutigen Sprachgebrauche nicht mehr üblich, die bey ihnen gang und gebe sind. Sie verstehen aber doch einen jeden Deutschen viel leichter, als die Deutschen die Gottscheer. Nur wenige aus ihnen reden, und verstehen die krainerische Slavensprache. Deswegen ist ihr Deutsch eben so wenig der althergebrachten Mundart durch das slavische verfälschet, als es durch eine ausstudierte Kultur verfeinert und verändert worden ist.

Nach der Etymologie des Wortes Gottschee zu urtheilen, müßte man ihre Abkunft von den Ostgothen herleiten, die, wie die Geschichte vorgibt, in Kannanien an der Save ihren Sitz hatten, an Liburnien und Istrien sich verbreiteten und daher Gothi Savii, Gothsavier, d. i. die Gothen bey der Save genennt wurden. Von den Gothen trägt in der Nachbarschaft bey Neustädtel noch heut zu Tage ein Dorf den Nahmen Gothendorf, Gotnavas, denn nach der gemeinen Sage soll dort Theodorich der Gothen König sein Lager gehalten haben.

Sichere Kunden kann man von dem einen eben so wenig als von dem andern haben. Immerhin aber mag es deswegen doch glaubwürdig seyn, daß nach Gottschee, wo einst die Gothen von der Save lebten, späterhin Karl IV. Kaiser und König von Böheim, oder wie andere sagen, ein Graf von Ortenburg, eine Kolonie aus Franken dahin verpflanzt habe. Die Gottscheer halten sich selbst von Frankischer Abkunft, und im Archive zu Bischoflack soll Thomas Chrön, ehe er noch Fürstbischof zu Laibach geworden, eine Kunde vorgefunden haben, daß Kaiser Karl IV. dem Grafen von Ortenburg, der vom Patriarchen zu Aglar Gottschee zu Lehen empfangen hatte, 300 Mann mit Weib und Kinder theils Franken theils Thüringer, die wegen eines Aufstandes des Landes verwiesen wurden, als dienstbare Knechte erlassen hätte, welche dann die waldigten Gegenden in Gottschee urbar gemacht haben, und dort eingepfarrt wurden.

Wie es nun immer daran seyn mag, so ist es doch gewiß, daß die Gottscheer von deutscher Abkunft sind, sich von einem Jahrhundert zum andern unter den Krainern seit undenkbaren Zeiten an Sprache, Kleidung und Sitten unterschieden, und in ihrer Originalität ganz sonderbar, karakteristisch erhalten.

Sie sind so wie alle Krainer der Katholischen Religion zugethan; ihre Pfarrer sind alle Gottscheer von Geburt; Neuerungen sind sie allen feind, halten fest auf das alte Herkommen. Kaum ließen sie sich zum Baue der Erdäpfel, oder Grundbirnen herbey, deren Vortheile sie erst seit 30 Jahren einsehen und benutzen.

Sie haben viel Talent zu den Wissenschaften, verlegen sich aber nur auf die Handlung. Sie sind aufrichtig, bieder, fern vom Truge, mäßig beym Speis und Tranke, auch gar nicht diebisch, für ihr mageres unfruchtbares Land sind sie mit patriotischen Eifer sehr eingenommen; der Wanderung sehr ergeben, sehnen sich aber bald wieder nach ihrer Heimath zurück, daher ist das Heimwehe eins ihrer größten Leiden. Selten wird sich ein Gottscheer auch mit größten Vortheilen außer seinem Herzogthum irgendwo haussässig ansiedlen.

Die in einem Viereck gebaute, mit einem vormahls festen, dermahlen aber verfallenen Thurme in jedem Eck verstärkte, und mit einem Wassergraben umgebene Stadt rechnet ihr Daseyn von Kaiser Karl IV. von dem sie das Stadtprivilegiumsdiplom noch aufweisen könnten, wenn es nicht in einer Feuersbrunst sammt allen Archivsschriften im Rauch aufgegangen wäre. Sie war einst Landesfürstlich, und wurde vom Kaiser Leopold I. dem Grafen Wolf Engelbrecht von Auersperg, der eben Landeshauptmann in Krain war, geschenkt, seit der Zeit sie nun immer eine Munizipalstadt ist.

Man hat keine Spuren, daß hier ehevor eine ältere Stadt gestanden hätte, und vermuthlich dürfte man hier das alte Burnum vergebens suchen. Doch aber verrät sich die Spur einer alten Stadt in einer dichten Waldung des Berges Göttenitz an einem weit um sich reichenden Gemäuer, dort wo die an das Gottscheer Gebieth anstoßende Landgerichter ihre Marktsteine haben, und man den Ort jetzt die heidnische Mauer nennt, die unweit Babenfeld liegt.

In der Vorzeit war diese Strecke Landes, die man Gottschee nennt, des Patriarchen von Aglar, der im Land Krain ein mächtiger Herr und Gebiether war, Eigenthum. Patriarch Berthold gab es Friedrichen, Grafen von Ortenburg, der zu Ortenegg herrschte, im J. 1374 zu Lehen. Nach Absterben des Ortenburgischen Geschlechtsstammes kam im J. 1420 Gottschee an die Grafen von Cilli. Friedrich Graf von Cilli, der mit seinem Vater uneinig lebte, bauete sich nahe an der Stadt das Schloß Friedrichstein zum Wohnhause. Die Cillier erloschen, und das Haus Österreich kam zum Besitz ihrer Güter.

In dem Zeitpunkte ward Gottschee ein Pfandschillinsgut. Georg von Thurn, der im J. 1515 in einem Bauernaufstand sein Leben verlohr, genoß es Pfandweis, dann wurde es kammeralisch behandelt,
bis im J. 1547, als Franz Ursini, Graf von Blagay, es sich 1547. käuflich zum Eigenthum machte. Er war der Erste Ursini, der sich in Krain niederließ, nachdem die Türken, die ihm angestammte Grafschaft Blagay in Kroazien seinem Großvater entrissen, in deren Händen sie auch noch beständig ist. Ihm hat Kaiser Maximilian II. alle Vorrechte, die Ludwig, König in Hungarn seiner Familie im J. 1532. gewährte, Kraft eines Diploms vom 7ten November 1571 neuerdinge bestättiget. Er starb zu Gottschee 1575.

Von seinen Nachkommen verkaufte es Niklas Stephanus Ursini, Graf von Blagay Sohn, im J. 1619. dem Johann Jacob Freyherrn Khisel, der Reifnitz im Besitz hatte, und 1623 in den Grafenstand trat. Dann ward auch Gottschee zur Grafschaft, unter welchem Nahmen sie Zeither immer vorkam.

Von ihm gelangte diese Grafschaft käuflich an Grafen Wolf Engelbrecht von Auersperg, welcher seinem erlauchten Bruder Johann Reichard, Kraft eines Testaments zum Erben aller seiner Herrschaften machte; dieser ward den 17ten September 1653 in den Reichsfürstenstand erhoben, und zeither ist Gottschee als ein angestammtes Fideikommiß unverrückt der Fürstlichen Familie dieses Nahmens, die zugleich Herzoge zu Gottschee sind, eigen.

Fürst Wilhelm, Anwarter der Fürstlichen Fideikommisse seines Vaters Carl, Herzogs zu Gottschee, hat durch den vortheilhaften Ankauf des weitschichtigen Gutes Einödes das Gebieth nicht nur erweitert, sondern auch viel besser zugerundet, wodurch unter der sorgfaltigen Leitung des verstorbenen Inspektors Joseph Globotschnig die Fürst Auerspergischen Domänen sehr viel an ihrem Wohlstande gewonnen.

Er hatte aber auch noch nebst dem Verdienste das Glück, bey seiner Leitung die geschicktesten herzoglichen Herrschaftsbeamten zur Hand zu haben, die zu den erhabenen Absichten des Herzogs von Gottschee mitwürken, unter denen der dermahlige Inspektor, und vormahlige Administrator Florian Webers sich vor allen unterscheidend auszeichnet, der nicht nur allein in allen Geschäften das Beste bevördert, sondern auch noch aus innigerm Triebe bey den neuen Straßenanlegungen eben sowohl die Erleichterung des Kommerzes, als bey der Normalschulanstalt die Ausbildung der Gottscheer sich mit wahren Eifer angelegen seyn läßt; überzeugt, daß, wie jenes den Handel begünstiget, dieses den Gottscheern eben sowohl großen Nutzen stiften wird, wenn ihrer Jugend eine edlere Richtung in den Sitten, Sprachreinigkeit, Rechenkunde, Schönschreiberey, geläuterte Religionsbegriffe, und neben dem noch auch Musik, alles nach der Methode der Lehrart in Böhmen (von woher er Lehrer bestellt) werden beygebracht werden. Es zeigt sich schon, daß viele vortreffliche Talente in Gottschee würden
müßig verschlummert haben wenn man sie nicht zur Zeit mit Vortheil gewecket hätte.

Oft hat schon Gottschee merkwürdige Männer hervorgebracht, unter welchen besonders Johann Philipp v. Grebbin, Kabinetssekretär am Hofe der Erzherzogin Elisabeth zu Brüssel, der sein Leben zu Hopfenbach 1762 im 73ten Jahre seines Alters beschloß, und seine Bibliothek den Franziskanern in Neustädtel legierte, zu schätzen ist. Bekannter sind unter den Gelehrten die Freyherrn von Erberg, von Schweiger, u. a. m.

Im ganzen Herzogthum Gottschee findet man keine adelichen Landsitze, alle Insassen sind ihrem Fürsten unmittelbar Urbarshuldig. Das niedlichste Land-Haus ist zu Malgern, I Stund von der Stadt entlegen. Dort befindet sich auch die trinkbare Brunnquelle ohne gleichen in ganz Gottschee.







"Vorzeit und Gegenwart". Ein periodisches Werk für Geschichte, Literatur, Kunst und Dichtung, herausgegeben von Julius Max Schottky. Posen 1823. (I, S. 257-278).

1. Prof. Richter aus Laibach schreibt:


Unter den deutschen Erbstaaten des Kaisers Majestät ist vielleicht keine Provinz, deren Insassen sich an Kleidung und Sprache bezirksweise so mannigfaltig auszeichnen als Krain. Die Tschitschen, die Wippacher, die Liburner, die Istrier, die Wenden in der Mötting, die Uskoken, die Reifnitzer, die Gottscheer stehen mit den übrigen Krainern durch alle drei Landeskreise auf das sonderbarste im Gegensatz. Der Naturforscher Hacquet hat ihre abwechselnden Verschiedenheiten in seinen Werken und vorzüglich in den drei Heften von der Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Slawen bildlich dargestellt. Am meisten fallen die Gottscheer auf, die deutsch sind und eine Sitte äußern, die sie besonders kennzeichnet. Sie bewohnen einen Flächeninhalt von acht bis neun Quadratmeilen; der Hauptort heißt Gottschee, gleich der von ihnen eingenommenen Landschaft. Der Fürst von Auersperg führt von ihr als einem Fideikommiß zufolge eines Diploms vom 11. November 1791 den Herzogstitel mit den mit ihm verbundenen Vorzugsrechten, nachdem er seine in den königl. preußischen Staaten gelegenen Herzogtümer Münsterberg und Frankenstein verkauft hat.

Das Herzogtum Gottschee liegt im Neustädter Kreise, grenzt gegen Norden an den Petersberg oder Ainöd (Soteska) und an das Reifnitzer Gebiet, ostwärts an den Tschernembler Boden, südwärts an die Zubranka, die bei Ossilnitz in die Kulpa fließt, an die Gebiete von Zuber und Kostel und westwärts an den Schneeberg im Adelsberger Kreise. Ringsumher ziehen sich die Gebirge wie in einem Wirbel, hängen durch
den Göttenitz mit der großen Gebirgskette bis Dalmatien und westnordwärts bis an die norischen Alpen ineinander. Sie bilden kesselförmig manche schöne Täler und angenehme Ebenen, die aber so sparsam mit Bächen und Brunnenquellen bewässert sind, daß man größtenteils gezwungen ist, Schnee- und Regenwasser aufzusammeln, es durch Kunstmittel zum Hausbedarf und Getränk zuzubereiten und für Vieh und Menschen vorrätig zu erhalten.

Hier fängt der herbe Winter schon mit dem Anfange des Oktober und der Frühling um die Mitte des Maimonats an. Eben darum wird keine Wintersaat gepflogen; den arbeitsamen Landmann beschäftigt nur die Sommersaat. Weingärten gibt es nicht und um die Viehzucht sieht es wegen Mangels an Wasser sehr mißlich aus. Auch ist hier außer Pflaumen und Äpfeln fast gar kein Obst zu finden; seit ungefähr dreißig Jahren erst werden hier Erdäpfel gepflegt, wodurch jetzt dem Brotmangel, der früherhin nicht selten Hungersnot hervorbrachte, abgeholfen wird. Dahingegen ist Gottschee für einen schönen natürlichen Tiergarten anzusehen. Die unermeßlichen Wälder nähren viel kleines und hohes Wild: Hasen, Füchse, Rehe, Hirsche und Bären; dann Haselhühner, Schnepfen, Wachteln und andere kleine Vögel gibt es in Menge. Ein leckerer Gaumen würde überdies noch an den schmackhaften Morchelschwämmen (Phallus esculentus) sein Behagen finden, die hier wohl zu Hause sind und in die Ferne verhandelt werden. Die Waldungen geben an Tannen, Fichten, Buchen und Eichen das schönste Bauholz; daher findet man in den hiesigen Dorfschaften die Häuser nur aus Holz gebaut.

Es findet sich in diesem Herzogtume keine andere Stadt als Gottschee und gar kein adeliger Landsitz, alle Insassen sind ihrem Herzoge, dem Fürsten von Auersperg, unmittelbar urbarshuldig und untertänig.

Die Volksmenge ist in sieben Hauptpfarren eingeteilt, genannt 1. Gottschee, wo der Pfarrer zugleich Dechant ist, 2. Altenlack, 3. Mößl, 4. Ruhek (Rieg), 5. Nesseltal, 6. Tschermoschnitz, 7. Ossiunitz. Die übrigen, als Mitterdorf, Göttenitz, Obergraß, Stockendorf und vielleicht noch andere sind Ausschnitte der vorerwähnten sieben Pfarreien, von allen ist der Fürst oder Herzog von Gottschee der Vogtherr.

Durch Gottschee laufen keine Posten; erst seit kurzem ist die Handelsstraße durch Reifnitz nach Laibach angelegt worden. Übrigens ist wegen der hohen Gebirge die Anfahrt und der Zutritt in dies Herzogtum von allen Seiten zu sehr erschwert und gleichsam gesperrt. Aber diese Lage kommt den Ortsbewohnern hinsichtlich ihrer Sitte und Denkungsart sehr wohl zustatten, sie erhalten sich dadurch destomehr in ihrer erwünschten Eigentümlichkeit, was Sprache, Sitten und Ge
brauche betrifft. Sie vermeiden sorgfältig alle Vermischung durch Heiraten mit ihren Nachbarn, den slawischen Krainern, Kroaten und anderen Grenzern. Ebenso selten als ungern sie ihre Töchter sich auswärts vermählen lassen, umso behutsamer sind sie noch, Weiber, die nicht Gottscheerinnen sind, zur Ehe zu nehmen. Die Erziehung der Kinder, die Feld- und Hauswirtschaft ist ganz dem Weibe, das insgemein in Demut und Einfalt erhalten und auch noch zu hart behandelt wird, überlassen, während der Mann bei seinem Warenhandel den größten Teil des Jahres, wo nicht gar einige Jahre in der weiten Welt für das Auskommen seines Hauses sorgt. Die Gottscheer leben vorzüglich durch Handel und Wandel, sie gewöhnen sich dazu von Jugend an und stehen davon nicht eher als im entkräfteten Alter ab. Der Vater nimmt seinen Sohn in die entferntesten Länder zum Handelsbetriebe mit, und so entsteht durch Gewohnheit eine natürliche Neigung zur Handelschaft, die durch das Bedürfnis veranlaßt und durch glückliches Gedeihen anlockender gemacht wird.

Ihre Erzeugnisse, die meistens in Holzgerätschaften, Schachteln, Fäßchen, Zubern, Wannen, Sieben und dergleichen bestehen, geben ihnen nicht weniger Stoff dazu, als manche Eßwaren und Nächereien, z. B. Zitronen, Pomeranzen, Datteln, Oliven, Mandeln, Baumöl, Wein in Bouteillen, Rosoglio, getrocknete Morcheln, Billichhäute (vom Dipus jaculus) u. m., die sie aus dem benachbarten Fiume herholen und dann ins Ausland in die weite Welt auf Packpferden vertragen und teuer verkaufen.

Ihr Handelsbetrieb wird ihnen zum Teil auch darum begünstigt, weil ihnen das Hausieren, das sonst den Handelsleuten verboten ist, durch landesfürstliche Privilegien bewilligt wurde. Man kann, gering gerechnet, annehmen, daß durch ihren Handel im Durchschnitte 50 000 bis 60 000 fl eingebracht werden, wodurch, da vieles Geld aus Gottschee an den Herzog, dann an das Catastrum hinausgeht und nicht wieder zurückfließt, dieser einzige Zufluß mittelst des Handels das Gleichgewicht herstellt. Dies Feilbieten ist also ein notwendiges Mittel zu ihrer Erhaltung, da Mutter Natur für die Landschaft ziemlich stiefmütterlich gesorgt hat.

Ihre Sprache ist ein veraltetes rohes Deutsch ohne Einmischung slawischer Wörter, welches aber den jetzigen Deutschen der höheren Stände umso unverständlicher wird, je feiner und reiner diese ihre Sprache ausbildeten. Es verstehen immer die Gottscheer einen jeden Deutschen viel leichter, als sie verstanden werden. Die wenigsten von ihnen, und zwar nur jene, die auf Handel ausgehen, sind der krainisch-slawischen Sprache kundig. Deswegen ist ihr angestammtes Deutsch noch ebenso wenig verfälscht durch das Slawische der Krainer, als verfeinert durch erweiterte Bildung. Es scheint die Behauptung vielleicht paradox, daß man das Altfränkische in Krain, mitten unter Slawen, in
Gottschee suchen müsse, und doch dürfte sie so gar unprobehältig nicht sein."

(Nun folgen ein paar Beispiele ihrer Mundart.)

"Der Ton ihrer Aussprache ist einem ungewöhnten Ohr sehr widerlich. Schwerlich wird ein Gottscheer sich seines Jargons so entwöhnen, daß man nicht seine Abkunft gar bald zu erraten vermöchte."

Der Name Gottscheer läßt sich der Etymologie nach von den Goten herleiten, die in Pannonien an der Save einst ihren Sitz hatten. Diese hießen Gothi Saviae oder die Goten an der Save. Gothsavier, Gothscheer, krainisch Kotschevarji. Von diesen Goten trägt in der Nachbarschaft bei Neustädtel noch heutzutage ein Dorf den Namen Gothendorf, Gotnavas; denn nach einer alten Sage soll dort Theodorich ein Lager geschlagen haben (Valvasor 2, 480). - Ferner will man wissen, daß Karl IV. nach eben diesem Orte eine Kolonie aus Franken verpflanzt habe, und die Gottscheer selbst halten sich nach ihrer Tradition für Franken. Es soll auch Thomas Chrön, nachmaliger Fürstbischof zu Laibach, in dem Archive zu Bischoflack eine Urkunde gelesen und eigenhändig abgeschrieben haben, daß Kaiser Karl IV. dem Grafen von Ortenburg, der vom Patriarchen von Aquileja Gottschee zum Lehen empfangen hatte, 300 Mann mit Weib und Kindern, teils Franken, teils Thüringer, die wegen eines Aufstandes des Landes verwiesen wurden, als dienstbare Knechte überlassen hatte, welche nachher die waldigen Gegenden in Gottschee urbar machten, wo sie dann eingepfarrt wurden.

Aber was immer Wahres daran sein mag, so viel ist doch gewiß, daß die Gottscheer von deutscher Abkunft sind, sich von den Krainern seit undenkbaren Zeiten in Sprache, Kleidertracht und Sitte unterscheiden und sich ganz sonderbar in ihrer Eigentümlichkeit erhalten. Sie erscheinen, wie alle Krainer, der katholischen Religion zugetan; ihre Pfarrer sind alle Gottscheer von Geburt, die nach der angestammten Mundart deutsch predigen. So eifrig als die Gottscheer auf den Handel bedacht bleiben, so nachlässig scheinen sie dem Ackerbaue obzuliegen; denn wenn man ihre Landschaft bereist, so findet man viele unbebaute Felder und geräumige Triften, die urbar gemacht werden könnten. Sie sind gutmütige, aufrichtige, treue, mäßige Leute, fern von Trug und List. Wenn ihre Jugend nach Neustädtel, Laibach oder Agram auf Schulen geschickt wird, so verrät sie viel Talent zu den Wissenschaften. In der Stadt selbst findet man nur eine deutsche Trivial- und Musikschule.

Das Städtchen Gottschee rechnet seine Erbauung von den Zeiten Kaiser Karls IV., von dem es noch einstens die Bestätigung seiner Freiheiten urkundlich vorzeigen konnte, bis späterhin das gesamte Archiv in Rauch aufging. Gottschee war ehemals landesfürstlich; Kaiser Leopold I. übergab es jedoch dem Landeshauptmann in Krain, Wolf Engelbert Grafen von Auersperg, und seit dieser Zeit blieb es stets im Besitze dieser Familie."








"Vorzeit und Gegenwart". Ein periodisches Werk für Geschichte, Literatur, Kunst und Dichtung, herausgegeben von Julius Max Schottky. Posen 1823. (I, S. 257-278).

2. Von Rudesch: "Weitere Nachrichten über die Gottscheer im Herzogtume Krain":


"Die Gottscheer bewohnen im Südosten des Neustädter Kreises einen gebirgigen und waldigen Strich Landes, dessen Breite von Süden gegen Norden etwa 12 bis 14, die Länge von Westen gegen Osten aber 4-6 Stunden beträgt. Ihre Anzahl beläuft sich nach den neuesten Zählungen auf die runde Zahl von 18 000 Personen. Sie sind mit Ausnahme einiger weniger Dörfer sämtliche Untertanen der dem Fürsten Wilhelm Auersperg gehörigen und den Titel eines Herzogtums führenden Herrschaft Gottschee und unterscheiden sich von den sie ganz umgebenden Slawen hauptsächlich durch die Sprache, welche ein roher und unausgebildeter, mit mehreren slawischen Worten und Formen vermengter deutscher Dialekt ist.

In Kleidung und Gebräuchen slawisieren sie. Sie nennen ihr Land Kotschee (mit einer nun zwar allgemein gewordenen, aber unrichtigen Orthographie - Gottschee) und sich selbst Kotschever (Gottscheer). Von den Krainern und Kroaten wird das Land Kozhevji und ein Gottscheer Kozhevar genannt. Diesen Namen wollen einige von den Goten, andere von gut See oder Gotts See etc. herleiten, wahrscheinlicher stammt er aber von dem slawischen Kozha, ab, welches eine Ansiedlung oder Niederlassung bedeutet und wovon Kozhevje das Kollektivum ist. So findet man auch noch anderwärts in Krain Dörfer, die Kozhevje heißen, wie z. B. eines in der Pfarre Gutenfeld, ein anderes nahe bei dem Städtchen Zhernemel etc. Aus Kozhevje haben nun die Deutschen in der Folge Kottschee, Gottschee gemacht. In Hinsicht auf die Herkunft der Gottscheer läßt sich folgendes angeben.

1. Eine dunkle Sage unter ihnen selbst läßt sie aus Franken vertrieben werden.

2. Damit stimmt die von dem Laibacher Bischof Thomas Chrön aus dem Bischoflacker Archive geschöpfte und in Valvasors Chronik von Krain 3, II, 194, zitierte Nachricht in der Hauptsache überein, vermöge welcher Kaiser Karl IV. 300 fränkische und thüringische Familien zur Strafe einer Empörung in die Gegend, wo gegenwärtig die Gottscheer wohnen, versetzen ließ.

Es ist die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß bereits vor ihnen Slawen, wiewohl in geringer Anzahl, diese Gegend bewohnt haben, denn -

a) die Namen der ältesten gottscheeischen Dörfer sind offenbar aus der slawischen in die gottscheeischdeutsche Sprache übergegangen, wie z. B. Gottschee, Rieg, Altlavy (Altlag), Tschermoschnitz, Pölland, Göttenitz, Malgern, Friesach, Kletsch, Loschin usw., die auf krainisch oder kroatisch Kozhevje, Rieka, Stari log, Zhermoshnize, Polane, Gotenize, Mala gora, Breshe, Klezh, Loshina heißen.

b) Es gibt unter den Gottscheern viele Familiennamen, von denen es sich beweisen läßt, daß sie sich nicht von späteren Ansiedlungen oder Zuheiraten herschreiben, sondern dort
ebenso lange, oder wahrscheinlich länger leben als die Deutschen.

c) Die Slawisierung der Gottscheer in der Kleidung, in den geringfügigsten Gewohnheiten und Gebräuchen, wie noch kleineren teils in der Sprache, ist von der Art, daß sie sich nur durch eine radikale Vermischung erklären läßt.

d) Eine Kirche, die den Namen Altkirchen (Stara Zirkvo) führt und die sowohl der allgemeinen Sage, als auch der gegründeten Vermutung nach, die erste Kirche im Ländchen Gottschee gewesen ist, war von jeher eine Filiale der alten, an Gottschee grenzenden Pfarre Reifnitz (Ribnica).

Aus allen diesen Gründen ziehe ich den Schluß, daß die Gottscheer weder aborigines, noch Überbleibsel gotischer oder anderer germanischer Horden von den Zeiten der Völkerwanderung her, sondern Nachkömmlinge einer deutschen Kolonie aus dem 14. Jahrhundert, die mit den bereits vorhandenen Slawen zusammengeschmolzen ist, sind. Diese Behauptung dürfte an der Sprache selbst einen mächtigen Stützpunkt finden, in welcher man wohl schwerlich einen ausschließend gotischen Ausdruck entdecken wird, der nicht im 14. Jahrhundert hie und da noch in Deutschland gangbar gewesen wäre.

(Weiterhin beschäftigt sich Rudesch mit der Gottscheer Mundart und den Gottscheer Familiennamen, teilt auch drei Volkslieder mit. Was von diesen Mitteilungen wissenschaftlich von Wert ist, hat Schröer benutzt und wiedergegeben.)







Wilhelm Stricker, Die Verbreitung des deutschen Volkes über die Erde. Ein Versuch. Leipzig, Gustav Mayer, 1845. (S. 9.)


In dem slawischen Krain liegt, nördlich von Laibach, zwischen den Quellen der Gurk und der Kulpa, die deutsche Sprachinsel Gottschee, welche wenig bekannt ist, deren Bewohner nach ältern Nachrichten jedoch eine fränkische Mundart reden, und sich auch durch eigne Tracht vor den slawischen Umwohnern auszeichnen sollen.







Die deutsche Sprachinsel Gottschee in Krain. In "Germania". Archiv zur Kenntnis des deutschen Elements in allen Ländern der Erde. Bd. III. 1850.


Über den Ursprung des deutschen Spracheilandes Gottschee führt Zeuß (die Deutschen und die Nachbarstämme. München 1837, S. 589) folgendes an: Procop und Cassiodor nennen in der Nähe der Save Schwaben, Wolfgang Lazius (Arzt in Wien und kaiserl. Historicus: de migrationibus gentium, Basil 1572. fol.) behauptet, noch zu seiner Zeit wohnten Trümmer der einst zwischen Save und Istrien herrschenden Suevenstämme in einer waldigen Gegend (d. h. Gocz-he) und bewahrten noch damals die schwäbische Sprache; Zeuß dagegen meint, die Suabioi des Procop seien aus Savioi d. h. Anwohner der Save verdorben. Constantinus Porphyrogeneta spricht von Gutzisca-Gottschee. Aus Unkenntnis der richtigen slawischen Ableitung hat man, z. B. Schönleben, auch den Namen von den Gothen hergenommen und das Ländchen für eine Kolonie der Gothen erklärt, von deren Sprache die Mundart des Völkchens keine Spuren zeigt. Wegen der zahlreichen Widersprüche, die bei allen bisher versuchten Ableitungen der Gottscheer sich ergeben, erklärt Zeuß dieselben am wahrscheinlichsten für Abkömmlinge der oberdeutschen Vandalen, die vor ihrem Zuge durch Europa über ein halbes Jahrhundert in Pannonien saßen, was noch dadurch Bestätigung erhält, daß bei Procop wirklich von einem in den alten Sitzen zurückgebliebenen Reste der Vandalen die Rede ist, welcher nach Karthago zu Geiserich Gesandte schickte. Ein Volk der Guduskaner kommt bei Einhard (Annales an. 818) zur Zeit Ludwigs des Frommen an der Kulpa vor, doch weiß man weiter nichts von demselben. Namen und Lage passen auf Gottschee. "Gegen die Annahme", fügt Zeuß hinzu, daß die Gottscheer eine
spätere deutsche Ansiedlung seien, läßt sich das frühe Vorhandensein derselben nachweisen."

Dagegen meint Prof. Xaver Richter in Laibach Hormayrs Archiv 1824, Nr. 32, 33), dieses in Sitte, Sprache und jeder Volkstümlichkeit (die weibliche Tracht ausgenommen), deutsche Völkchen der Gottscheer, Gottscher, Chotzchevie, Hotzchevie, Hotzchevarie seien freysingische Colonisten aus Tyrol oder aus dem lurngauischen Chats, Katsch, Kötsch, Kätsch, Götsch, Gätsch. Urkundlich sandte Freysing aus seinen tyrolischen Ländereien Ansiedler nach seinen krainischen Besitzungen, z. B. nach Feichting und Zarz bei dem ehemals freysingischen Lack, deren Einwohner nach Valvasor (die Ehre des Herzogthums Krain, Leibach, 1689, fol.) von den Anwohnern nicht verstanden wurden. Zwar ist über den freysingischen Besitz von Gottschee nicht gerade eine freysingische Urkunde vorhanden, wohl aber über den von vielen umliegenden Orten, welche noch jetzt Gottschee als Grundherrschaft erkennen, und wir wissen, daß Freysing über die Kulpa bis nach Istrien hinein begütert war.

Gottschee gehörte ursprünglich zu Croatien und wurde erst später von Deutschen erobert. Freiherr von Ankershofen, Direktor des Geschichtsvereins für Kärnten in Klagenfurt, hat mich brieflich auf die eben angeführte Stelle aufmerksam gemacht, und fügt folgendes Urtheil über Richters Ansicht hinzu:

"Die hierin aufgestellte Ansicht, daß die Ahnen der Gottscheer aus freysingischem Besitztum nach freysingischem Gute in Krain übersiedelt wurden, hat historische Gründe für sich. Sollten jedoch diese Ansiedler früher auf dem Prädium Chatse, welches Kaiser Heinrich II. am 10. Mai 1007 nach Freysing vergab, gesessen haben, so müßte man die Gottscheer als Abkömmlinge von Kärntnern bezeichnen, da das genannte Chatse als in Provincia Carinthia gelegen angegeben wird und offenbar das heutige Rauhen-Katsch ist, welches an der Straße liegt, die durch das Katschthal und über den Katschberg aus Kärnten nach Salzburg führt. H. Berghaus hat in seiner Beschreibung von Deutschland, Stuttgart 1839, S. 893, da wo er Gottschee erwähnt, nicht einmal die Angabe, daß hier Deutsche wohnen!!! Ihre Anzahl setzt Schaffarik auf 21 000 in acht Pfarreien. Wie sie geographisch zwischen den Sieben-Gemeinden und den Siebenbürgischen Sachsen liegen, so auch sprachlich:

"Vuter inser, der du bisht im Himmbel, geheiligt siht dein Nuhmen, zue kumm insh dein Reich; dein Billen geschehen, bie im Himmbel, alsho auef Jerden! Gieb insh heint insher taiglaines Bruat und vergieb insh inshere Schulden, alsh auch bier vergaben insheren Schuldigiarn, und führ ins ette in die Vershuechung, shonder erliashe insh von den Uiblan. Amen."








Prof. Dr. Edgar Lehmann, Das Gottscheer Hochland, Grundlinien einer Landeskunde, Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Museums für Länderkunde zu Leipzig, 1933.

Herkunft der Bewohner


Genaue Nachweise über die Gegend, aus der die Bewohner stammen, sind ebenso wenig überliefert wie Urkunden über die Art und Weise der Besiedlung selbst. Aus der reichen Literatur (s. Schröer, 1868; Obergföll, 1888; Steska, 1890; Tschinkel, 1908), die über die schwierige und infolge fehlender urkundlicher Unterlagen wohl schier unlösliche Frage nach der Herkunft der Gottscheer entstand, ergibt sich ungefähr folgende Zusammenfassung: es sind nach der Ansicht der verschiedenen Autoren die Gottscheer ganz sicher der Hauptmenge nach bajuvarischer Abstammung. Eine interessante wissenschaftliche Streitfrage bildet das fränkisch-thüringische Bevölkerungselement. Elze (1900) will fast nur Henneberger, Franken aus der Gegend von Meiningen, in Gottschee gelten lassen. Im Gegensatz hierzu findet Hauffen (1895) den Einschlag kaum nennenswert. Wenn Franken und Thüringer nach Gottschee gekommen seien, sei ihre Anzahl gering gewesen, denn außer wenigen mitteldeutschen Familiennamen und Ausdrücken hätten sie in der bayerischen Mundart der Ansiedler keine Spuren hinterlassen. Die fränkisch-thüringische Ansiedlergruppe ist übrigens zwar nicht durch eine geschichtliche Urkunde, aber doch durch eine glaubwürdige Notiz bestätigt. Valvasor (1689) erzählt, der Laibacher Bischof Chrön habe im Jahre 1509 sich aus dem Archiv zu Bischoflack in seinen Kalender notiert: "Nachdem Karl IV., römischer Kaiser und König in Böhmen, die Franken und Thüringer überwunden, hat er dem Grafen Friedrich von Ortenburg auf dessen Bitte 300 Männer samt ihren Weibern und Kindern zur Dienstbarkeit übergeben, welche sonst um Aufruhrs und Rebellion willen hätten gestraft werden sollen. Selbige hat gedachter Graf verschickt in die Wälder, da wo nun Gottschee ist; welche mit der Zeit die Bäume weghauen und sieben Pfarrkirchen aufgerichtet." "Ob aber obgedachter Graf aus einer authentischen Schrift solches aufgezeichnet hat oder nicht," fügt Valvasor hinzu, "kann ich nicht wissen."

Sicher erscheint uns, daß das bayerisch - österreichische Volkstum in Gottschee reichlich vertreten ist. Auf die Bezeichnungen der Bergnamen als Nock und andere Ortsnameneigentümlichkeiten wurde schon hingewiesen. Sie lassen Zuwanderungen aus Kärnten und wohl auch aus Osttirol außer Zweifel. Aber auch das bayerische Stammland selbst entsandte wahrscheinlich Kolonisten hierher. Schröer äußert sich dahin, daß der Hauptbestandteil des Wortvorrates und der Spracherscheinungen in das Gebiet jener bayerisch-österreichischen Mundart falle, wie sie zwischen der Ammer und Loisach, zwischen Isar und Lech zu Hause ist. Der Ortsname Sporeben erscheint z. B. in dem alten Urbar von 1574 noch in der richtigen Form "Payers Eben". Ein Blick auf die Karte des südlichen Deutschland gegen Anfang des 13. Jahrhunderts im historischen Atlas von Spruner-Menke belehrt uns, daß das Haus Ortenburg damals im Nordgau mehrere ansehnliche Landstriche besaß. Es hat demnach viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß auch von dort her ein Kolonistenzug nach Gottschee gekommen ist (1). Schließlich sei noch des schwäbischen und allgemein alemannischen Einflusses auf die Mundart gedacht, von der Schröer in seinem "Wörterbuch" nicht wenige Spuren nachweist. Es ist bei all diesen mundartlichen Ableitungen zu bedenken, daß die Ortenburger durch ihre weitgehende familiengeschichtliche Verzweigung Beziehungen von Unterkrain aus mit Oberkrain, Kärnten, Südtirol, Niederbayern, Allgäu und dem Egerlande hatten - Beziehungen, die sie für ihr Kolonisationswerk sicher nutzbar machten.

So ergibt sich ein recht buntscheckiges Bild. Einer Art Musterkarte aus den verschiedenen Teilen Deutschlands gleicht nach den Ergebnissen der Herkunftsforschung von philologischer und historischer Seite die Volkszusammensetzung. H. Grothe (1931) weist in sehr interessanter Weise nach, wie die einzelnen Thesen zur Herkunftsfrage die verschiedenen Zeiten und Weltanschauungen spiegeln, in denen Autoren schrieben wie Wolfgang Lazius (1555), Valvazor (1689), Belsazar Hacquet (1804), Kaspar Zeuß, Mupperg (1879) u. a., die hier zum Teil genannt werden. Der einheimische Dialektforscher H. Tschinkel (1908) stellte fest, daß sich durch Mischung und gegenseitige Durchdringung einzelner Volkselemente eine halbwegs gemeinsame Landesmundart herausbildete. Allerdings dürfte diese Mischung in sprachlicher Hinsicht nicht ihr gleichwertiges Gegenstück in der ethnischen Zusammensetzung der Siedler finden: beim Durchwandern des Gottscheer Hochlandes fallen je nach dem Landstrich ganz deutliche Unterschiede in den Volkstypen auf. Andersgeartet ist der Bewohner der weiten, offenen Gottscheer Talung, anders der in weitestem Umkreis von Altlag, anders wieder der Bauer der Nesseltaler und der Rieger Talung. Es ist in diesem Zusammenhang schließlich wichtig, daß Satter (1897) in zwei Studien über die Tier- und Pflanzennamen in Gottschee viele lokale dialektische Unterschiede feststellt, "wie sie wohl kaum in einem anderen, ebenso kleinen geschlossenen Sprachgebiete so zahlreich auftreten dürften". Die meisten Tier- und Pflanzennamen weisen nach Satt er auf die Abkunft der Gottscheer aus Oberkärnten und dem östlichen Tirol. Die mitteldeutschen Bezeichnungen werden von dem gleichen Autor durch die historisch nachgewiesenen mitteldeutschen Ansiedlungen in Oberkärnten erklärt, die vor der Besiedlung Gotttschees erfolgten.


Anmerkungen:


1) Zu dieser Ansicht bekennt sich auch Obergföll (1888), an dessen Forschungen wir uns in diesem Abschnitt besonders anlehnen.


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