Dr. Adolf Hauffen

Tracht der Gottscheer, Dr. Adolf Hauffen, 1895



Dr. Hugo Grothe

Die Tracht der Gottscheer, Dr. Hugo Grothe, 1931



Dr. Maria Kundegraber 

Die Gottscheer Frauenfesttracht, ein Relikt mittelalterlicher Mode, 1980







Tracht der Gottscheer, Dr. Adolf Hauffen, 1895


Der alles ebnende Zug unserer Zeit, der die bunten, wechselvollen Volkstrachten immer mehr zu verdrängen droht, hat auch die Gottscheer bereits ereilt. Die Männer führte der Handel viel in die Fremde, wo sie nicht auffallen mochten und Gelegenheit fanden, sich billige, bürgerliche Kleider anzuschaffen. Darum legten die Hausierer schon Anfang dieses Jahrhunderts ihre heimische Tracht ab. Eine volksthümliche Tracht ferner, die doch in ihren feiertäglichen Bestandtheilen kostspielig ist, erhält sich am besten in Gegenden mit einem stolzen, wohlhabenden Bauernstande. Dieser war bei den handeltreibenden Gott
scheern kaum vorhanden, und so begann die Volkstracht der Männer auch in der Heimat schon in den Dreißigerjahren zu schwinden. Als die ersten Hausierer in den fremden Kleidern heimkehrten, erregten sie in der Heimat allerdings das größte Aufsehen. Die Leute daheim, welche sich mit der gewohnten Tracht förmlich verwachsen fühlten, nahmen an, ihre Landsleute hätten Fremde erschlagen und deren Kleider angezogen, anders konnten sie sich diese räthselhaffte Erscheinung nicht erklären. Das Beispiel aber wirkte rasch und seit den Fünfzigerjahren ist die uralte Tracht der Männer mit allen ihren Resten völlig verschwunden.



Gottscheer in alter Tracht


Die alte Männertracht bestand aus folgenden Stücken:

Aus weiten Pumphosen (pumprhosha), die für Werktage aus grober, für Feiertage aus feiner, rein weißer Leinwand (kloina laimot) verfertigt und quer gefältet (gakrischpat) waren. Im Winter staken die Hosen in hohen Stiefeln, im Sommer hiengen sie mit ihren erweiterten Enden lose über die Bundschuhe hinab. Die Stiefel waren diknataita, d. h. mit starken, am Sohlenrande umgebogenen Nägeln beschlagen. (Auch hölzerne Schneereifen (shnearoifm) wurden früher an den Schuhen getragen.) Dazu kam eine Weste, im Sommer aus bläulich-weißem Tuch oder Leinen, im Winter aus weißem Loden, mit Haften geschlossen. Aus den gleichen Stoffen bestand die Joppe (jopa). Sie war weit, ärmellos, bis an die Knie reichend, an der Brust mit einigen Haften geschlossen, an den Nähten und an den Taschen mit grünen Verschnürungen versehen. Das grobleinene Hemd war am Halse offen, oder mit einer Schnur lose gebunden und hatte einen breiten Kragen, der meist über die Joppe gelegt wurde. Das Hemd wurde in die Hosen und in den Ledergürtel so gesteckt, dass der untere Theil in einem Bausche darüber hinaushieng. Im Winter wurde statt der Joppe der Rock getragen. Er bestand aus weißem Loden, aus bläulichem oder grünem Tuche, war der Joppe ähnlich geformt, doch hatte er Ärmel mit breiten grünen oder rothen Aufschlägen und einen umgelegten oder Stehkragen von der Farbe der Aufschläge.

Am Rücken fiel der Rock glatt und geschlossen abwärts, an den Seiten hatte er kleine Schlitze. Zu Hause und bei der Arbeit trug man einen kurzen Leinenrock. Bis in den Anfang des Jahrhunderts war es bei den Männern üblich, die Haare in einem bis an den Gürtel reichenden Zopf zu tragen. Einige Jahrzehnte später ließ man noch die Haare lang stehen. Der Hut war aus grobem braunen Filze, hoch,
mit breiten Krämpen. Der "hohe Hut" und die "weißen Hosen" werden ja im Liede typisch verwendet.

In den Dreißigerjahren kam die Mode auf, an Feiertagen zu den Leinenhosen schwarzen Frack und Cylinder zu tragen. Wurden die Sachen schlecht, so verwendete man sie auch zur Arbeit. So kam es thatsächlich oft vor, was den Gottscheern noch heute im Scherze vorgehalten wird, dass die Landleute in Frack und Cylinder hinter dem Pfluge einhergiengen. Seit den Fünfzigerjahren ist jede Spur einer
besonderen Tracht der Männer geschwunden, sie gehen in einfachen bürgerlichen Kleidern und man kann sie heute gelegentlich in schwarzem Schlussrocke und hartem Hute bei der Feldarbeit sehen.

Nur die Hirten haben sich noch einen besonderen Anzug bewahrt. Sie tragen lange Leinenhosen, einen Rock aus schwerem grauen Hausloden in der bekannten Form
der Alpenlodenröcke mit einer Doppelreihe von Hirschhornknöpfen, mit oder ohne grünen Vorstoß, einen kleinen, runden, dunklen Loden- oder Filzhut, Schuhe aus Kirschbaumrinde geflochten mit dicken Holzsohlen (knoshpa). In der Hand hält der Hirt einen dicken Knotenstock mit rundem Griffe oder eine Schleuder (kloba) und ein großes Bockshorn. Das eigenartigste Kleidungsstück ist sein Regenmantel, ein weiter, bis über die Hüften reichender Kragen aus schmalen (früher in Wasser erweichten) Lindenbaststreifen, die dreifach übereinander liegen und den Regen nicht durchlassen.

Die alte Tracht der Frauen war vor etwa 40 Jahren noch ganz allgemein üblich, auch in der Stadt. Dann ist sie im Norden und Osten des Gebietes allmählich zurückgegangen und ist heute nur mehr im Westen, dem abgeschlossenen "Hinterland", erhalten. Die billigen und schlechten Fabrikserzeugnisse verdrängen sie Stück um Stück, so dass man häufig älteren Weibern begegnet, die Theile der volksthümlichen Tracht neben neueingeführten Schürzen, Kopftüchern oder Röcken tragen, was gar geschmacklos aussieht.



Gottscheerin in alter Tracht


Eine Gottscheerin von echtem Schlage trägt am Leibe das Hemd aus grobem Linnen (untrpfoit), darüber einen Leinenunterrock (dar konikaina kitl). In diesem einfachen Anzug verrichtet sie die häuslichen und die Feldarbeiten. Für den Ausgang und an Sonntagen legt sie darüber ein langes, gefälteltes Leinenhemd (da gewoldrota pfoit, woldrpfoit oder da garigota pfoit ) an. Es ist am Halse geschlossen, reicht bis an die Knöchel und ist von den Hüften abwärts und an den Ärmeln in Falten gelegt. Das Fälteln besorgt in jedem Dorfe eine eigene woldrarin, darum ist auch der Hausname pai woldrarsch sehr häufig. Bei festlichen Gelegenheiten muss das Hemd in acht Zwickel (Stöße) ausgehen (ocht-schteaßatla), vorne querüber gefältelt (gakrischpat) mit einem zahnförmig ausgeschnittenen Rand versehen sein (gazandlt) und aus feiner weißer Leinwand bestehen. Dieses Hemd wird immer durch einen Wollgürtel (s'girtale) festgebunden. Er ist handbreit, roth, von grünen oder gelben Fäden durchzogen; rothe Wollschnüre in einer Länge von drei Meter hangen daran, die vielmals um die Hüften gewunden und rückwärts so zugebunden werden, dass die Enden (da zetn) bis zu den Knöcheln reichen. Der Gürtel vertritt die Stelle des Mieders. Über dem Hemd wird eine weiße, hellgrüne oder hellblaue ärmellose Tuchjacke (jopa) getragen. Sie ist am Halse durch Haften festgehalten, steht im übrigen weit offen und reicht bis an die Knie. Die unteren Ecken werden etwas zurückgeschlagen, so dass das
bunte Futter sichtbar wird. An den Rändern, den beiden Seitentaschen und den Nähten ist die Joppe mit grünen Schnüren geziert. Sie gleicht fast ganz der alten Männerjoppe.

Um den Hals kommt ein breiter, umgelegter, weißer Kragen (dr colar), der zuweilen gestickt (galochat) ist. Über den Busen hängen schmälere oder breitere, bunte und geblümte Seidenbänder (da pintpantlain) herab. Das Haar wird an Wochentagen mit einem einfachen, farbigen Tuch (hidrle), an Sonntagen mit einem weißen Tuch (tiachle) bedeckt. Dieses wird hinten gebunden, ein Zipfel fallt nach vorne, der andere nach rückwärts; das breite Dreieck fällt über den Rücken und ist mit Stickereien versehen. Ein Ohr bleibt frei, damit man einen der Ohrringe sehen kann. Kleinere Lasten werden auf dem Kopf getragen, wobei ein Tuchring (ridl) zur Erleichterung dient. Rothe Strümpfe, die auch zuweilen gefältelt sind, und offene schwarze Niederschuhe oder Schnürschuhe (puntschuachn), heute meist hohe Stiefel vollenden den Anzug. Im Winter wird noch ein ärmelloser, verschnürter Schafpelz, mit der Wolle nach innen, unter der Joppe angelegt. Mädchen und Frauen unterscheiden sich nicht, alle tragen die Zöpfe aufgesteckt unter dem Tuche.



Theresia Gladitsch


Während in anderen Gegenden, z. B. in Bayern und Salzburg, die Bauerntracht im Laufe der Zeiten öfter wechselte, tragen sich die Gottscheerinnen im Hinterland heute im wesentlichen ebenso, wie sie Valvasor im siebzehnten und Hacquet im achtzehnten Jahrhundert beschrieben haben. Nur war der Gürtel früher auch braun, blau oder schwarz, und die Frauen trugen zuweilen im Winter Röcke mit Ärmeln, wie die Männer. Bis in die Fünfzigerjahre erhielt sich auch ein Unterschied in der Haartracht zwischen Frauen und Mädchen. Die Mädchen hatten immer zwei mit Scharlachfäden durchflochtene Zöpfe. Nach der Trauung wurden die Zöpfe aufgesteckt zu einem roidl (mhd. reide, Drehung, Wendung). Um diesen Haar
knoten wurde ein Band (womöglich in der Farbe der Haare) gebunden, darauf kam ein kleines weißes Häubchen, das bei den Frauen nie fehlen durfte. Erst darüber legten sie beim Ausgang das Kopftuch. Die ältere Sitte versagte den Mädchen auch das Tragen eines Pelzes.

In mehreren Liedern werden Theile der Frauenkleidung erwähnt (so Nr. 60, 72, 106, 119).

Die Gottscheer Frauen- und Männertracht hat keine Ähnlichkeit mit deutschen Volkstrachten. Es ist kein Zweifel, dass die Gottscheer sie erst in ihrer neuen Heimat von den slawischen Nachbarn übernommen und theilweise selbstständig abgeändert haben. Die Nachbarn im Osten, die sogenannten weißen Krainer (Slowenen) und im Süden die Kroaten haben vielfach die gleichen oder ähnliche Kleidungsstücke: die Männer Leinenhemd und Leinenhosen oder den weißen Rock: die Frauen den Leinenkittel, den farbigen Gürtel, die ärmellose, mit Verschnürungen versehene weiße Tuchjoppe.

Dr. Adolf Hauffen, Die Deutsche Sprachinsel Gottschee, 1895







Die Tracht der Gottscheer, Dr. Hugo Grothe, 1931


In den deutschen Sprachinseln des europäischen Südostens, so in Siebenbürgen, in der Zips am Fuße der Hohen Tatra sind manche eigenartige Trachten entstanden, in denen teils die Erinnerung an altüberlieferte Bräuche des Mutterlandes sich kundgab teils neubildend der heimische Geschmack sich entwickelte. Vielfach aber auch gab die Tracht der umliegenden Volker Veranlassung zu Anleihen in der Art der Kleidungsstücke, in ihrem Zierat, ihren Farben.



Gottscheertracht von 1850, H. Grothe, 1931


Schon die zweite Hälfte des 19 Jahrhunderts begann den heimischen Trachten in den Sprachinseln Abbruch zu tun. Nur an wenigen Orten erhielten sie sich. Die alten Gewänder, in Kästen und Truhen verwahrt, fielen dem Mottenfraß anheim, wenn nicht ein glücklicher Griff dieses und jenes Stück für ein Museum gerettet hatte. Aber es machten sich zugleich Bemühungen geltend, die alten Trachten wieder zur rechten Einschätzung zu bringen, und zwar zum wenigsten bei feierlichen Gelegenheiten, bei ländlichen Festen ihre Anlegung wieder einzuführen. Und solche Belebungsarbeit wurde meist von Erfolg begleitet. Von besonderem Glücke begünstigt war die Belebung der alten Volkstracht in der südkrainischen Sprachinsel Gottschee, die im Sommer 1928 unter starker Beteiligung der städtischen wie ländlichen Bevölkerung ihr erstes heimischesTrachtenfest begehen konnte.


Schon frühzeitig ist gleich der altertümlichen Mundart die eigenartige Tracht der heute 600-700 Jahre alten Sprachinsel Geschichtschreibern und volkskundlichen Forschern aufgefallen. Valvasor, der Verfasser der "Ehre des Herzogtums Krain" (Nürnberg 1689), weiß zu berichten, daß die Gottscheer sich in der Kleidung "gänzlich von den anderen Crainern unterscheiden", die Männer "schwartze von Filz gemachte Kappen" und "weiße Schlaffhosen von Leinwand" tragen, die Weiber aber "kurtze Röcke und lange Cosaken, daran keine Ermel".


Gottscheer in Tracht, Hacquet, 1804 Gottscheerin in Tracht, Hacquet, 1804


Ein Volkskundler vom Anfang des 19. Jahrhunderts, namens Hacquet, schenkt der Gottscheer- Tracht ausführliche Betrachtung, stellt die Gottscheer Tracht auch auf zwei Tafeln dar, die ich wiederzugeben in der Lage bin. Kurz faßt sich dagegen Hoff, der 1811 nur sagt: "Man verkennt an ihrer Tracht die altdeutsche Kleidung nicht (?). Manche tragen noch die Halskrause. Grobes Leinwand und weißes Tuch sind der Stoff zu ihren Kleidern"(Aus der Schilderung Hoffs geht hervor, daß die Reifnitzer sich noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts ähnlich trugen wie die Gottscheer) .

Der protestantische Pfarrer von Laibach Theodor Elze tut in seinem Büchlein "Gotschee und die Gotscheer" (1861) der denkwürdigen Männer- und Frauentracht des Landes Gottschee längere Erwähnung, und der Prager Sprachforscher Adolf Hauffen widmete der Gottscheer Tracht in seinem fleißigen Buche "Die deutsche Sprachinsel Gottschee" (1895) eine recht ausführliche Beschreibung.

Schon Elze machte 1861 aufmerksam, daß die Tracht der Gottscheer Männer gänzlich verschwunden ist, aber die der Frauen sich noch vollständig erhalten hat. 1878 hat Czoernig noch die Tracht bei Kirchgängerinnen, die ihm bei der Stadt Gottschee begegnen, also beim weiblichen Geschlecht in voller Anwendung gesehen. Denn er sagt: "Sie tragen weiße, in einem sehr langen Zipfel nach rückwärts fallende Kopftücher (,huderle'), ein gefältetes weißes Hemd (,gerigoite pfoat') mit Ärmeln, die bis an die Handwurzeln reichen, einen roten oder grünen, in langen Fransen nach rückwärts hinabfallenden Wollgürtel; über dem Hemde eine weiße ärmellose Tuchjoppe." Hauffen muß 24 Jahre nach Elze jedoch feststellen, daß die ehemalige reizvolle Frauentracht nur noch im westlichen abgeschlossenen
Hinterlande" sich vorfindet.

Bei meinen zahlreichen Streifen durch die verschiedensten Teile der Sprachinsel habe ich selbst alte Frauen niemals in Tracht erblickt. Die Erinnerung haftet wohl an der früheren Volkskleidung. Diese und jene Frau gesetzten Alters brachte mir die ehemaligen Trachtenstücke der verstorbenen Mutter, die andächtig verwahrt werden. Ermitteln konnte ich, daß im Hinterlande in der Ortschaft Morobitz eine Frau Zurl vor 42 Jahren - also noch 1888 - als die letzte in der üblichen Volkstracht als Braut zur Kirche ging. Die Jüngeren unter den Gottscheern wußten kaum die Eigentümlichkeit der alten Gottscheer Kleidungsstücke zu schildern. So war es eine verdienstvolle Tat der eingeborenen Freunde urwüchsigen einheimischen Volkstums, die Erinnerung an die alte Sitte im Sommer 1928 wieder zu erwecken, indem man aus allen Talgauen des Ländchens zu einem einheimischen Trachtenfeste zusammenrief.



Volkstrachtenfest Sommer 1929, H. Grothe, 1931


Welches sind nun die Hauptkennzeichen der Gottscheer Tracht? Ihre Stoffe: Leinen und Loden erzeugte der heimische Fleiß. Ihre Farben: weiß und hellblau zeichnen lebhafte und heitere Lichter in die besonnte Landschaft der Wiesen und Wälder. Weit, luftig, den Körper in der langen sommerlichen Hitze wenig beengend, sind die einzelnen Teile der Kleidung. Zeichnen wir unter Verweis auf die Bilderbeigaben im einzelnen die männliche wie weibliche Gottscheer Tracht.

Das Haupt des männlichen Gottscheers deckte ein hoher schwarzer Hut mit ansehnlich breiter Krempe. Und er umrahmte nicht nur in kühner Weise ein Gesicht üppigen Bartwuchses, sondern deckte auch ein dichtes Haar. Das man lang wachsen ließ und das zu Zeiten auch in Zöpfen über den Nacken herabfiel. Etwas kühn Hochgebirglerisches, Hinterwäldlerisches, ja Wildwestmäßiges kam mit diesem Aussehen beim Gottscheer zum Ausdruck. Eine weite Pluderhose (im Dialekt "pumprhoshe") mit seitlicher Steife, über den Stiefeln in langen Fransen endend, deckte den Körper zusammen mit einem Hemd, das in einem Bausch über das Beinkleid hinaushing und in der ganzen Länge der Ärmel eingenähte Faltenstreifen aufwies. Die männliche Figur wurde also stark ins Massige und Wuchtige gezogen. In der kühlen Zeit war über diesen weißen oder drillfarbenen beiden Stücken eine hellblaue, bis an die Knie reichende Joppe ohne Knöpfe üblich, die mattgrün unter den Ärmeln abgesteppt war. Der große Hemdkragen wurde über die
Joppe gestreift und als neuer Farbenton kam eine ziegelrot leuchtende Kravatte hinzu. Bei kotigem Wetter schob man die Hosenenden in hohe Schaftstiefel. Ein dicker Ledergürtel mit vorn schließenden Schnallen hielt Beinkleid und Hemd am Leib.

Anmutiger und farbenfreudiger als dies Kostümbild des Mannes ist das der Frau. Auch bei der Frauentracht spielen die Farben weiß und hellblau die Hauptrolle. Hohes langwallendes Kopftuch (in der Mundart "hidrle"), groblinnenes Hemd und leinener Unterrock sind weiß, indessen das langärmelige, an Sonn- und Feiertagen getragene Überkleid wie bei der Joppe des Mannes lichtblau mit grünen Verschnürungen gewählt wurde. Auch trug die Gottscheerin eine ärmellose Tuchjacke unter dem Übergewand. Die Liebe zum Bunten kommt ferner in dem roten, oft von grünen und gelben Fäden durchwobenen Gürtel zum Ausdruck, der doppelt handbreit über dem Hemd befestigt wurde, sowie in den geblümten Seidenbändern, die unter dem weißen Kragen zusammengeknüpft waren und lang über die Brust herabhingen. Im Hinterlande trug man zudem bunte, meist rote Strümpfe. Die Fältelung spielte auch bei der Frauenkleidung eine erhebliche Rolle. Die Ärmel des Überkleides liefen manschettenartig in Falten aus, in Zwickeln und Stößen stand das Hemd vornüber. Zur "Fältelung" - wir sagen heute "Plissierung" - gehört eine besondere Fertigkeit, die eine eigene, in jedem Dorfe befindliche Kostümkünstlerin, die sogenannte "woldrarin" (Faltnerin), ausübte.

Frühzeitig fiel ein slawischer Einfluß denen auf, die sich einer Beschreibung der Gottscheer Kleidung zuwandten. Sie soll von den "weißen" Krainern, den im Südosten den Kroaten benachbart wohnenden Slowenen, entlehnt worden sein. In der Tat, das weite Hemd, das Kopftuch und manche andere Züge finden wir bei den kroatischen Bauern und Bäuerinnen wieder. Sicher aber ist der slawische Einschlag, wie wir ihn bei den Kopftüchern der Frauen finden, nur auf einzelne Teile der Gottscheer Tracht beschränkt. Die Pluderhose der Männer, der einige Meter fransenbesetzte scharlachfarbene Gürtel der Frauen, der mehrfach um die Hüfte geschlungen wird, scheint mir türkischen Ursprung zu verraten. Und zwar gehen diese Einflüsse auf die östlichen Nachbarn der Gottscheer zurück, die sogenannten Uskoken, die aus der Türkei um 1450 eingewanderte Balkanslawen
waren.

Von den uskokischen Weibern speziell erzählt Valvasor, daß sie "lange Oberröcke ohne Ärmel haben und ihre Brust mit buntfarbenen oder geblümten Tüchern zieren", Merkmale, die wir bei der Gottscheer Frauentracht sehen. Was weiterhin den weiblichen Kopfputz betrifft, so weist uns Valvasor auf die Sloweninnen Oberkrains und harakterisiert diese eigentümliche "windische" Kopfzierde folgendermaßen: "die Weiber tragen auf ; dem Haupte weiße ,Petschen', ist ein leinen Schleyer von weitläufftig gewürckten Faden. Durch diese Leinewand von etwa 1 1/2 Ellen werden mit der Nadel Zwirnfäden gezogen, damit sie gefaltet bleibe. Diese Leinwand wird auf dem Kopfe so artig zusammengeworffen, daß es über der Mitte nicht anderst siehet, als obs oben eine gantz andere Leinwand wäre."

Immerhin hat der Gottscheer, namentlich bei der männlichen Kleidung, manches nach eigenem Geschmack und Behagen dazugefügt. Anklänge an Trachten deutscher Landschaften, aus denen die Gottscheer kamen (Kärnten, Ostbayern, Allgäu, Franken) lassen sich jedenfalls nicht entdecken. Eine dahingehende Annahme ist auch kaum aufgetaucht. Nur Elze will in der Rockfarbe der Gottscheer (doch grauweiß!?) eine Anlehnung an die Tracht der Altenburger Bauern sehen.


Dr. Hugo Grothe, Die Deutsche Sprachinsel Gottschee in Slowenien, 1931








Die Gottscheer Frauenfesttracht, ein Relikt mittelalterlicher Mode,
Dr. Maria Kundegraber, 1980



Das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien besitzt eine Gottscheer Frauentracht, die 1896 erworben wurde (1). Gottschee war bis 1941, zum Zeitpunkt der Aussiedlung seiner Bewohner auf Grund eines Abkommens zwischen Deutschland und Italien, das jenes Gebiet zur Besetzung erhalten hatte, eine deutsche Sprachinsel im bewaldeten Karstgebiet Südkrains. Historiker und Philologen setzen den Beginn der deutschen Besiedlung um 1325 an; der größte Teil der Siedler dürfte aus Oberkärnten und Osttirol gekommen sein. Die Erforschung von Sprachinseln gehört zwar zu den bevorzugten Interessen sowohl der Sprachwissenschaft als auch der Volkskunde, trotzdem wurden bis heute viele Fragen noch nicht beantwortet. Zu ihnen gehört jene nach Alter und Herkunft der Gottscheer Frauenfesttracht, der ich hier mein besonderes Augenmerk widmen will.

Die früheste Abbildung und eine kurze Beschreibung der Gottscheer Tracht verdanken wir dem Krainer TopographenJohann Weichard Freiherr von Valvasor (2). Seinem vierbändigen Werk ist ein Kupferstich beigegeben, auf dem wir zwei Frauen erkennen, die Kleider tragen, die bis zu den halben Waden reichen; darüber tragen sie eine seitlich geschlitzte lange Jacke (Joppe genannt) und auf dem Kopf ein kunstvoll gelegtes, aber nicht gebundenes Tuch. Die Füße stecken offensichtlich in Niederschuhen und lockeren Leinenstrümpfen. An der rechten Frauengestalt ist noch zu sehen, daß die Jacke einen seitlichen Taschenschlitz hat. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir diese Kleidung als Arbeits- oder doch Werktagstracht ansprechen. Valvasor schreibt dazu: "Die Weiber tragen kurtze Röcke und lange Cosaken oder Ober-Röcke, daran keine Ermel, wie sie also in beygesetztem Kupffer auftreten." Uns wird also hier bestätigt, was wir später auch beobachten, daß die Joppen ärmellos waren und bis zum Abkommen der Tracht geblieben sind. Fast ein Jahrhundert später bescherte uns der bretonische Naturwissenschaftler Belsazar Hacquet de la Motte, der in Laibach als Arzt und Professor wirkte, im zweiten Band seiner "Oryctographia Carniolica" die Abbildung eines Gottscheer Paares am Rande einer Karte von Krain. An der Frauengestalt ist deutlich die ärmellose und kragenlose Jacke sichtbar. Die Art, das Kopftuch zu tragen, hat sich gegenüber Valvasor nicht geändert. Der Schlitz in der Jacke ist wieder leicht zu erkennen, um die Mitte scheint ein breiter Gürtel gebunden zu sein. Das dürfte wohl ein Fehler des Zeichners sein, denn später wurde er ausschließlich über dem Hemdkleid getragen (3).

Gleichfalls einem Werk Hacquets beigegeben ist ein kolorierter Stich, der wieder eine Gottscheerin darstellt: Es handelt sich um eine Illustration des Werkes "Abbildung und Beschreibung der südwestlichen Wenden, Illyrer und Slawen". Wir erkennen als Neuerung einen in Falten gelegten Kragen, der allerdings nach seiner Form in eine frühere Zeit zurückweist, auf die "Mühlsteinkrause" der spanischen Mode, die sich hier in weicher Form wiederfindet. Daß dieser Kragen früher nicht belegt ist, dürfte auf die Tatsache zurückzuführen sein, daß der Kragen, der als selbständiges Stück umzulegen war, zur Arbeit nicht getragen wurde. Der Ärmel zeigt eine auffallende Weite; dieser Stich ist aber dafür der
einzige Beleg, und es ist fraglich, ob der weite Ärmel den Tatsachen entspricht. Die Gottscheerin trägt wieder Niederschuhe und weiße Strümpfe, möglicherweise noch Leinenstrümpfe. Die gelbe Farbe der Joppe stimmt vermutlich nicht mit den Tatsachen überein, denn die Berichte sprechen nur von weißen, bläulichen oder grünlichen Joppen. Hacquet sagt zur Tracht: "Das Weib trägt eine weiße Kopfdecke wie die Dolenzerin (4), die Haare kurz, die Mädchen aber in Zöpfe geflochten; das lange Hemd ist mit Manschetten versehen, und um den Hals geht ein breit gefalteter Kragen, ein leinener Unterrock mit einer solchen Schürze, und über das Ganze ein Rock wie beym Mann, aber ohne Ärmel. Dieses Kleidungsstück wird ebenfalls mit Heften geschlossen, um den Leib kommt ein blauer oder schwarzer wollener Gürtel; an den Füßen Strümpfe und Schuhe ohne Schnallen (5)." Der zeitlich nächste Beleg ist dem sogenannten "Kronprinzenwerk", "Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild", Band Kärnten und Krain, entnommen (Abb. 1) (6); wir sehen eine Gottscheerin etwa in der Tracht, wie wir sie im Österreichischen Museum für Volkskunde aufbewahrt haben: Das Hemdkleid, unter der Joppe vorstehend, zeigt hier zum ersten Mal eine feine Fältelung, die Ärmel dürften überlang und faltig zusammengeschoben sein; der breite weiche Kragen ist verziert, die Joppe ist, ebenso wie das Hemdkleid, etwas länger geworden, das Kopftuch nun im Nacken gebunden und ein Zipfel davon nach vorne gelegt; vom Hals herab hängen Bänder; die Joppe hat dunkel eingefaßte Kanten. Das Gebetbuch in der Hand der Trägerin läßt deutlich werden, daß es sich um einen sonntäglichen Anzug handelt. Dieser Darstellung entsprechen auch die Trachten auf alten Fotografien, vermutlich aus der Zeit um die Jahrhundertwende (7).



1. Gottscheerin in der Volkstracht


Der Prager Germanist und Volkskundler Adolf Hauffen, dessen Sammeltätigkeit das Österreichische Museum für Volkskunde auch die Gottscheer Frauentracht verdankt, hat 1895 ein Buch "Die deutsche Sprachinsel Gottschee" erscheinen lassen. In ihm ist auch ein Kapitel über Tracht und Hausbau enthalten. Es ist für uns von unschätzbarem Wert, denn es ist unentbehrlich zur näheren Bestimmung der einzelnen Trachtenteile (8). Die Erwerbung der Tracht durch Adolf Hauffen dürfte zwischen 1890 und 1893 erfolgt sein, zu einer Zeit also, in der die Tracht noch in Teilen der Sprachinsel getragen wurde. Das Museumsinventar enthält lediglich eine einfache Aufzählung der Stücke; dazu kommt, daß ich das interessanteste Stück, das Hemdkleid (9), nicht mehr im ursprünglichen, gefältelten Zustand vorfand, sondern gewaschen und gebügelt. Später sollte ich noch auf zwei weitere Hemdkleider desselben Schnittes stoßen, eines in der Textiliensammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (10), das andere in Gottscheer Privatbesitz. Beide waren durch jahrzehntelanges Lagern wohl verstaubt, hatten aber die Originalfältelung, soweit sichtbar, erhalten, daß man ihre Art genau erkennen konnte (Abb. 2). Vom zweiten ist noch zu berichten, daß es nachweislich von der Urgroßmutter der Besitzerin um 1850 als Hochzeitskleid getragen wurde; die zu diesem Anlaß auf den Ärmeln und dem mit wenigen Stichen lose an das Kleid angehängten Kragen aufgenähten farbigen Seidenbändchen sind gleichfalls noch vorhanden.



Abb. 2, Gottscheer Hemdkleid, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum


Vor diesen Funden aber sollte Hauffens Beschreibung der Tracht einen wichtigen Baustein für ihre Einschätzung liefern: "Eine Gottscheerin von echtem Schlage trägt am Leibe das Hemd aus grobem Linnen (üntrpfoit), darüber einen Leinenunterrock (dar könikaine kitl). In diesem einfachen Anzug verrichtet sie die häuslichen und die Feldarbeiten. Für den Ausgang und an Sonntagen legt sie darüber ein langes, gefälteltes Leinenhemd (da gewoldröta pfoit, woldrpfoit oder da gerigöta pfoit) an. Es ist am Halse geschlossen, reicht bis an die Knöchel und ist von den Hüften abwärts und an den Ärmeln in Falten gelegt. Das Fälteln besorgt in jedem Dorfe eine eigene woldrarin, darum ist auch der Hausname pai Woldrarsch sehr häufig. Bei festlichen Gelegenheiten muß das Hemd in acht Zwickel (Stöße) ausgehen (ochtschteaßatle), vorne querüber gefältelt (gakrischpat), mit einem zahnförmig ausgeschnittenen Rand versehen sein (gatsandlt) und aus feiner weißer Leinwand bestehen. Dieses Hemd wird immer durch einen Wollgürtel (s' girtale) festgebunden. Er ist handbreit, roth, von grünen oder gelben Fäden durchzogen;, rothe Wollschnüre in einer Länge von drei Meter hangen daran, die vielmals um die Hüften gewunden und rückwärts zugebunden werden, daß die Enden (da tsetn) bis zu den Knöcheln reichen. Der Gürtel vertritt die Stelle des Mieders. Über dem Hemd wird eine weiße, hellgrüne oder hellblaue ärmellose Tuchjacke (jöpa) getragen. Sie ist am Halse durch Haften festgehalten, steht im übrigen weit offen und reicht bis an die Knie. Die unteren Ecken werden etwas zurückgeschlagen, so daß das bunte Futter sichtbar wird. An den Rändern, den beiden Seitentaschen und den Nähten ist die Joppe mit grünen Schnüren geziert. Sie gleicht fast ganz der alten Männerjoppe. Um den Hals kommt ein breiter, umgelegter weißer Kragen (dr cölar), der zuweilen gestickt (gelöchat) ist. Über den Busen hängen schmälere oder breitere bunte und geblümte Seidenbänder (da pintpantlain) herab. Das Haar wird an Wochentagen mit einem einfachen, farbigen Tuch (hidrle), an Sonntagen mit einem weißen Tuch (tiachle) bedeckt. Dieses wird hinten gebunden, ein Zipfel fällt nach vorne, der andere nach rückwärts; das breite Dreieck fällt über den Rücken und ist mit Stickereien versehen. Ein Ohr bleibt frei, damit man einen der Ohrringe sehen kann (11).

Zur Ergänzung kann noch gesagt werden: Das gewöhnliche Sonntagsgewand besteht aus einem Oberteil, an dem in Höhe der Taille der geradbahnige Rock in dichten Fältchen angesetzt ist. Von dieser Form, die wohl erst im neunzehnten Jahrhundert ausgebildet wurde, soll hier nicht die Rede sein. Das Fälteln der Kleider wurde durch gleichmäßiges Ziehen mittels Nadel und Zwirn in Abständen von etwa 6 cm vorgenommen; wenn die Fäden vernäht waren, wurde das Gewand immer wieder naß gemacht und getrocknet, bis die Falten hielten. Vor dem Anziehen mußten die Zugfäden aufgeschnitten werden. Die Ärmel wurden "gakrischpat" (12), das heißt, in gleichmäßig feuchtem Zustand auf eine Decke oder ein Brett (z. B. ein Waschbrett) im Schwung geschlagen, und zwar so, daß sich durch das ruckartige Aufschlagen die Ärmel zusammenschoben; dadurch entstan
den unregelmäßige Querfältchen, durch die die Überlänge der Ärmel verbraucht wurde (13). Über die quergefältelten Ärmel habe ich unter dem Titel "Zur Altersfrage der Gottscheer Volkstracht" geschrieben (14). Es erübrigt sich, hier darauf nochmals einzugehen. Von mindest ebenso großer Wichtigkeit für eine zeitliche Einordnung der Festtracht der Gottscheerin ist der Schnitt mit den acht eingesetzten Keilen, dem wir uns nun zuwenden wollen. Wie bietet sich dieses Kleidungsstück dem Beschauer dar, wenn es ohne Fältelung angezogen wird? Im Österreichischen Museum für Volkskunde konnte eine Fotografie in diesem Zustand angefertigt werden (Abb. 3).



Abb. 3, Gottscheer Hemdkleid, Wien, Österreichisches Museum für Volkskunde
  


Das Leinengewand fällt in tiefen Falten von der Brust abwärts. Die Überlänge der Ärmel habe ich damals - noch in Unkenntnis des Sachverhaltes - aufgeschlagen. Die eingesetzten Keile sind gleichmäßig in der Runde verteilt; die Mittel- und die Seitenkeile setzen höher an, während die vier Zwischenkeile tiefer beginnen. Am Hals ist das oben verhältnismäßig schmale Hemdkleid nur wenig gezogen, es erreicht aber durch die Keile eine Saumweite von
4,80 m (15).

Wir erinnern uns beim Anblick dieser Aufnahme an Plastiken und Bilder der gotischen, ja der spätromanischen Epoche, an denen wir diesen oder einen ähnlichen Faltenwurf, freilich verschiedenen künstlerischen und stilistischen Gesetzen folgend, wiedergegeben finden, mit oder ohne Gürtel, aber nur ausnahmsweise mit einer Spur der Fältelung des ganzen Gewandes (16).

Es ist naheliegend, vorerst nach räumlich nahen und frühen Belegen für die Form unseres Gewandes zu suchen. Aus Gottschee sind leider keine Bildquellen überliefert. Von den zahlreichen Kirchen in der einstigen Sprachinsel sind fast alle zerstört; die noch vorhandenen stammen aus der Barockzeit und noch späteren Bauperioden. Im nahen Unterkrain wurden in der Kirche von Muljava gotische Fresken freigelegt. Eine Darstellung des Marientodes zeigt uns die Gottesmutter in einem am Oberkörper eng anliegenden Kleid, das von der Taille an in eine auffallende Weite übergeht, die wohl nur durch Einsetzen von Keilen erreicht werden kann (17). Wir erkennen das gleiche Gewand an unzähligen Bildern desselben und noch des folgenden Jahrhunderts. So wird ein Verkündigungsrelief vom Flügelaltar in Obergottesfeld m Kärnten um 1520 angesetzt (18) und einer Villacher Werkstätte zugeschrieben (bekanntlich haben Villacher Meister auch engste Beziehungen zu Krain gehabt). An diesem Relief ist mit Deutlichkeit ein eingesetzter Mittelkeil zu sehen. Diese Spur führt aber in jeder Richtung weit über unseren geographischen Raum hinaus. Die ausdrucksvollen Werke Tilman Riemenschneiders lassen vermuten, daß auch ihm noch diese Gewandform geläufig war; meistens gestaltet er sie ohne Gürtel. Seine Plastiken lassen einen in der Taille einsetzenden Keil erkennen, der rasch an Breite zunimmt (19). Deutlich sind die Gehren am Grabmal der hl. Notburga in Hochhausen am Neckar (Kreis Mosbach) aus dem vierzehnten Jahrhundert zu sehen; offenbar zehn bis zwölf Stück in der Runde (20).

Aber schon viel früher erkennen wir eingesetzte Keile in einer Federprobe eines Seckauer Breviers vom Ende des dreizehnten Jahrhunderts (21) und sogar in einer Priscianus-Handschrift in der Grazer Universitätsbibliothek, die um 1100 entstanden sein dürfte. Darin findet sich eine Darstellung der Weisheit, die in vollendeter Form das am Oberkörper enganliegende und von der Taille ab stark erweiterte Kleid ohne Gürtel belegt. Hier begegnen wir auch den quergefältelten Ärmeln (22).
Gewiß liegt ein ähnlicher Schnitt dem Kleid der hl. Kunigunde an der Adamspforte des Bamberger Domes, um 1237, zugrunde (23). Als dankbarste Vergleichsobjekte erwiesen sich wegen der offenen Armhaltung die Schutzmantelmadonnen. Um 1480 schuf Friedrich Schramm in Ravensburg eine Schutzmantelmadonna, deren Gewand verblüffend unserem Gottscheer Hemdkleid in ungefälteltem Zustand gleicht. Die vordere Partie ist schon am Halse etwas gezogen, doch ist die zunehmende Weite dadurch allein nicht erklärbar. Es wird daran deutlich, daß etwa in Brusthöhe noch zusätzlich eingesetzte Keile beginnen müssen (24). Wir erinnern uns an die Muttergottes in einem weißen Kleid in der Anbetung des Kindes von Hans Memling im Wallraf-Richartz-Museum in Köln (25) und an die Geburt Christi des Hans Multscher in Sterzing. Ein Kupferstich vom Meister E S, darstellend ein Liebespaar auf einer Rasenbank in einem Ziergarten, verdeutlicht besonders klar den gemeinten Kleidertypus (26). Die Dame trägt ein ungegürtetes Gewand, das seine stark ausfallende Weite nicht durch die wenigen Fältchen am Halsausschnitt bekommen kann. Die Reihe läßt sich beliebig vermehren, räumlich ausweiten und zeitlich vertiefen. In die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts führen uns die Stifterfigur (Uta) vom Westchor des Naumburger Domes (27) und das Grabmal des Minnesängers Otto von der Botenlauben, eines Grafen von Henneberg, und seiner Gemahlin Beatrix von Courtenay in der ehemaligen Zisterzienserinnenkirche von Frauenroth (Landkreis Bad Kissingen) (28).

Soweit wir wissen, wurde über dem Gottscheer Hemdkleid ein Gürtel getragen. Während der ganzen Zeitspanne, die wir bisher für Vergleiche mit dem bis spät in das neunzehnte Jahrhundert getragenen Gewand herangezogen haben, finden wir dieselben Formen auch gegürtet: Das prächtige Gnadenbild in der Wallfahrtskirche Maria Neustift bei Pettau (Ptujska gora) in der slowenischen Südsteiermark (29) und die Darstellung der Geburt Mariens aus dem Albrechtsaltar in Klosterneuburg bei Wien, entstanden 1438/39, seien als Beispiele angeführt (30). Zeitlich reichen die Bildbelege vom dreizehnten Jahrhundert bis um 1500; der geographische Bereich umfaßt wieder ganz Mittel- und Westeuropa.

Zwei besonders frühe Belege lassen sich noch aus Niederösterreich und Kärnten beibringen. Die einzigartige romanische Dorfkirche in Schöngrabern bei Hollabrunn bietet unter den Plastiken, die die Apsis schmücken, nicht weniger als drei, allerdings männliche Figuren dar, deren Gewänder in deutlicher Weise die eingesetzten Keile des Leibrockes zeigen. Die Nähte sind in den Stein gemeißelt; an zwei Figuren ist eine Mittelnaht der Keile ersichtlich (Abb. 4), an einer dritten eine Fältelung der Keile.



Abb. 4, männliche Figur, Schöngrabern


Die Apsis entstand um 1220 (31). Ein Kapitelsaalfenster von Millstatt in Kärnten ist durch ein besonders eindrucksvolles Säulenpaar ausgezeichnet. Die Basis der Säulchen wird durch einen auf einem Löwen kauernden Mann gebildet, dessen Leibrock, ähnlich dem in Schöngrabern dargestellten, eingesetzte Keile zu haben scheint; die Figur ist in der Taille stark eingeschnürt, möglicherweise durch einen schmalen Gürtel (32). Am Kreuzgangsportal zur Kirche findet sich als Sockelgruppe der Säulen eine sinnbildliche Darstellung der Bändigung des Heidentums durch die Kirche. An der rechten Säule steht eine Frauengestalt, die ein Kreuz vor der Brust hält; sie ist mit einem bodenlangen Gewand bekleidet, das von der Taille abwärts in engen Falten fließt, die unvermittelt in der Taille beginnen; eine Taillennaht ist nicht ersichtlich. Es wäre möglich, daß auch
diese Figur in unseren Zusammenhang zu stellen ist. Als Entstehungszeit wird 1150-1175 angegeben (33).

Ein letzter Beweis für meine Behauptung, daß das Gottscheer Hemdkleid ein Rest mittelalterlicher Mode ist, scheint mir noch nicht erbracht zu sein. Immerhin ist das Gesamtbild der Tracht mit ihrem breiten Gürtel, mit der wahrscheinlich einer späteren Mode entstammenden Joppe doch verschieden von den romanischen und gotischen Bildwerken, die ich angeführt habe. Um diesen letzten Beweis liefern zu können, möchte ich näher auf den Schnitt eingehen (Abb. 5).




Abb. 5, Schnitt des Gottscheer Hemdkleides. Wien, Österreichisches Museum für Volkskunde


Kleider der gotischen Periode oder gar noch ältere sind in Mitteleuropa nicht erhalten geblieben. In Uppsala wird das berühmte "Goldene Gewand" der Königin Margareta von Schweden und Norwegen, wahrscheinlich aus dem Jahre 1363 stammend, aufbewahrt. Sein Schnitt entspricht aber nicht unserem Material. Wohl sind an seine Stoffbahnen seitlich Zwickel angesetzt, um nach unten die angestrebte Weite zu gewinnen. In die geschlossenen Stoffbahnen eingesetzte Keile fehlen aber (34).




Abb. 6, Schnitt des Fundes von Kragetund, Dänemark


Dem dreizehnten Jahrhundert entstammt vermutlich der Fund eines Männergewandes aus dem Kragelund-Moor bei Viborg in Jütland (Abb. 6), das vorne und rückwärts je einen Doppelkeil eingesetzt hat (35) und mit dem Fund im Bokstenmoor im Gebiet von Rolfstorp in Halland, Südschweden, der spätestens um 1350 angesetzt wird, engstens verwandt ist (Abb. 7) (36).




Abb. 7, Schnitt des Fundes vom Bokstenmoor, Schweden


Dieser hat vorne und rückwärts je einen Doppelkeil eingesetzt, der rückwärtige hat eine falsche Mittelnaht. Wir sind damit dem Schnitt unseres Gewandes sehr nahe gekommen, wenn es sich hier auch um ein Männergewand handelt.

Einen schlagenden Beweis für den Zusammenhang der Schnittform jener fernen Periode mit unserer Gottscheer Frauenfesttracht liefern aber die Bodenfunde von den Wikingern in Grönland, denen Männer-, Frauen- und Kinderkleider angehören. Als Adolf Hauffen vor siebzig Jahren seine Schilderung der Gottscheer Frauentrachten gab, konnte er diese Zusammenhänge noch nicht ahnen. Er sah nur die weißen Trachten der slawischen Nachbarschaft, also Material und Farbe. So kam er zu der Meinung, daß die Gottscheer ihre Kleidung von den Slawen übernommen hätten, eine Ansicht, die auch slowenische Forscher vertraten, die gleichfalls dem Schnitt keine Beachtung schenkten (37). Erst 1924 erschien in Kopenhagen der umfangreiche Grabungsbericht Paul Norlunds, von dem 1937 auch eine gekürzte deutsche Ausgabe herauskam (38). In der englischen Originalausgabe sind mehr als hundert Seiten der Bekleidung gewidmet. Norlund fand vierundsechzig Kleidungsstücke; nicht alle sind nach demselben Schnitt gearbeitet, aber eine beachtlich große Zahl besteht aus geraden Stoffbahnen mit einer Vielzahl von eingesetzten Keilen.

Ich zitiere in deutscher Übersetzung aus Norlunds Originalbericht: "Die Hauptstücke sind in der Regel parallel geschnitten - selten werden sie breiter -, und von der Mitte der unteren Kante sind sie geschlitzt bis zur Taille; dort sind ein oder zwei Keile eingesetzt. So kommt es am unteren Ende zusammen zu sechzehn Stücken; vier vorn, vier rückwärts, vier an jeder Seite. Die Verwendung so vieler schmaler Teile anstelle einiger breiter zeugt nicht von Armut oder Sparsamkeit oder vom Wunsche, Reste zu verwerten, sondern im Gegenteil, es waren diese vielen Zwickel und Nähte der Gipfel der Mode. Das beweisen die verwendeten breiteren Zwickel, die durch falsche Nähte getrennt wurden. Manchmal nahm die Breite der Zwickel allmählich zu, ein anderes Mal waren sie in der Taille ganz eng geschnitten und gewannen plötzlich an Weite von den Hüften bis zum unteren Saum. Im letzteren Fall haben wir ein Kleid, das der Körperform bis unter die Taille folgt und dann in reichen Falten zum Saum fällt. Die größte Saumweite hat die Nr. 41: 4,25 m (39). Eine Weite von dreieinhalb Metern ist nicht selten." Und weiter: "Die Halsöffnung variiert in der Weite, aber die Kleider dieser Art sind niemals hochgeschlossen. In der Regel ist die Öffnung rund und immer vorne tiefer als rückwärts, nur in zwei Fällen war sie spitz. Wenn der Halsausschnitt nicht weit genug ist, kann der Vorderteil noch einen Schlitz haben, der geschnürt oder geknöpft sein kann oder mit einer Spange zu schließen ist. Die Ärmel sind üblicherweise aus einem Stück geschnitten, nur in einem Fall in zwei Hälften, abgesehen von Flicken und Ausbesserungen. Ein Zwickel ist immer an der Rückseite des Ärmels an der Schulter angesetzt, um die erforderliche Weite zu ergeben" (40).

Selbstverständlich wurde in Grönland, durch das rauhe Klima bedingt, nicht Leinwand, sondern ein Wollstoff verarbeitet. Bei der Nr. 41 des Herjolfsnes-Fundes enden die Mittelkeile vorne und rückwärts oben in zwei Spitzen, die wir später noch an anderem Vergleichsmaterial, aber nicht am Gottscheer Hemdkleid, feststellen werden. An jeder Seite sind vier Keile eingesetzt. Dieser Leibrock - denn um einen solchen handelt es sich - muß in der Taille anliegend gewesen sein; er hat dort eine Weite von einem Meter, gegenüber der Saumweite von 4,25 m. Das Frauenkleid Nr. 38 ist aus vierfädigem Twill mit schwarzer Kette und braunem Schuß gefertigt; vorne ist wieder ein Doppelkeil eingesetzt, der rückwärtige ist zwar
aus einem Stück geschnitten, aber mit einer falschen Mittelnaht versehen. An jeder Seite finden sich wieder vier Keile, und auch hier kommen falsche Nähte vor (Abb. 8).




Abb. 8, Schnitt eines Frauenkleides (Nr. 38 des Fundes von Herjolfsnes, Grönland)


Der Ärmel ist lang und eng und weist am Handgelenk einen Schlitz auf. In den vorderen Seitenkeilen ist je ein Taschenschlitz eingeschnitten und mit einer dünnen geflochtenen Schnur benäht. Der Saum des Kleides war mit einer Stickerei eingefaßt, die eine Schnur vortäuschen sollte (41). Der Leibrock- und Kleidschnitt, den wir eben kennengelernt haben, hatte in vereinfachter Form auch bei grönländischen Kinderkleidern Gültigkeit (Abb. 9).




Abb. 9, Schnitt eines Kinderkleides (Nr. 62 des Fundes von Herjolfsnes, Grönland)


Die Seitenkeile fehlen hier, und die vordere Rockpartie ist an einen Oberteil angesetzt; hier haben wir es wohl wirklich mit Sparsamkeit zu tun. Das Kleidchen Nr. 62 des Fundes ist 49 cm lang, hat eine Taillenweite von 47,5 cm und eine Saumweite von 105 cm (42).

Es wurden hier zum Beweis nur wenige Beispiele aus einer Reihe von Kleidungsstücken dieses Typs und Kleiderresten ausgewählt. Norlund gibt seiner Arbeit die Abbildung eines Paares bei, das auf einer Grabplatte von 1356 dargestellt ist; auch er gibt uns damit den Hinweis auf unser faltenreiches Gewand (43). Die Grönlandwi
kinger kamen um die Jahrtausendwende in das Land, und zwar aus Island; im fünfzehnten Jahrhundert verloren sie die Verbindung mit Europa. Nur innerhalb dieser Zeit konnten sie den Gewandschnitt kennengelernt haben, der auch in Island bekannt war. Dort hieß ein Kleidungsstück dieses Schnittes "fjolgeirungr"; das Wort gehört zu "geren", das keilförmiges Stück in einem Kleid bedeutet. 1345 wurde das Tragen eines solchen fjolgeirungr der isländischen Geistlichkeit von ihrem Bischof verboten. Die Vermutung liegt nahe, daß es damals eben der letzte Modeschrei war (44). Daß in Grönland auch die niedrige Gesellschaftsschicht solche modische Kleidung trug, hat Norlund aus dem dafür auch verwendeten derben Stoff geschlossen.

Letzte Parallelen für unseren Schnitt stammen ebenfalls aus Volkstrachten, und zwar aus dem Raum des nordwestlichen Jugoslawien sowie aus Schweden. Im Österreichischen Museum für Volkskunde werden vier ärmellose Kleider aus Istrien aufbewahrt. Eines ist aus schwarzem, feinem Leinen gearbeitet und vorne durchgehend offen; die Keile sind seitlich und vorne wie üblich eingesetzt, rückwärts aber in der Mitte in vier Fältchen eingelegt. Mehrfach werden falsche Nähte zur Erzielung der großen Zahl von Teilen angewendet (45). Das zweite Stück, ein Hemdkleid, gehört zu einer Tracht aus Cepic; es ist aus sehr grobem, dunkelbraunem Wollstoff verfertigt, in Falten gelegt, und zwar so, daß jeder Teil eine tiefe Falte ergibt (46). Die beiden letzten Stücke stammen von einer Tracht aus Labin: Ein weißes Hemdkleid aus grobem Leinen, mit Baumwollpiquéblenden und weißen Zierstichen versehen, ist zusätzlich mit einer Näharbeit am Halsausschnitt, die eine schnurartige Wirkung hervorbringt, geschmückt (47); dazu kommt ein Übergewand aus schwarzem, grobem Wollstoff, das mit einem violetten Tuchstreifen am Saum und bunter Seidenborte an den Armlöchern besetzt ist (Abb. 10) (48).




Abb. 10, Schnitt eines Frauengewandes aus Labin in Istrien. Wien, Österreichisches Museum für Volkskunde


Die vorderen Mittelkeile enden an den geschlossenen istrianischen Gewändern oben in zwei Spitzen. Im Historischen Museum der Stadt Görz (Gorizia, Italien) ist ein ärmelloses, schwarzes Leinengewand desselben Typs ausgestellt. Es wurde von einer alten Frau in Görz erworben, stammt aber wohl aus dem istrianischen Bereich oder aus dem slowenischen Hinterland von Triest.

Aus dem westlichsten Slowenien waren einige Frauenkleider unseres Schnittes in einer Sonderausstellung des Slowenischen Ethnographischen Museums in Laibach im Winter 1966/67 zu sehen. Sie waren aus schwarzem oder weißem Leinen oder grobem, braunem Loden genäht; dazu gesellte sich ein Frauenpelz aus Unterkrain. Wüßten wir nicht, daß dieser Schnitt der gotischen Mode Europas entstammt, könnten wir dieses Vorkommen in Istrien und Slowenien als Hinweis auf slawische oder mittelmeerische Herkunft des Gottscheer Hemdkleides ansehen.

Wie angedeutet, sind aber auch in Schweden, und zwar in der südschwedischen Landschaft Schonen, Schnitte von Männer- und Frauenröcken bekannt geworden, die durch eingesetzte Keile auffallen. So zeigt etwa ein mäßig langer Männerrock aus Värmland rückwärts fünf, vorne beiderseits je zwei Einschnitte, in die oben abgerundete Keile eingeschoben wurden (49). Ein Frauenwams von ähnlichem Schnitt hat je zwei Keile in den Vorderteilen bewahrt, während rückwärts durch die Form des Grundschnittes die gewünschte Weite erreicht wurde (50).


Es dürfte nach allem Gesagten glaubhaft gemacht sein, daß die Gottscheer Frauenfesttracht, im besonderen ihr Hemdkleid mit dem "achtstößigen" Schnitt, auch wenn sie aus weißem Leinen gemacht ist, nicht einfach slawischer Herkunft ist, sondern ebenso wie die übrigen angeführten Trachten stehengebliebenes Mittelalter darstellt, wie wir es auch auf anderen Gebieten in alten Sprachinseln und kulturellen Rückzugsgebieten finden können. Weiß ist nicht als nationale Eigenart anzusprechen, sondern als Fehlen jeglicher Farbe, stellt also einen ursprünglichen Zustand dar.

Die Kenntnis des Schnittes aber haben die Einwanderer nach Gottschee wohl schon aus ihrer Urheimat mitgebracht, die zu jener Zeit kulturell und wirtschaftlich aufgeschlossen und durchaus fortschrittlich war. Erst das Abgeschlossensein in einem abgelegenen, wirtschaftlich wenig ergiebigen Gebiet hat die Voraussetzung für die konservative Lebenshaltung der Gottscheer geschaffen, die sie mit ihren slawischen Nachbarn gemeinsam haben.

Die vielfältigen formalen Beziehungen scheinen das einfache Kleidungsstück auch über die Volkstrachtenforschung eines eng begrenzten Landstriches hinaus für die Kostümgeschichte Europas interessant zu machen.

Dr. Maria Kundegraber







Anmerkungen

1) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Inv.-Nr. 5507-5514. Angekauft von Adolf Hauffen in Prag, einem gebürtigen Laibacher.



2) Johann Weichard Freiherr von Valvasor, Die Ehre des Herzogthums Krain. Laibach-Nürnberg 1689, Bd. II,
S. 300-301.

3) Belsazar Hacquet de la Motte, Oryctographia Carniolica oder Physikalische Erdbeschreibung des Herzogthums
Krain, Istrien, und zum Theil der benachbarten Länder. Leipzig 1778, Bd. II.



4) Dolenzerin = Unterkrainerin, zu slowenisch Dolenjsko = Unterkrain.



5) Belsazar Hacquet, Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrer und Slaven, deren geographische Ausbreitung von dem adriatischen Meere bis an den Ponto, deren Sitten, Gebräuche, Handthierung, Gewerbe, Religion u.s.w., nach einer zehnjährigen Reise und vierzigjährigem Aufenthalte in jenen Gegenden dargestellt. 0. J., Bd. I, Tf. XI und XII, sowie S. 90-91.

6) Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Kärnten und Krain. Wien 1891, S. 428.

7) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Photothek, Inv.-Nr. 1681, 1684-1687, 1689 und 1690.



8) Hemdkleid, Gürtel, Kragen, Kopftuch, Strümpfe, Schuhe, Masche, Unterrock.

9) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Inv.-Nr. 5507.

10) Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Inv.-Nr. T 3637.



11) Adolf Hauffen, Die deutsche Sprachinsel Gottschee. Geschichte und Mundart, Lebensverhältnisse. Sitten und
Gebräuche, Sagen, Märchen und Lieder. Graz 1895 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte, Literatur und
Sprache Österreichs und seiner Kronländer, Bd. III), S. 50-51 und Abb. auf S. 49.

12) Das Verbum "krischpan" gehört zu lateinisch crispare und mittelhochdeutsch krispen, krispeln, das ,,kraus machen, kräuseln" bedeutet, und hängt auch mit " Krepp " zusammen. Karl Julius Schröer, Weitere Mittheilungen
über die Mundart von Gottschee (= Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Wien 1870, Bd. 65), S. 413. - W. Meyer-Lübke, Romanisches-etymologisches Wörterbuch, 3. Aufl., Heidelberg 1935, S. 215-216.

13) Die Ärmel sind 67 cm lang.

14) Maria Kundegraber, Zur Altersfrage der Gottscheer Volkstracht. In: Zur Kulturgeschichte Innerösterreichs.
Univ.- Prof. Dr. Hanns Koren zur Vollendung des 60. Lebensjahres dargebracht (= Zeitschrift des Historischen
Vereins f. Steiermark, Sonderband 11, Graz 1966), S. 35-44, 4 Abb.



15) Das erwähnte Brauthemd in Gottscheer Privatbesitz mißt am Saum 6,20 m.

16) Z. B. Denes Radocsay, Gotische Tafelmalerei in Ungarn. Budapest 1963, Abb. 9. - Peter von Baldass, Walther
Buchowiecki, Rupert Feuchtmüller, Wilhelm Mrazek, Gotik in Osterreich. 3. Aufl.. Wien 1964, Taf. 69 (rechts: hl.
Katharina, Michaeler Kirche Wien, 3. Viertel 14. Jahrhundert).



17) France Stele, Monumenta artis slovenicae I. Srednjevesko stensko slikarstvo. La peinture murale au moyen-age. Ljubljana 1935, Abb. 40 und andere Beispiele.

18) Walter Frodl, Kärntner Kunststätten, 5. Aufl., Klagenfurt-Wien 1965, S. 33. - Man vergleiche für Kärnten auch das reichhaltige Material, das hierhergehörige Gewänder darstellt, in: Walter Frodl, Die gotische Wandmalerei in
Kärnten, Klagenfurt 1944.

19) Leo Bruhns, Tilman Riemenschneider (= Die Blauen Bücher), Königstein im Taunus 1956, Abb. S. 26. S. 44 und
S. 102 f. Weiter beachte man die Bestände des Mainfränkischen Museums in Würzburg und des Germanischen
Nationalmuseums zu Nürnberg.

20) Emil Lacroix und Heinrich Niester, Kunstwanderungen in Baden, Stuttgart 1959, S. 394 und Abb. im Bildanhang. - Abgebildet weiter in: Land der Burgen und Wälder. Mosbach und die Kleine Pfalz Fotografiert von Robert Häusser, bearbeitet von Georg Richter, Karlsruhe 1960, nach S. 96.



21) Veröffentlicht in: Steirisches Trachtenbuch, begonnen und begründet von Konrad Mautner, weitergeführt und herausgegeben von Viktor Geramb, Bd. I, Graz 1932 ff., S. 237.

22) Wie Anm. 21, Bd. I, S. 246. - Wieder veröffentlicht in: Maria Kundegraber, wie Anm. 14. Abb 3.

23) Joseph Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Stuttgart 1943, Sp. 317 f.

24) Karl Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. I, Freiburg 1928. S. 637.

25) Wallraf-Richartz-Museum der Stadt Köln, Verzeichnis der Gemälde, Köln 1965, S. 123 und Abb 48.

26) Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern. Ein Atlas mit 1760 Nachbildungen alter Kupfer- und Holzschnitte aus dem 15 ten bis 18 ten Jahrhundert, mit Einführung von H. Kienzle. Herausgegeben von Eugen Diederichs, Bd. I, Jena 1908, Abb. 8 auf S. 3. - Desgleichen Abb. 3 auf S. 1, Abb. 9 auf S. 3 und Abb. 13 auf S. 4.

27) Deutscher Kulturatlas. Herausgegeben von Gerhard Lüdtke und Lutz Mackensen, Bd. II, Berlin-Leipzig
1928-1936, Blatt 106 b (Das Kostüm von 1200-1300, bearbeitet von Paul Post).

28) Karl Bosl. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, VII, Bayern, Stuttgart 1961, S. 192.



29) Emiljan Cevc, Srednjeveska plastika na Slovenskem. Od zacetkov do zadnje cetrtine 15. stoletja. Ljubljana 1963, S. 141 und Abb. 122 auf S. 143. - Deutlich ist dieselbe Gewandform auch an den drei heiligen Jungfrauen Embede, Warbede und Wilbede im Dom zu Worms (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) zu erkennen. Joseph Braun, wie
Anm. 23, Abb. 101 in Sp. 217 f.

30) Die Tafel aus dem Albrechtsaltar ist publiziert in: Mautner-Geramb, wie Anm. 21, Bd. I, S. 311.



31) Rupert Feuchtmüller, Die steinerne Bibel. Die romanische Kirche von Schöngrabern, mit 80 Lichtbildern von
Marga Pollak. Wien-Linz-München 1962, S. 110, 114 und 127.

32) Karl Ginhart, Millstatt am See, Klagenfurt 1954, S. 48 und Abb. 37 auf S. 47.

33) Wie Anm. 32, S. 49 f. und Abb. auf S. 51.



34) Agnes Branting, Das goldene Gewand der Königin Margareta in der Domkirche zu Uppsala Stockholm 1911,
Schnitt auf Taf. III. - Max Tilke, Kostümschnitte und Gewandformen. Eine Übersicht der Kostümschnitte und
Gewandformen aller Zeiten und Völker vom Altertum bis zur Neuzeit. Tübingen 1945, Taf. 120, Nr. 6, und Text
S. 53. - Das ganze Gewand bei: Eva Nienholdt, Kostümkunde. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber
(Bibliothek für Kunst-und Antiquitätenfreunde XV). Braunschweig 1961. S. 29 - Agnes Geijer Textile treasures of Uppsala Cathedral, Stockholm 1964, S. 63 f., Abb. 72 und 73.



35) Paul Norlund, Buried Norsemen at Herjolfsnes. An Archaeological and Historical Study (Meddelelser om
Gronland, Bd. XVII, Nr. 1). Kopenhagen 1924, S. 135 mit Fig. 85. Wiedergegeben auch bei Tilke, wie Anm. 34,
Taf. 118.

36) Albert Sandklef, Om den nedpalade döde i sägen och fynd. In: Folkminnen och folktankar (Göteborg), XXIV, 1937, S. 72-87. - Ders., The Bocksten find. A man with stakes through his body in mediaeval clothing A bog find in
Halland. Sweden. In: Acta ethnologica, II, 1937, S. 1-64. Schnitt des Leibrockes nach Fig. 31 auf S. 36



37) Z. B. S. Santel, 0 izvoru kocevske narodne nose. In: Kocevski zbornik. Ljubljana 1939, S. 335-347.

38) Wie Anm. 35. - Paul Norlund, Wikingersiedlungen in Grönland. Ihre Entstehung und ihr Schicksal. Leipzig 1937.
- Die Funde sind im Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen aufbewahrt. - Führer durch das Nationalmuseum. Die dänischen Sammlungen. Mittelalter und neuere Zeit bis 1750. Kopenhagen 1939, S. 30-32 und S. 37.



39) Paul Norlund, wie Anm. 35, Fig. 66 auf S. 107. Abgebildet auch bei Eva Nienholdt, wie Anm. 34, Abb. 17 auf
S. 23. Es handelt sich bei der Nr. 41 des Fundes um ein Männergewand.

40) Paul Norlund, wie Anm. 35, S. 92.



41) Paul Norlund, wie Anm. 35, S. 100-103 mit Fig. 63 (Schnitt) und Fig. 86 auf S. 136.



42) Paul Norlund, wie Anm. 35. S. 127 f. mit Fig. 78 (Schnitt) und Fig. 77, S. 126. - Ein Kinderkleid dieser Art dürfen wir z. B. auch beim Jesuskind der Klosterneuburger Madonna vom Ende des 13. Jahrhunderts vermuten Baldass Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, wie Anm. 16, Taf. 57.

43) Paul Norlund. wie Anm. 35, Fig. 88, S. 142.

44) Paul Norlund, wie Anm. 35, S. 144.



45) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Wien, Inv.-Nr. 2296.

46) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Wien, Inv.-Nr. 11811.

47) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Wien. Inv.-Nr. 39707.

48) Österreichisches Mus. für Volkskunde, Wien, Inv.-Nr. 39708.



49) Sigfrid Svensson. Skanes folkdräkter. En dräkthistorisk undersökning, 1500-1900 (= Nordiska Museets Handlingar, Bd. 3). Stockholm 1935, S. 38-40 mit Fig. 30.

50) Wie Anm. 49, S. 69-71 mit Fig. 62 und 63
.



650 Jahre Gottschee, Gottscheer Landsmannschaft in Klagenfurt, Festbuch 1980

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