Holzschnitzerei, von Hugo Grothe, 1931


Eine der ältesten im Gottscheer Lande geübten Fertigkeiten ist die Holzschnitzerei. Der Reichtum an Wäldern gab der Entwicklung der Holzverarbeitung die beste Grundlage. Bereits Valvasor sagt von den Gottscheern: "Sie seynd fast alle entweder Schachtelnmacher, Teller- und Schüsseln-Drechsler, Löffel-, Reiter- und Siebmacher oder verfertigen sonst allerhand Arbeit von Holz, und verführen solche Arbeit nicht allein im Lande Crain, sondern auch in die nächst gelegene Länder herum und wird ihr Machwerk weit verschickt." Auf der Abbildung, die Valvasor und später auch Hacquet von der Tracht der Gottscheer geben, ist der eine der Gottscheer Männer auch mit einigen kleinen Holzfäßchen in der Hand, dem sogenannten "Putscherle", abgebildet. Noch heute sieht man dies "Putscherle" oft auf dem Rücken der Gottscheer, die sich des Sommers zur Feldarbeit be
geben. Es ist gefüllt mit Wasser oder Most. Bei dem Mangel von Quellen und fließenden Wässerchen hat der Bauer einen erfrischenden Tropfen vom Hause her mit sich zu führen.



"Putscherle", Fäßchen, Foto H. Otterstätt, 1941


Und an anderer Stelle seines Werkes (2. Buch, S. 21) erzählt Valvasor bei Erwähnung des Gottscheerischen Dorfes Altkirchen, des heutigen Mitterdorf, folgendes: "Es hausen viel hölzerne Teller- und Schüssel-Macher daselbst, wie auch solche Arbeiter, welche Scatullen (oder Schachteln), Bütschelein, Sieber, Reiter, Mülterlein verfertigen oder sonst allerley Holz verarbeiten, und solche Arbeit hernach sowohl auf dem Puckel als auch bißweilen auf dem Rößlein nicht allein im gantzen Lande herum, sondern auch in andere benachbarte Länder tragen." Ähnliches berichtet unser Autor von den Bewohnern der Ortschaften Mooswald, Hasenfeld, Schalkendorf, Malgern, Hohenegg, Mösel, Nesseltal, Ober- und Unterloschin, Hinterberg, Langenton (Smuck), Rieg, Zwischlern und Tschermoschnitz.

Diese Angaben belegen, daß ehedem nicht nur im Hauptbecken der Gottscheer Landschaft, sondern auch im Hinterlande, desgleichen in der Landschaft "Walden" diese Hausindustrie vor 250 Jahren lebhaft im Schwung war.

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts etwa kam die Holzschnitzerei kleiner Haushaltungsartikel, die, soweit sie nicht dem heimischen Bedarf diente, als Hausierware von den wandernden Gottscheern mitgeführt wurde, in den Hintergrund. Dies wohl darum, weil der Verkauf solcher Artikel keinen rechten Verdienst mehr bot. Die Fertigung größerer Gebrauchsgegenstände, wie solche von Fässern, Sieben u. a. wanderte zum guten Teile auch ins benachbarte slowenische Gebiet, und zwar in das Reifnitzer Becken, oder hat sich dort frühzeitig wie in der Gottschee selbst entwickelt.

Um die Holzverarbeitungsindustrie der Gottscheer zu erhalten und zudem dieser häuslichen Kunstfertigkeit neue zeitgemäße Antriebe zu geben, ging man etwa 1885 an die Begründung einer "Holzindustrieschule" in der Stadt Gottschee heran. Nach dem Organisationsstatut trat die Stadtgemeinde Gottschee als Gründerin auf, die auch zur Überwachung der Bestimmungen desselben einen fünfgliedrigen Ausschuß zu berufen hatte. Die Besoldung der Lehrkräfte zu übernehmen, verpflichtete sich der Deutsche Schulverein in Wien. Zu Beginn des Winters 1882 erf
olgte die Eröffnung der Anstalt in gemieteten Räumen.

Die beiden Lehrwerkstätten wie der Zeichen- und Modelliersaal mußten getrennt in zwei Häusern untergebracht werden. Diesem Mißstande zu steuern, stiftete 1884 ein im Auslande lebender Gottscheer Wohltäter, Johann Stampfl, ein von ihm gekauftes Anwesen auf dem Brunnenplatze der Holzindustrieschule, in das diese alsbald übersiedelte. 1885 gewährte der Staat eine Jahressubvention von 1000 Gulden. 1886 bildete sich in der Stadt Gottschee die Firma "Erste Gottscheer Holz-Galanterie- und Stockerzeugung von Alois Loy & Co.", die sich des Verschleißes der von den jungen Arbeitern erzeugten Gegenstände annahm.

In einer Anzeige im "Deutschen Kalender von Krain für das Jahr 1892" bietet die Leitung dieser Holzindustrieschule an, daß sie Bestellungen annimmt auf "geschnitzte Teller und Rahmen jeder Art, verzierte Carnissen und Handtuchträger, Salon-Stiefelzieher, Tischchen, Leuchter und allerlei Tischler- und Drechslerwaren".

Schon die ersten Schüler hatten auf der Ausstellung der Krainer Hausindustrie, die 1883 in Laibach zur Feier der 600 jährigen Vereinigung Krains mit Österreich stattfand, durch auffallend schöne Stücke von Bären-, Hirsch-, Reh- und Gemsenköpfen bewiesen, daß unleugbar gute Anlagen für künstlerische Holzschnitzarbeiten im Gottscheer Völkchen lebten. Das beweist auch mancher heute in den Gottscheer Kirchen noch vorhandene alte Holzschmuck. Heiligen- und Engelsfiguren der Altäre künden eine primitive, aus dem 17. Jahrhundert stammende Kunst, die auch über sympathische Ausdrucksmittel verfügt. An verschiedenen Orten hat man diesen alten Holzarbeiten wenig Verständnis entgegengebracht. Die massiven Holzfiguren wurden zum alten Gerumpel geworfen und verschwanden spurlos ". So warf man in Lichtenbach, als 1914 die kleine Filialkirche renoviert wurde, die alten Holzfiguren, soweit sie nicht Platz hatten, auf einen Haufen und verbrannte sie (Mitteilung des Herrn Petschauer, Lichtenbach).




Markttag in Gottschee, H. Grothe, 1931


Die ehemals weit im Gottscheer Land verbreitete Holzindustrie ist nicht ganz ausgestorben. Gegenwärtig begegnen wir ihr noch im Hinterlande, vor allem in den am Fuße des Friedrichsteiner Waldes gelegenen kleinen Dörfern, auch in Mrauen am Ausgang des Rieger Beckens gegen den Reifnitzer Boden zu.

Um 1888 wurde sie noch in einer Anzahl von Dorfschaften des gesamten Hornwaldzuges, also sowohl in solchen des Landstriches Walden wie in denen der südlichen Moschnitze, besonders gepflegt, also in Komutzen, Kuntschen, Steinwand, Taubenbrunn, Sporeben, Tappelwerch, wo sie sich auch bis heute noch an einzelnen Stellen erhalten hat. Man schnitzt Löffel, Quirle, Nudelwalzen, Holzteller, Holzwannen und Holzschaufeln. Solche werden auf die Monatsmärkte von Gottschee, Rudolfswerth und Tschernembi zum Verkauf geführt.

Ansätze zu einer über handwerkmäßige Erzeugung hinausgehende Möbeltischlerei zeigten sich in der Stadt Gottschee. Der Absatz war aber ein zu geringer, um ihr weiteren Ausbau zu geben.

www.gottschee.de